Mercedes rüstet auf: Größtes Aero-Update der Saison
Mercedes hat sein bisher größtes Update der Saison für seinen Formel-1-Boliden beim Großen Preis von Österreich präsentiert - Kann die Mannschaft von Toto Wolff damit Red Bull und Ferrari enteilen?
Foto: Giorgio Piola
Formel-1-Technik mit Giorgio Piola
Giorgio Piola analysiert und erklärt die Technik in der Formel 1!
Mercedes legt nach: Nur eine Woche nach einem Motoren-Update beim Großen Preis von Frankreich reist die Mannschaft aus Brackley mit einer ganzen Reihe aerodynamischer Änderungen am W09 nach Spielberg. Teil des Updates sind neue Seitenkästen und ein neuer Heckflügel.
Das Timing für die aggressive Flucht nach vorn ist kein Zufall, schließlich stehen derzeit fünf Rennen innerhalb von sechs Wochen auf dem Programm. Wer in diesem Zeitfenster die Nase vorn hat, kann sich einen möglicherweise vorentscheidenden Vorsprung in der Weltmeisterschaft erarbeiten.
Mercedes hat sich zu Beginn der Saison auf ein konventionelles Seitenkasten-Layout festgelegt und ist nicht der Route zahlreicher anderer Teams gefolgt, die das Ferrari-Konzept aus der Formel-1-Saison 2017 kopiert haben. Nun macht man einen Schritt in Richtung jenes Konzepts der Roten.
Mit den jüngsten Änderungen verfolgt Mercedes zwei Ziele: Erstens soll das Fahrzeug aerodynamisch besser werden, zweitens hilft es, den Motor im optimalen Fenster arbeiten zu lassen. So wird das ganze Potenzial der Ausbaustufe 2.1 ausgeschöpft.
Am Seitenkasten wurden mehrere Änderungen vorgenommen. Herzstück ist ein verkleinerter Lufteinlass. Natürlich wird dadurch die aerodynamische Balance aus dem Konzept gebracht, was ausgeglichen werden will. Ziel des Aero-Updates ist daher, den Luftstrom um den Seitenkasten herum zum Heck zu beruhigen.
Der rote Pfeil deutet auf einen neuen Abweiser auf der oberen Seite des Seitenkastens, mit dem der Luftstrom in gewünschte Bahnen gelenkt wird. Mercedes schlägt hier zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen wird der Luftstrom beruhigt, zum anderen umhüllt der Abweiser die gesamte seitliche Crash-Struktur, die sonst frei im Wind stehen und für Turbulenzen sorgen würde.
Auch bei den Rückspiegeln legt Mercedes nach. Sie waren in bereits Frankreich nach außen verlängert worden. Sie erhielten für Österreich eine neue Stelze an der Außenseite.
Was wie ein Stützelement aussieht, hat auf eine klare aerodynamische Aufgabe. Die Basis ist kurvenförmig, sodass der Luftstrom in eine klare Richtung gelenkt werden soll - in diesem Fall weiter nach außen.
Beim Heckflügel hat sich die Aeroabteilung in Brackley bei McLaren bedient. In Woking hat man eine Lücke im Reglement gefunden. Diese ermöglicht es, eine weitere hängende Planke am Heckflügel in einem ursprünglich nicht dafür vorgesehenen Bereich zu montieren. Eigentlich sieht das Reglement vor, dass dieser Bereich einen Übergang vom breiteren oberen Teil des Heckflügels zum schmaleren unteren Teil darstellt. (In Heckansichten der Formel-1-Fahrzeuge wird deutlich, wie sich der Heckflügel seit 2017 weiter unten verjüngt - z.B. HIER)
Während Mercedes in Spielberg aerodynamisch aus allen Rohren feuert, fielen die Änderungen in Le Castellet noch minimal aus: Dort führte Mercedes lediglich einen neuen Windabweiser im Bereich der vorderen Bremsbelüftung ein.
Statt eines einzelnen Elements (im Kreis) gibt es nun ein Doppel-Winglet. Natürlich hat auch dieses den Auftrag, den Luftstrom zu glätten. Der ist an dieser Stelle besonders gestört, weil er gleichzeitig durch den Frontflügel, die Bremsbelüftung, die Reifen und die Elemente der Radaufhängung durcheinandergewirbelt wird.
Mit dem Windabweiser werden Turbulenzen geglättet. Das hat einen positiven Effekt auf die weiteren aerodynamischen Elemente wie Bargeboards und Seitenkästen, die die Luft als nächstes ansteuert.
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