Analyse: Die LMP1-Erfolgsstory von Porsche
Sam Smith erklärt, warum der Gewinn der Langstrecken-WM für Porsche nach nur zweijähriger Anlaufzeit eine echte Erfolgsstory ist.
Foto: Porsche Motorsport
„Es wäre verschwendete Lebenszeit, wenn man nichts mit seinen Fähigkeiten anzufangen wüsste. Denn ich glaube: Das Leben lässt sich nicht nur in Jahren messen, sondern auch in Errungenschaften.“
Das hat der große Bruce McLaren einmal gesagt. Und viele Motorsport-Enthusiasten schreiben sich diese Worte auf die Fahnen. Denn diese beiden Sätze fassen treffend zusammen, was viele am Motorsport Beteiligte fühlen. McLarens Aussage wird schon seit Jahren als Leitmotiv herangezogen.
Und dieses Zitat passt auch ganz hervorragend zur Leistung von Porsche in der Langstrecken-WM (WEC) 2015. Denn nur vier Monate nach dem ersten Le-Mans-Sieg seit 17 Jahren hat Porsche in Schanghai auch den Titelgewinn in der WEC-Herstellerwertung perfekt gemacht.
Der Sieg in Le Mans und der Sieg in der WEC-Gesamtwertung – das ist eine Leistung, die sich im zweiten Jahr eines Werksprogramms durchaus sehen lassen kann. Noch dazu, wenn man – wie Porsche – zwei erfolgreiche Konkurrenten von Weltrang, Audi und Toyota, im direkten Duell geschlagen hat. Das nötigt Respekt ab.
Besonders hervorzuheben ist, dass das Porsche-Projekt erst 2011 seinen Anfang genommen hat. Ja, schon bei Vorstellung des LMP1-Programms am 11. Juni 2011 war eine grundlegende Infrastruktur vorhanden und natürlich besaß Porsche auch die notwendigen technischen Fähigkeiten.
Doch die deutsche Marke musste erst einmal ein komplett neues Team mit einer Mischung aus Erfahrung und Jugend aufbauen. Sie holten auch einige Mitarbeiter, die davor bereits für das BMW Sauber F1 Team tätig gewesen waren.
Das Forschungs- und Entwicklungszentrum in Weissach sowie das Porsche-Zentrum in Flacht waren maßgeblich an der Entwicklung des LMP1-Projekts beteiligt. Dort wurden innerhalb der bestehenden Infrastruktur neue Bürogebäude und Werkstattanlagen errichtet, sodass das Team schnell wachsen konnte.
Timo Bernhard fuhr schließlich im Sommer 2013 erstmals mit einem LMP1-Porsche der neuen Generation. Er erinnert sich nur zu gut an das Gefühl, wie er die ersten Meter einer erfolgreichen Rennsport-Reise zurücklegen durfte.
„Für jeden von uns ist es eine große Ehre, mit einem so großartigen Team gewonnen zu haben“, sagt Bernhard im Gespräch mit Motorsport.com. „An das erste Rollout erinnere ich mich noch gut. Wir fuhren damals gerade mal fünf Kilometer. Das war alles! Doch seither hat sich einiges getan. Und jetzt sind wir Weltmeister.“
Bernhard weiter: „Der 919 Hybrid ist das schönste Auto, was ich je gefahren bin. Es generiert einen unglaublichen Grip. Als wir mit dem Projekt begonnen haben, hätte ich nie gedacht, dass diese Fahrzeuge so schnell werden könnten. Viele meiner Freunde waren dieses Jahr am Nürburgring und dort regelrecht geschockt von der Leistung der Autos.“
Auch Teamchef Andreas Seidl benutzt das Wort „unglaublich“, wenn er über die zurückliegenden Wochen und Monate spricht.
„Es ist schwierig, all das in Worte zu fassen. Aber was wir in der Kürze der Zeit erreicht haben, darf in keinem Fall unterschätzt werden.“
„Ich denke, was wir seit dem Beginn unseres Projektes auf der Strecke erreicht haben, ist nur eine Seite der Medaille. Die andere ist, was all die Leute zuhause im Werk geschafft haben.“
„In jedem Fall“, so Seidl weiter, „ist es in höchstem Maße zufriedenstellend, die Besten der Welt geschlagen zu haben.“
Dabei hätte Porsche vor fünf Jahren durchaus auch den Weg in die Formel 1 einschlagen können. Denn dazu hätte es laut Wolfgang Hatz, Leiter Forschung und Entwicklung, keine Alternative gegeben, wenn Volkswagen dem konzerninternen Duell zwischen Porsche und Audi einen Riegel vorgeschoben hätte.
Aber die Wahrheit ist: Porsche gehört nach Le Mans. Und Porsche gehört auch in die Langstrecken-WM. Die Porsche-Geschichte in Le Mans war zu groß, als dass man sie hätte ignorieren können.
Und als Audi 2013 zum zwölften Mal auf dem Circuit de la Sarthe triumphierte, kamen sie dem Porsche-Allzeit-Rekord immer näher. Die logische Konsequenz: Porsche musste zurück nach Le Mans.
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