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Technikanalyse: Das Geheimnis hinter der Leistungssteigerung von Red Bull Racing

Matt Somerfield analysiert, wieso sich Red Bull Racing in der aktuellen Formel-1-Saison so stark verbessert hat. Während viele die Lösung im intensiven Entwicklungsprogramm auf aerodynamischer Seite sehen, sei das Problem deutlich komplexer.

Puzzle, Pierre Gasly, Red Bull Racing RB12

Puzzle, Pierre Gasly, Red Bull Racing RB12

XPB Images

In den ersten Rennen der Saison sah es aus so, als ob Ferrari den Abstand auf Mercedes verkürzt hätte. Jedoch wurden die Italiener anschließend vom deutschen Team abgeschüttelt. Sogar Red Bull Racing schaffte es anschließend, Ferrari zu überholen.

Grund dafür sind die verschiedenen Philosophien in der technischen Entwicklung. Während Ferrari sich auf einen Leistungszuwachs durch die Entwicklung des Motors konzentriert hat, haben die anderen Teams ihre Aerodynamik verbessert.

Erst als Mercedes mit einer optimierten Aerodynamik an den Start ging, wurde der Abstand zu Ferrari größer. Red Bull Racing hat jedoch keine großen Schritte in diesem Bereich gemacht. Die Österreicher haben das Auto nur an die jeweilige Strecke angepasst.

Die Entwicklung seit dem Saisonstart

Beim Saisonstart fehlte Red Bull Racing die Leistung, um mit Ferrari mithalten zu können. Nachdem jedoch nach den Barcelona-Tests ein Motorenupdate kam, wendete sich das Blatt.

Seit dem Rennen in Monaco hat Red Bull Racing große Fortschritte gemacht. Das Team schaffte es sogar, Ferrari noch vor der Sommerpause in der Teamwertung zu überholen.

Es ist nicht so, dass jemand bei Red Bull Racing einfach einen Schalter umgelegt hat. Es gibt auch nicht nur einen einzelnen Grund für den bemerkenswerten Leistungszuwachs. Es ist eher eine Kette von vielen Verbesserungen und einem besseren Verständnis des Gesamtpakets. Alles begann jedoch mit dem Motor.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat mehrfach betont, dass selbst nach dem Motorenupdate noch rund 50 PS auf Mercedes fehlen würden.

Selbst in der für Red Bull Racing erfolgreichen V8-Ära hätten den Österreichern immer rund 50 Pferdestärken auf die Konkurrenz gefehlt. Red Bull Racing habe diese Lücke mit seiner Aerodynamik geschlossen. Das Schließen der Lücke war auch in dieser Saison ein Teil der Lösung des Puzzles.

Ein Grund, warum Mercedes einen großen Vorsprung auf die Konkurrenz hat, war die Einführung eines Chassis-Drehmomentmessers. Dadurch haben sie viel über das Verhalten des Motors, wenn er im Chassis verbaut ist, gelernt.

Während Renault und Honda weiter auf ihren Standard-Drehmomentmesser vertrauen, haben Ferrari und Red Bull Racing unseres Wissens nach eigene Kraftmesser entwickelt, um mehr über das Zusammenspiel von Chassis und Motor zu lernen.

Auch das Motorenupdate von Renault soll erst freigegeben worden sein, als die Werte des Red-Bull-Drehmomentmessers passten. Renault hat selbst keinen Platz für ein eigenen Drehmomentmesser in ihrem Werk in Viry.

Während der Mercedes- und Ferrari-Drehmomentmesser auf einer Software basieren sollen, soll Red Bull Racing seinen Drehmomentmesser mit dem Simulator verbunden haben, um genauere Werte zur Energierückgewinnung und dem Bremssystem zu erhalten.

Die Lösung des Rätsels

Daniel Ricciardo, Red Bull Racing RB12
Daniel Ricciardo, Red Bull Racing RB12

Foto von: Kutal Mete Tekin

Aus aerodynamischer Sicht hat das Team aufgrund der Behebung des Leistungsdefizits die Möglichkeit bekommen, seine Arbeit aus der Vergangenheit zu überprüfen. Seit Barcelona verhält sich das Fahrzeug anders, kreiert mehr Anpressdruck und ist schneller auf den Geraden.

Eigentlich würden diese Effekte entgegengesetzt wirken, da sich der Luftwiderstand aufgrund der zusätzlichen Aerodynamik-Teile erhöht. Aber wenn das Auto richtig eingestellt ist, wird der Luftwiderstand reduziert und das Auto fährt schneller.

Aufgrund des Fokus auf den Frontflügel des Fahrzeugs kann mehr Anpressdruck erzeugt werden ohne zusätzlichen Luftwiderstand zu erzeugen.

