Die schottischen Wurzeln von Red Bull Racing
Vier Jahre lang war Red Bull Racing, das Team mit Sitz im englischen Milton Keynes, kaum zu schlagen. Das weiß jeder. Nicht jeder weiß dagegen, dass das ursprüngliche Team von zwei Schotten gegründet wurde.
Foto: XPB Images
Paul Stewart, der Sohn des dreimaligen Formel-1-Weltmeisters Jackie Stewart, gründete 1988 nämlich Paul Stewart Racing, nachdem er das Gary Evans Motorsport Formel-3000-Team gekauft hatte. 1989 zog Paul Stewart Racing, das mittlerweile in der Formel 3, Formel 3000 und Formel Vauxhall Lotus antrat und von ursprünglich 10 auf 45 Mitarbeiter angewachsen war, in seine neue Fabrik in Milton Keynes um.
Nach sechs Titeln in acht Jahren in der Formel 3 und einigen Erfolgen in der Formel 3000 und der Formel Vauxhall, verkündete Jackie Stewart im Januar 1996, dass er für 1997 einen Formel-1-Motorendeal mit Ford geschlossen habe.
Also wurde Stewart Grand Prix gegründet und startete mit Rubens Barrichello und Jan Magnussen in das Abenteuer Formel 1 – und eine große Ernüchterung.
In 17 Rennen kamen die beiden Stewart-Piloten nur acht Mal ins Ziel. Das große Highlight war Barrichellos zweiter Platz beim Grand Prix von Monaco. Diese sechs Punkte sollten für den Rest der Saison aber die einzigen bleiben.
1998 landeten Barrichello und Magnussen, der ab dem Grand Prix von Frankreich durch Jos Verstappen ersetzt wurde, schon drei Mal in den Punkterängen. Trotzdem war die magere Ausbeute am Ende des Jahres ganz fünf WM-Zähler.
Erst 1999 kam Stewart Grand Prix mit Barrichello und Johnny Herbert etwas besser in Fahrt. Unvergessen hier Johnny Herberts Sensationssieg 1999 am Nürburgring, der erste und einzige des Teams bei insgesamt 49 Grand-Prix-Starts bis Ende des Jahres. Dazu kam eine Pole-Position von Rubens Barichello beim Grand Prix von Frankreich 1999.
Nachdem Ford das Team im Laufe des Jahres komplett übernommen hatte, wurde es für die Saison 2000 in Jaguar Racing umbenannt.
Die Resultate änderten sich aber kaum, da halfen auch die ganzen Millionen Dollar im Hintergrund nichts. Johnny Herbert und sein neuer Teamkollege Eddie Irvine kamen zwar öfter ins Ziel, die Punkte blieben trotzdem zum größten Teil aus.
Erst 2003 schaffte es Mark Webber, mit vier siebten und drei sechsten Plätzen einige Zähler anzusammeln. Nachdem auch 2004 zum dritten Mal in Folge nur Platz 7 in der Konstrukteurswertung drin war, hatte Ford die Nase voll.
Für großes Kopfschütteln sorgte Jaguar in seiner letzten Saison beim Grand Prix von Monaco, als man nach dem Rennen einen Diamanten als verloren meldete, der vom Auto abgefallen war. Im Rahmen einer PR-Kampagne für den Film Ocean's Twelve schmückten die Nasen der beiden Autos nämlich Diamanten im Wert von mehr als 250.000 Dollar – und einer der Steine war nach Christian Kliens Unfall in der ersten Runde angeblich abhanden gekommen.
Auch, wenn dieser Vorfall sicher nichts mit dem Rückzug von Jaguar aus der Königsklasse zu tun hatte, so kam Ende 2004 doch das Ende der grünen Autos.
Die waren ab der Saison 2005 kunterbunt lackiert – in den Farben von Red Bull. Energy-Drink-Hersteller Dietrich Mateschitz hatte das Team aufgekauft, in Red Bull Racing umbenannt und unter österreichischer Flagge – und abermals mit sehr gesunden Finanzen – an den Start geschickt.
Nach fünf Jahren, 2010, war aus dem Partyteam ein ernsthafter Konkurrent für die etablierten Rennställe geworden. Sebastian Vettel und Red Bull Racing waren soweit, dass sie nicht nur an der Spitze der Formel 1 mitfahren konnten, sondern sie dominierten. Vier Fahrer- und Konstrukteurstitel in Folge von 2010 bis 2013 – das hätten sich Jackie und Paul Stewart mehr als ein Jahrzehnt früher wohl nicht träumen lassen...
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