Cupra e-Racer: Testfahrt im Weltmeister-Auto der ETCR-Saison 2022
Wie sich das Auto fahren lässt, das die Saison 2022 im elektrischen FIA Tourenwagen-Weltcup (ETCR) dominiert hat, verrät unser Testbericht
2022 war die zweite Saison in der Geschichte des ETCR, des elektrischen Tourenwagen-Weltcups, aber die erste mit offiziellen Siegel des Automobil-Weltverbands (FIA). Dominiert wurde die ETCR-Saison 2022 von Cupra EKS, dem Team von Mattias Ekström, das mit dem Cupra e-Racer die Herstellerwertung gewonnen und mit Adrian Tambay, Ekström und Tom Blomqvist die Top 3 der Fahrerwertung belegt hat.
Alle drei Fahrer von Cupra EKS waren in jedem der sechs ETCR-Saisonrennen 2022 konstant und haben den Cupra e-Racer regelmäßig ans Limit getrieben. In diesem Jahr musste sich das Auto an sehr unterschiedliche Rennstrecken mit völlig wechselnden Witterungsbedingungen anpassen. Vom Nieselregen beim Saisonauftakt in Pau (Frankreich) bis zu 40 Grad Celsius Hitze in Jarama (Spanien) war alles dabei.
Die Arbeit der Cupra-Ingenieure unter der Leitung von Xavi Serra war im gesamten Saisonverlauf von grundlegender Bedeutung für das auf ganzer Linie erfolgreiche Abscheiden von Cupra EKS. 'Motorsport.com' hat den Cupra e-Racer exklusiv Probe gefahren.
Cupra e-Racer
Foto: Cupra
Die Testfahrt im Cupra e-Racer
Der Cupra e-Racer ist ein 500 Kilowatt (680 PS) starkes Auto, das in nur 3,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt und eine Batteriekapazität von 65 Kilowattstunden - mehr als genug für die Sprintrennen im ETCR-Kalender mit maximal sechs Runden.
Cupra hat uns für die Testfahrt die Fahrer zur Verfügung gestellt, die zum offiziellen Aufgebot von Cupra EKS im FIA ETCR gehören. Dazu gehören zwei Weltmeister - Ekström und Tambay - die uns als Instruktoren den Umgang mit dem Rennwagen beibringen sollten. Das Auto hat zwar kein ABS, aber eine aktivierte Traktionskontrolle. Die hilft dabei, die Leistungsentfaltung zu modulieren, ohne die Haftung zu verlieren.
"Das Auto ist so einfach zu fahren wie ein Kart, bis man die Limits findet", sagt Adrien Tambay, der aktuelle ETCR-Champion und für einen Tag unser Privatlehrer. Für ihn ist das Auto sehr einfach zu fahren, aber viel schwieriger zu handhaben, wenn man Rennen fährt. Das Gewicht von fast 1,8 Tonnen, der Hinterradantrieb und die profilierten Reifen machen es schwierig, das Auto beim Bremsen auf der Linie zu halten und am Kurvenausgang die Traktion zu finden.
Cupra e-Racer
Foto: Cupra
Gleiches Gefühl, anderer Sound
Wie bei allen Rennwagen fängt man unweigerlich an zu lächeln, wenn man den Helm aufsetzt und einen der Fünfpunktgurt umarmt ... Und wenn die Mechaniker dieselben sind, mit denen man die vergangenen zwei Saisons an den Rennstrecken in ganz Europa verbracht hat und die einem Unsinn erzählen, dann kann man sich auf ein echtes Vergnügen freuen.
Als ich die Zündung einschalt, höre ich nicht das übliche Motorengeräusch und vergesse, dass dies der erste elektrische Rennwagen ist, den ich fahre. Aber das Gefühl ändert sich nicht, wenn man das Bremspedal voll durchdrückt und dann auf den "Forward"-Knopf drückt. Eigentlich würde ich lieber einen Schalthebel bewegen und den ersten Gang einlegen oder zumindest von N auf 1 schalten. Aber in diesem "Ein-Gang-Auto" läuft das anders. Es gibt nur drei Positionen für den Schalthebel: Vorwärts, Rückwärts und Neutral.
Sobald ich das Signal des Mechanikers erhalten habe, um die Box zu verlassen, tue ich genau das. Hinter dem Pace-Car, einem Cupra Formentor, aus dem heraus Adrien Tambay die Strecke Kurve für Kurve erklärt, bewege ich als erstes das Lenkrad, um die Reaktionen auf leichte Kurven zu spüren. In engen Kurven kann man das Lenkrad bis zu 90 Grad in beide Richtungen drehen, was ich auf unserer Teststrecke mit einigen sehr engen Kurven sehr zu schätzen weiß.
Wenn das Pace-Car aus dem Weg ist und man auf sich allein gestellt ist, weiß man die Sensibilität von Gas und Bremse zu schätzen. Wie zu erwarten, liegt in einem Elektroauto sofort die volle Leistung an - in diesem Fall 300 Kilowatt - sobald man das Pedal durchdrückt. Man muss daher daran denken, das Lenkrad gerade zu halten und etwas Platz zu haben, um die volle Leistung genießen zu können.
Cupra e-Racer
Foto: Cupra
Einfach zu fahren - schwer, das Limit zu finden
Obwohl der Cupra e-Racer sehr gutmütig ist und die Traktionskontrolle in niedriger Stufe aktiviert ist, muss man sehr vorsichtig agieren. Ähnlich verhält es sich mit den Bremsen. Das Auto bremst hart, ohne ABS, aber man muss es gerade halten, um nicht bei einer Vollbremsung von der Hinterachse überholt zu werden. Außerdem ist es ein Auto mit hohem Gewicht. Das macht sich beim Bremsen auf engem Raum bemerkbar.
Wenn man sich an das Auto gewöhnt, ist es einfach zu fahren. Es fährt nicht sehr schnell und macht genau das, was man ihm am Lenkrad befielt. Am Kurveneingang liegt es dank einer stabilen Vorderachse sehr gut, aber wenn man das Gaspedal zu sehr liebt, kann man vom Übersteuern überrascht werden und es wird schwierig, die Kurve zu kriegen. Alles in allem habe ich in den wenigen Kurven unserer Teststrecke das Gefühl, dass das Auto gutmütig ist. Aber natürlich ist es keine echte Rennstrecke, man erreicht in keiner Kurve mehr als 120 km/h.
Dieser Test war nur ein erster Kontakt, um das Fahrgefühl des Cupra e-Racer zu erleben, aber er reichte aus, um ein einzigartiges Gefühl wie ein Kind zu genießen. Man ist an alle Arten von Rennwagen gewöhnt, aber wenn man zum ersten Mal mit einem elektrischen Rennwagen auf die Strecke geht, ist das etwas Unvergessliches. Fahrer des ersten elektrischen Weltmeister-Autos zu sein - und sei es nur für ein paar Runden - ist eine dieser Erinnerungen, die man sein Leben lang nicht vergisst.
Cupra e-Racer
Foto: Cupra
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