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Rote Flagge: Darum wurde Sebastian Vettel in Austin bestraft

Weil er unter Roter Flagge zu schnell war, muss Sebastian Vettel um drei Plätze zurück: Wie die umstrittene Regel funktioniert und wieso die FIA keine Wahl hatte

Sebastian Vettel, Ferrari SF71H

Sebastian Vettel, Ferrari SF71H

Steven Tee / Motorsport Images

Sebastian Vettel hat derzeit die Seuche am Gasfuß: Nach den Patzern der vergangenen Rennen muss er nun auch in Austin um drei Startplätze zurück, weil er sich im ersten Freien Training bei Roter Flagge nicht an die seit dieser Saison vorgegebenen Zielzeiten in den Mini-Sektoren hielt. Ein kurioser Fehler für einen Piloten wie Vettel, von dem man weiß, wie genau er das sportliche Reglement auf eventuelle Grauzonen studiert, um eventuell einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz zu erhaschen.

Doch warum wurde Vettel überhaupt bestraft? Das Delikt ereignete sich kurz vor Halbzeit des verregneten ersten Freien Trainings, als ausgerechnet sein zukünftiger Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc nach einem Dreher in den S-Kurven viel Schmutz auf die Strecke brachte. Vettel verlangsamte, allerdings nicht genug, um die Zielzeiten zu erreichen.

 

Doch wie werden diese berechnet? Konkret verlangt das Reglement, dass der Fahrer innerhalb eines 400 Meter langen Teilstücks sein Tempo auf mindestens 145 Prozent der durchschnittlichen Trainings-Rundenzeit verringert. Das errechnet die Standard-Elektronik des Boliden und wird am Display auf dem Lenkrad angezeigt.

Wie die Regel funktioniert

Das Reglement verlangt, dass die Fahrer bei einer roten Flagge innerhalb von 400 Metern das Tempo auf 145 Prozent der durchschnittlichen Trainingszeit reduzieren müssen. Das ist Vettel in den Mini-Sektoren 6 und 7, die auch Marshall-Sektoren genannt werden und zwischen den FIA-Signaltafeln liegen, nicht gelungen. Und zwar, obwohl er von seinem Team per Funk darauf hingewiesen wurde.

Er ist aber nicht der erste Pilot, dem das widerfährt: Daniel Ricciardo wurde bereits in Melbourne Opfer der neuen Regelung, weil er die Signale im Cockpit falsch deutete, in Suzuka erwischte es Force-India-Pilot Esteban Ocon.

Das hat auch einen Grund: Die Regelung fordert von den Piloten ein deutliches Abbremsen. "Wenn die Warnung auf dem Display erscheint, dass es eine Rote Flagge gibt, dann muss man hart bremsen, sonst kann es schnell passieren, dass man die Zielzeiten in ein paar dieser Sektoren nicht schafft", bestätigt Haas-Pilot Kevin Magnussen. "Und dann verstoßt man gegen die Regel."

Regel bei Regen gefährlich?

Teamkollege Romain Grosjean wirft ein: "Man hat nur ein paar Millisekunden, um abzubremsen." Das habe auch damit zu tun, wo man sich im Mini-Sektor gerade befindet: "Manchmal hat man Glück, manchmal ist man gerade an einem ungünstigen Ort. Wenn man Sektor 17 und 18 bereits zur Hälfte passiert hat, dann ist es knifflig, entsprechend abzubremsen." Magnussen schlägt vor, den Piloten einen weiteren Mini-Sektor Spielraum zu genehmigen, um innerhalb des Limits zu bleiben. "Andererseits ist es für alle gleich."

Dazu kommt, dass es bei Regen noch schwieriger ist, die Regelung einzuhalten, denn dann ist die durchschnittliche Rundenzeit bei weitem höher als bei trockenen Bedingungen - und das wirkt sich auch gravierend auf die Zielzeiten aus. "Ich muss fast stehenbleiben, also auf 30, 40, 50 km/h, um das Delta zu erreichen", klagte Vettel nach dem Zwischenfall. "Das sollte ich das nächste Mal tun, auch wenn ich es nicht für richtig halte, weil ein Auto hinter dir in dich rein fahren könnte. Es ist wichtiger, dass man keine Strafe bekommt."

Toro-Rosso-Pilot Brendon Hartley bestätigt: "Man muss wegen der Regelung ohnehin schon sehr aggressiv bremsen, aber bei Nässe kann das auch gefährlich sein, wenn man eine Vollbremsung hinlegt." Der Neuseeländer hat Mitleid mit seinem ehemaligen Red-Bull-Kollegen: "Wenn Sebastian gleich vom Gas gegangen ist, wie man es bei einer Roten Flagge macht, dann halte ich die Strafe für sehr hart. Es geht ja darum, ob die Sicherheit in Gefahr ist."

Deshalb musste die FIA Vettel hart bestrafen

Ähnlich sieht das auch Toro-Rosso-Pilot Pierre Gasly: "Wenn man gerade nicht aufpasst oder jemand mit dir spricht, dann kann es passieren, dass man um ein paar Zehntel über der Deltazeit liegt. Und dann ist es eine ziemlich harte Strafe, wenn man beim Passieren der Unfallstelle vorsichtig war." Genau das scheint bei Vettel auch der Fall gewesen zu sein. "Dazu kommt, dass er nicht der erste war, dem das passiert ist."

Doch genau das war der Grund, warum die FIA bei Vettel kein Auge zudrücken konnte. Der Verstoß sei "eine sehr ernste Angelegenheit", argumentierte man in der offizielen Stellungnahme. Man habe sich für die Strafe entschieden, "um im Vergleich zu ähnlichen Zwischenfällen in diesem Jahr das gleiche Maß anzuwenden". Tatsächlich erhielten auch Ricciardo und Ocon neben der Rückversetzung zwei Strafpunkte in die Superlizenz.

Auslöser Jules Bianchi

Man darf gespannt sein, ob die FIA die Regelung in der kommenden Saison in Anbetracht der Kritik vieler Piloten etwas entschärft. "Warum muss man jetzt gewisse Zeiten einhalten?", stellt der nächstjährige Red-Bull-Pilot Gasly das System in Frage. "Jetzt sind sie da so streng, dabei hat es in der Vergangenheit doch auch immer funktioniert."

Damit hat er nur bedingt recht: Denn die Regelung ist eine Folge des tragischen Unfalls von Gaslys Landsmann Jules Bianchi vor vier Jahren in Suzuka. Damals mussten sich die Piloten bei einer Neutralisierung noch nicht an Zielzeiten halten, wodurch der damalige Manor-Pilot bei Regen von der Strecke abkam, gegen einen Bergekran krachte und ein Jahr danach an den Folgen seiner Verletzungen starb. In Anbetracht dessen ist es nachvollziehbar, dass die FIA gerade bei Regen hart durchgreift. Denn bei Vettels Verstoß hätte es durchaus der Fall sein können, dass sich Streckenposten auf dem Kurs befinden.

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