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Kolumne zu den 24h Spa: Zeit für den runden Track-Limits-Tisch

Nach den 24 Stunden von Spa 2020 ist es an der Zeit, dass beim Thema Track-Limits endlich nach echten Lösungen gesucht wird und es keine Tabus gibt

Liebe Freunde der schlaflosen Herbst-Nächte,

wir haben nach diesem 24-Stunden-Rennen von Spa wirklich keinen Grund zu meckern. Es war keine Selbstverständlichkeit, in diesen Zeiten das Rennen überhaupt zu sehen. Und dann durften wir auch noch ein sportlich hochwertiges Rennen erleben, mit stolpernden Favoriten und einem tollem Finish samt Heldentat.

Ich bin froh, dass das Rennen letztlich eigentlich nur positive Schlagzeilen produziert hat, denn das Thema für unsere Post-Race-Kolumne stand bereits am Freitagabend fest. Glücklicherweise wurde der Irrsinn mit den Track-Limits noch vor dem Rennen korrigiert.

Doch ich hoffe, dass diese Superpole der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Die spöttischen Reaktionen von Fans weltweit bei einem Rennen von derartigem Rang müssen Konsequenzen nach sich ziehen.

 

Es wird Zeit, dass sich Vertreter aller Stakeholder im Motorsport, Ingenieurbüros für Rennstreckenbau und gegebenenfalls Versicherungsvertreter (dieses Thema vergisst man nur allzu schnell) an einen Tisch setzen und das Thema Track-Limits mit Priorität behandelt wird, bis eine befriedigende Lösung für zwei und vier Räder gefunden ist.

Ein Paradigma ist zu hinterfragen

Die FIA hat es mit großen Meetings selbst versucht. Was wurde erreicht? Nichts. Wahrscheinlich, weil sie nie aus ihrer Komfortzone getreten ist. In den Büros in Paris herrscht noch immer 1994 mit dem Paradigma "Safety first - koste es, was es wolle".

Beim Runden Track-Limits-Tisch darf es keine Denkverbote geben. Etwa sollte man diskutieren, ob Kiesbetten wirklich so unsicher waren, nur weil sich Michael Schumacher 2001 in Melbourne in einem Freien Training mal darin überschlagen hat.

 

Das war zwar bei weitem nicht der einzige Zwischenfall, der dazu bewogen hat, von Kiesbetten abzukehren. Aber die Initialzündung. Seither hat sich die passive Sicherheit von Autos und auch der Schutzkleidung von Motorradfahrern deutlich verbessert.

Oder ob hohe Randsteine wie früher in irgendeiner Form wieder eingeführt werden sollten, vielleicht in mobiler Form für vierrädrige Serien. Schließlich stehen Reifenstapel, über die man hinwegfliegen könnte, seit Rubens Barrichellos Imola-Unfall 1994 in der Regel nicht mehr nicht mehr direkt neben dem Randstein. Solche Fragen lösen mehr, als das Internationale Sportgesetzbuchanzupassen.

Kurz: Das Paradigma eines Vierteljahrhunderts gehört auf den Prüfstand - ganz sachlich und emotionslos, ohne Schnellschlüsse.

Warum die FIA ein Interesse haben muss

FIA und auch FIM sollten ein Interesse an einer solchen Diskussion haben. Denn wenn Fahrzeuge aus einer Auslaufzone eine Ideallinie machen, wird der Sinn der Auslaufzone konterkariert. Außerdem schaden Szenen wie am Freitagabend in Spa dem Ansehen des Motorsports.

 

Nicht weniger wird das Ansehen des Motorsports beschädigt, wenn 125 Rundenzeiten in der Formel 1 oder 47 Qualifying-Zeiten in der WEC gestrichen werden, weil man sich an die FIA-Vorgabe hält. Letzteres übrigens ebenfalls auf dem Circuit de Spa-Francorchamps.

Ebenso kann es nicht im Sinne des Motorradsports sein, wenn sogar ein Sieger nachträglich zurückversetzt wird oder wenige Millimeter zu einer Zeitstrafe gegen einen Meisterschaftskandidaten führen. Wenn sich ein Valentino Rossi hinstellt und zugibt, dass die Track-Limit-Situation "nicht unter Kontrolle" sei, dann muss etwas getan werden.

Was nicht verboten ist, wird gemacht

Zurück nach Spa: Es war sehr erfrischend, mit welcher Ehrlichkeit Polesetter Raffaele Marciello die Frage nach den Track-Limits beantwortet hat: Es sei gefährlich, bis an die Reifenstapel heranzufahren. Aber solange es erlaubt ist, werde er es weiter so tun. Chapeau. So viel Schneid muss man erst einmal haben, das so offen in die Kameras zu sagen, was jeder tut.

Es ist verständlich, dass Rennleiter Alain Adam angesichts des reduzierten Personals in der Rennleitung sich dazu entschloss, die Limits bis auf Raidillon freizugeben. Doch ihm hätte bereits da klar sein müssen, dass er damit die Büchse der Pandora geöffnet hat.

 

Sich danach hinzustellen und die Fahrer dafür zu geißeln, dass sie den Freibrief "übertrieben missbraucht" hätten, ist dann doch ein bisschen armselig. Jeder im Motorsport weiß: Gib einem Fahrer Asphalt und er wird ihn nutzen. Das ist ein Naturgesetz. Wenn etwas erlaubt wird, wird es konsequent ausgenutzt.

In Zeiten, in denen es auf Tausendstelsekunden ankommt, kann sich der Fahrer auch nicht zurücknehmen, um auf freiwilliger Basis zwischen den weißen Linien zu bleiben. Das würde gleich mehrere Startreihen kosten. Man muss am Limit fahren.

Jeder, der sich schon einmal im Simracing oder auch der Realität auf einer Rennstrecke versucht hat, kann nachvollziehen, wie schwer es ist, sich zwischen den zwei Linien zu halten, wenn man am absoluten Limit fährt. Ob der Reifen nun noch den Zentimeter drin war oder nicht, lässt sich aus der Cockpitperspektive kaum nachvollziehen.

Es bleibt zu hoffen, dass die Ereignisse bei den 24 Stunden von Spa endlich zu ein paar Konsequenzen führen, die das Thema Track-Limits im anstehenden Jahrzehnt lösen werden.

Euer

Heiko Stritzke

Mit Bildmaterial von Erik Junius.

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