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Kommentar: Hätte die Formel 1 mit Vettel ein Exempel statuieren müssen?

Der Automobil-Weltverband (FIA) hat davon abgesehen, Sebastian Vettel zu bestrafen.

Sebastian Vettel, Scuderia Ferrari

Sebastian Vettel, Scuderia Ferrari

XPB Images

Der deutsche Formel-1-Fahrer hatte beim Großen Preis von Mexiko am Funk eine regelrechte Schimpfwort-Tirade losgelassen und unter anderem Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting beleidigt.

Aber war es das richtige Signal, Vettel straffrei davonkommen zu lassen? Charles Bradley nimmt die Situation unter die Lupe!

Fluchen. Schon meine Mutter sagte immer: Das ist weder besonders clever noch besonders toll. Allerdings zeigt die jüngere Forschung: Personen, die häufiger fluchen, sind oft auch intelligenter. Damit wird es natürlich nicht einfacher, Mum!

Erst dieser Tage wurde der Trainer von Manchester United, Jose Mourinho, für ein Fehlverhalten am Spielfeldrand bestraft. Er hatte beim Heimspiel gegen Burnley am Samstag einen der Spielleiter beleidigt und beschimpft.

Die Szene war nicht in der weltweiten TV-Übertragung zu sehen gewesen, dennoch trug sie sich zu. Als Folge dessen wurde Mourinho des Platzes verwiesen und musste die 2. Halbzeit von der Tribüne aus verfolgen.

Nur 24 Stunden später wurde Sebastian Vettel beim Großen Preis von Mexiko gegenüber Rennleiter Charlie Whiting und Max Verstappen ähnlich ausfällig. Nur dieses Mal war alles klar und deutlich zu hören, denn seine Funksprüche wurden direkt in das TV-Weltsignal eingespielt.

Vettel suchte direkt nach der Pressekonferenz das Gespräch mit Whiting und schickte anschließend auch noch Entschuldigungsschreiben an Whiting und den Weltverband. Der Inhalt dieser Briefe entzieht sich unserer Kenntnis, aber man darf vermuten, Vettel stützte seine Entschuldigung auf den sprichwörtlichen "Eifer des Gefechts". Und jeder von uns sagt immer mal wieder Dinge, die er oder sie wahrscheinlich besser nicht sagen sollte…

Natürlich war der öffentliche Aufschrei groß, vor allem bei den Fans. Vettel wurde für seine Unverschämtheit und seine Aufmüpfigkeit abgestraft. Denn es gehört sich nicht für einen Profisportler, dass er bei seiner Beschwerde bei Verantwortlichen auf Flüche und Schimpfworte zurückgreift, auch wenn das beim Fußball oft der Fall ist.

Es geht auch anders. Im Rugby zum Beispiel ist der Schiedsrichter eine Autoritätsperson, die von den Spielern oft mit "Sir" angeredet wird. Untereinander verwenden die Spieler freilich alle möglichen wilden Schimpfwörter. Allerdings handelt es sich bei Rugby auch um eine besonders harte und körperbetonte Form von Ballsport.

Im Motorsport haben wir uns hingegen bereits daran gewöhnt, dass Funksprüche mehr und mehr mit Piepstönen überlagert sind, wenn sich Fahrer über die Reifen, andere Piloten oder den Motor beschweren.

Sebastian Vettel, Ferrari on the grid
Sebastian Vettel

Foto: XPB Images

Eine Botschaft für Sebastian Vettel

Wenn jemand sofort bereut, dass er etwas falsch gemacht hat, muss man das sicherlich anerkennen. Und Vettel ist einer der eher gesprächigeren Rennfahrer. Seine weiße Weste weist aber auch ein paar dunkle Flecken auf. Ihr erinnert Euch an die Geschichte um "Multi-21"?

Szenen wie diese sind das genaue Gegenteil seines sonst so fröhlichen Charakters. Allerdings fiel mir auf: Vettel war in Mexiko schon nach dem Qualifying nicht in bester Stimmung gewesen. Ich glaube, sein Ärger ging darauf zurück, dass Ferrari in diesem Rennen seiner Meinung nach eine echte Siegchance haben würde. Doch weil das Team im Qualifying nicht mit den Supersoft-Reifen zurechtkam, blieben Ferrari nur mittelprächtige Startplätze.

Als Vettel im 1. Stint auch noch hinter Felipe Massa festhing, ließ das seinen Ärger nur noch weiter anwachsen. Schließlich eskalierte die Situation und Vettel fluchte am Funk, als er sich mit den beiden Red-Bull-Piloten anlegte.

Das wiederum erinnerte mich an eine Szene aus einem wichtigen Formel-3-Rennen in Le Mans, in dem er Mist gebaut hatte. Ich sprach mit ihm, als er vor der Waage in der Schlange stand. Er hatte den Helm bereits abgelegt, aber war noch immer voll und ganz im "Tunnel" des Rennens.

Er raunzte ein paar Antworten heraus und seine Stimme hörte sich so gar nicht an wie seine normale Stimme. Es klang ein bisschen wie "Mark ist zu langsam, schafft ihn aus dem Weg" in Malaysia, bevor die ganze "Multi-21"-Sache so richtig hochkochte.

Andererseits war das ein hervorragender Einblick in das Gemütsleben eines Formelfahrers der Spitzenklasse, dessen Adrenalinspiegel nach dem Rennen noch immer sehr hoch war. So unverblümt hat man es doch eigentlich gern!

Kimi Raikkonen, Ferrari and Sebastian Vettel, Ferrari
Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel

Foto: Ferrari

Schlussfolgerung

Ich komme nicht umhin zu denken: Wenn es Kimi Räikkönen gewesen wäre, der diese Funksprüche abgesetzt hätte, dann würden die Formel-1-Fans ihn dafür bewundern, als tollen Typen bezeichnen und T-Shirts drucken lassen mit "Hier ist eine Botschaft für Charlie: Leck mich am …"

Ich sage nicht, dass Beleidigen von Verantwortlichen in Ordnung ist. Aber wir wollen andererseits auch die einzelnen Persönlichkeiten der Formel-1-Stars erkennen. Sie sollen eben keine Marketingpüppchen sein, die niemals das sagen, was sie wirklich denken, und ihre wahren Gefühle stets verbergen.

Keine Frage: Vettel hat eine Grenze überschritten. Und ich fände es ziemlich gut, wenn sich Formel-1-Fahrer gegenüber Offiziellen mehr an Rugby-Spielern orientieren würden. Aber wenn sie mit einer Entscheidung nicht einverstanden sind, will ich natürlich auch eine gewisse Leidenschaft aus dem Cockpit hören. Damit klar wird, was ihnen all dies bedeutet. Aber solche Äußerungen müssen einfach ihre Grenzen haben.

Und wo wir gerade von Extremsituationen sprechen: Wieder einmal war es das Layout der Rennstrecke, das es Verstappen erlaubt hat, seine Position zu behalten, indem er einfach über das Gras gefahren ist. Später wurde er dafür bestraft. Aber es wäre schon ironisch gewesen, wenn diese Karte "Du kommst aus dem Gefängnis frei" dazu geführt hätte, dass Vettel verknackt worden wäre.

Wäre es fair gewesen, ein Exempel an Vettel zu statuieren und ihn zu bestrafen? Ich glaube nicht.

(L to R): Sebastian Vettel, Ferrari with Max Verstappen, Red Bull Racing
Sebastian Vettel und Max Verstappen

Foto: XPB Images

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