Kolumne: Für die großen Vorbilder zu nass und zu kalt
Sicherheit hin oder her: Warum weigern sich eigentlich die besten Motorradrennfahrer der Welt, unter gewissen Bedingungen zu fahren?
Foto: Gold and Goose / Motorsport Images
Zum 2. freien Training erschienen einige Stars der MotoGP-Weltmeisterschaft heute schon ohne Lederkombi in der Box. In Team-Zivil. Ohne die Absicht, rauszufahren. Nass und kalt war es, ja. Am Ende wurden das FP2 der MotoGP mit 32 Minuten Restzeit und das FP2 der Moto2-Klasse gänzlich abgesagt.
Das sind nun also die besten Rennfahrer der Welt?
Josh Waters hat das Rennen der australischen Superbike-Meisterschaft heute gewonnen. Bei 15,7 Grad Streckentemperatur. Mit 8,2 Sekunden Vorsprung auf Troy Herfoss.
Sicher wurden die Bedingungen im Verlaufe des Tages noch schlimmer und 10 Grad Luft- und 12 Grad Asphalttemperatur laden jetzt nicht unbedingt zum Motorradfahren ein.
Aber dass im FP2 nur Barbera, Jones, Rabat, Petrucci, Aleix Espargaro und Rossi auf die Strecke gingen, ist ein Armutszeugnis. Einem Bradley Smith und einem Jack Miller, die gerade von schweren Verletzungen zurückgekehrt sind, mag man es nachsehen.
Aber der Rest?
Thema: Lausitzring
Hier blieben die Superbike-WM-Piloten ebenfalls in der Box, als es regnete. Rennabbruch und warten auf besseres Wetter. Die besten Piloten der Welt!
Sicher ist der Lausitzring im Regen schwierig und rutschig. Noch mehr, wenn Auto-Gummiabrieb auf der Piste liegt.
Beim Kombi-Event von IDM und DTM im Jahre 2014 aber blieben die Autos an den Boxen, weil der Rettungs-Hubschrauber nicht fliegen konnte – im Falle von Brand und Rauchverletzungen. Die IDM-Cracks wurden trotz Nebels und im Regen auf die Piste geschickt und machten die Show. Ohne Käfig, wohlwissend, dass ein Fehler in gebrochenen Knochen enden kann.
Ich selbst bin 2015 im strömenden Regen auf dem Lausitzring mit dem Team Motobike Cottbus ein 8-Stunden-Rennen gefahren. Amateur-Liga, klar. Und deswegen hatten wir auch keine Regenreifen, ich musste mit Standard-Pirelli-Straßenreifen fahren. Das erschien uns sinnvoller als an der Box zu warten, bis es auftrocknet, wenn die anderen mit den Regenpneus fleißig Kreise ziehen.
Die 1.000 Kilometer von Hockenheim werden oftmals bei Temperaturen um den Gefrierpunkt ausgetragen. Auch Regen kommt manchmal dazu. Und trotzdem bleibt keiner an der Box. Und ich würde behaupten, dass 95 Prozent der Teilnehmer dort die alte Fußball-Weisheit über den Kreisklasse-Platz schreien würden: "Wir müssen Montag alle wieder auf Arbeit."
Die Jungs in den Weltmeisterschaften sprechen nicht von Motorrad-Fahren, sondern vom "Job", der zu erledigen ist. "Heute haben wir einen guten Job gemacht." – "Das Team hat hervorragend gearbeitet."
Zu kalt?
Im BMW-Cup in Most hatten wir Anfang April irgendwas um die 5 Grad Luft- und Asphalt. Eine halbe Stunde vor Rennstart waren Schneeflocken in der Luft. Gekniffen hat trotzdem keiner.
Und wir sind Hobby-Amateure.
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