Dies ist möglich, indem ein Schwellenwert der Geschwindigkeit gefunden wird, in dem der Heckflügel effektiv keine Wirkung mehr bringt. Das schafft das Team, indem es die Neigung des Fahrzeugs reduziert. Wenn das Auto Geschwindigkeit aufnimmt, wird es auf den Boden gedrückt. Dadurch dreht sich der Heckflügel, sodass der Luftwiderstand und der Anpressdruck verringert werden.

Das Fahrzeug muss so eingestellt werden, dass Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung und Kurvengeschwindigkeit effizient ausbalanciert sind.

Ohne diese Ausbalancierung würde das Auto in Kurvenausgängen vom Hochgeschwindigkeitskurven unruhig werden. Dieses unruhige Verhalten des Fahrzeugs hat man bei Red Bull Racing häufig im Freien Training gesehen, um die Fahrer an den Umgang mit einer solchen Fahrzeugeinstellung zu gewöhnen.

Änderungen an der Radaufhängung

Red Bull Racing RB12 front detail
Red Bull Racing RB12: Die Front im Detail

Foto von: Giorgio Piola

Red Bull Racing hat seine Änderungen an der Radaufhängung während der gesamten Saison so gut es geht versteckt.

Die Österreicher sind das einzige Team im Feld, dass Bellville-Federn nutzt. Die linke Seite des Fahrzeugs wurde neu ausgerichtet, weil die Front des Autos überarbeitet wurde. Teile der Aufhängung sind weiter oben angebracht als im vergangenen Jahr.

Neben dem Effekt auf das Gesamtpaket des Fahrzeugs haben diese Änderungen den Effekt, dass die Dynamik des Autos verbessert wurde. Im Kurveneingang scheint das Auto das beste im Feld zu sein und gibt den Piloten viel Sicherheit.

Es ist zu vermuten, dass diese Änderungen den Unterschied zwischen den Leistungen von Max Verstappen und Danil Kyvat ausmachten. Während Kyvat im Red Bull Racing einen selbstsicheren Fahrstil hatte, bereitet ihm das Toro-Rosso-Auto nun Probleme.

Das ausbalancierte Chassis hat zudem einen Effekt auf die Dynamik der Reifen, deren Leistung und den Verschleiß. Auch dies ist ein wichtiger Teil des Puzzles.

Der Monkey-Seat

In Monaco nutzen die Teams die Fahrzeugeinstellung, die den größten Anpressdruck erzeugt. Dabei wird der Luftwiderstand nahezu komplett ignoriert.

Der Monkey-Seat führt zu einer Interaktion zwischen dem Heckflügel und dem Diffusor. Es soll ein aerodynamischer Effekt geschaffen werden, der zu mehr Anpressdruck führt.

Red Bull Racing hat bis Monaco in keinem einzigen Rennen einen solchen Monkey Seat genutzt. Das zeigt, wie gut die Aerodynamik am Heck des Red-Bull-Fahrzeugs funktioniert.

 

Red Bull RB12 rear wing, Hungarian GP
Red Bull Racing RB12: Heckflügel für Ungarn

Foto von: Giorgio Piola

Obwohl sie in Ungarn einen Monkey-Seat nutzten, haben sie im Training versucht, ein Setup ohne die Komponente zu finden.

Das zeigt, wie aggressiv der Auftrieb wirkt, der nicht nur den Luftwiderstand reduziert, sondern den Druck vom Fahrzeug nimmt. Das bewirkt eine bessere Leistung der Reifen und weniger Verschleiß.

Ein Blick in die Zukunft

Sébastien Buemi, Red Bull Racing testing the new 2017 Pirelli tires
Sébastien Buemi im Red-Bull-Fahrzeug: Tests der neuen Pirelli-Reifen

Foto von: Red Bull Content Pool

Die wenigen Aerodynamik-Updates könnten die Konkurrenz beunruhigen. Es könnte nämlich bedeuten, dass Red Bull Racing sich vollkommen auf das neue Auto für das Jahr 2017 konzentriert.

Natürlich hat das Team auch den Fokus auf das Fahrzeug für die Pirelli-Reifentests gelegt, aber auch so haben sie vermutlich das eine oder andere für das neue Auto gelernt.

Renault hat zugegeben, dass es im Jahr 2014 zu spät mit der Entwicklung des Hybrid-Motors begonnen hat.

Das Red-Bull-Team, das auch Fehler gemacht hat, hat die Schuld Renault gegeben. Die Beziehung zwischen dem Team und dem Autohersteller war vor zwölf Monaten noch sehr angespannt.

Jetzt hat sich eine deutlich reifere Beziehung zwischen den beiden Unternehmen gebildet. Zudem arbeiten beide mit anderen Partnern zusammen, um mehr Leistung aus dem Fahrzeug herauszuholen. Diesen Ansatz verfolgen auch Mercedes und Ferrari.

Die gute Arbeit im Jahr 2016 hat sich bereits gelohnt. Red Bull Racing ist an Ferrari vorbeigezogen. Wenn das Team den Schwung mitnimmt, ist es sehr wahrscheinlich, dass es in der Konstrukteurswertung auf dem zweiten Platz landet.

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