Porsche 911 GT3 R (2023) vorgestellt: Größerer Motor, mehr Radstand
Porsche hat sein neues GT3-Fahrzeug auf Basis der Generation 992 offiziell vorgestellt: 4,2 Liter Hubraum, bis zu 565 PS - Anschaffung: 511.000 Euro plus Steuer
Der Porsche 911 GT3 R der 992er-Baureihe ist endgültig vorgestellt worden. Nachdem es bereits Videoaufnahmen von Testfahrten gegeben hat und erste Informationen zum Fahrzeug Ende Juni an die Öffentlichkeit gelangten, ist das Fahrzeug nun in seiner endgültigen Form bei den 24 Stunden von Spa vorgestellt worden. Der Neue kommt ab 2023 in allen gängigen GT3-Serien zum Einsatz.
Das Fahrzeug ist in vielen Details überarbeitet worden. In erster Linie will Porsche, wie jeder GT3-Hersteller, den Amateuren das Leben leichter machen. Doch angesichts von Projekten wie der DTM, in der die GT3-Boliden leistungsgesteigert werden und der aktuelle Porsche zuerst ans Limit gerät, und Planungen wie GT3 Premium wird auch die Spitzenleistung angehoben.
Zu diesem Zweck kommt ein neuer 4,2-Liter-Motor zum Einsatz, wie Porsche ihn auch beim 911 RSR-19 zum Einsatz bringt. Der Hubraum beträgt nun 4.194 statt 3.997 Kubikzentimeter. Die Steigerung basiert auf einer Erweiterung des Kurbelgehäuses. Bei unverändertem Hub von 81,5 Millimetern ermöglicht sie eine von 102,0 auf 104,5 Millimeter vergrößerte Bohrung.
Das sorgt natürlich für eine flachere Drehmomentkurve und ein breiteres nutzbares Drehzahlband. Der Hubraum der GT3-Boliden von Porsche wuchs seit Einführung der Kategorie im Jah 2006 von 3,6 auf mittlerweile 4,2 Liter an.
Motor wird "gekippt"
Der Hochdrehzahl-Sechszylinder kommt weiterhin ohne Turboaufladung zurecht und sitzt klassisch im Heck. Er wurde um 5,5 Grad nach vorne geneigt, um mehr Freiheiten für den Unterflurdiffusor zu schaffen. Nebenaggregate wie der Generator und der Klimakompressor rückten gut einen Meter weiter nach vorn und tiefer in einen Freiraum vor Motor und Getriebe, den bereits die Serie mitbringt.
Der Auspuff ist ähnlich zum jetzigen Modell, soll in seiner lautesten Version aber an den aktuellen 911 GT3 Cup heranreichen, was lauter wäre als der 991.2. Bislang wurde bei Testfahrten die leiseste Version gesichtet, die unter anderem auf der Nürburgring-Nordschleife zum Einsatz kommt. Dabei ist quasi das gesamte Rohr ein großer Schalldämpfer.
Übertragen wird die Kraft über ein sequenzielles Sechsganggetriebe, das vom 911 GT3 Cup abgeleitet ist. Die Innovation des 991.2 GT3, die elektronische Schaltwalzenaktuatorik, wurde beibehalten. Das klassische "Knallen" beim Hochschalten gehört deshalb schon seit der 2019er-Generation der Vergangenheit an.
Die durch das "Kippen" des Motors gewonnenen aerodynamischen Freiheiten will Porsche zu einer Verringerung der Pitching-Anfälligkeit nutzen. Die Generation 991.2 ist für Amateure zwar schon leichter zu beherrschen als vorige GT3-Porsches. Doch da auch andere Hersteller die Fahrbarkeit ihrer Boliden verbessert haben, musste Porsche nachlegen.
Porsche nennt es das "Race-Underfloor"-Konzept, das ebenfalls vom 911 RSR abgeleitet ist. Dabei geht es darum, das Einlenken angenehmer zu gestalten, in dem das Fahrzeug weniger empfindlich auf das Eintauchen beim Anbremsen reagiert. So sollen, so paradox es klingt, Kurven linearer durchfahren werden.
Längerer Radstand sorgt für zahlreiche Änderungen
Zu diesem Zweck wurden auch die Aufhängungen angepasst. An der Vorderachse wurden Anlenkpunkte der seit dem 991.2 verwendeten Doppelquerlenker optimiert. Die Position der Hinterräder wurde geändert, sodass der Radstand angewachsen ist. Er beträgt nun 2.507 statt 2.459 Millimeter.
Das kommt der Stabilität zugute, könnte aber Nachteile in engen Kurven mit sich bringen. Die Maßnahme soll auch die Hinterreifen in längeren Stints schonen, die beim Heckmotorboliden immer ein Thema sind. Somit verschiebt sich beim Anbremsen aber auch wieder mehr Gewicht auf die Vorderachse, was das Pitching wiederum erhöht. Auch deshalb war das "Race-Underfloor"-Konzept nötig.
Auch die Dimensionen der Bremse wurden auf die neuen Gegebenheiten angepasst. Es kommen nun 390-Millimeter-Scheiben an der Vorderachse zum Einsatz (991.2: 380 Millimeter). Hinten sind 370er-Scheiben von AP verbaut, beim Vorgänger waren es 372er.
Der neue 911 GT3 R ist nach dem 911 GT3 Cup das zweite von Porsche Motorsport entwickelte Rennfahrzeug, das auf der aktuellen Generation 992 aufbaut. Seine Leichtbaukarosserie in intelligenter Aluminium-Stahl-Verbundbauweise basiert dabei auf der Serie, wurde für den Einsatz im 911 GT3 R aber stark modifiziert.
Inklusive Front- und Motorhaube, Türen, Seitenteilen, Heckflügel und Dach bestehen nahezu alle Karosseriekomponenten aus leichtem Karbon. Für die Radhäuser kommt Aramid zum Einsatz. Bei dem neuen 911 GT3 R steht die Funktionalität über allem. Dennoch konnte Grant Larson von Porsche Style erneut besonders schöne und harmonische Formen verwirklichen.
Im Innenraum wandert der Fahrer etwas weiter in die Mitte, um mehr Raum für den Überrollbügel zu schaffen. Der Sitz ist wie beim Vorgänger festinstalliert. Bewegt werden in Längsrichtung das Lenkrad und die Pedalerie.
Die zu füllenden Fußstapfen sind groß. Der 991.2 hat bei den 24 Stunden von Spa, auf dem Nürburgring, von Daytona und den 12 Stunden von Sebring triumphiert. Hinzu kommen mehrere Titel in nationalen und internationalen Meisterschaften, unter anderem der IGTC und dem ADAC GT Masters.
Der neue Porsche kommt mit einem Basispreis von 511.000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer daher, 52.000 Euro mehr als der Vorgänger. Allerdings dürften diese Mehrkosten durch längere Serviceintervalle wieder reinzuholen sein. Eine Motorrevision ist beispielsweise erst nach 70 statt nach 60 Betriebsstunden fällig.
Mit Bildmaterial von Porsche.
Diese Story teilen oder speichern
Registrieren und Motorsport.com mit Adblocker genießen!
Von Formel 1 bis MotoGP berichten wir direkt aus dem Fahrerlager, denn wir lieben unseren Sport genau wie Du. Damit wir dir unseren Fachjournalismus weiterhin bieten können, verwendet unsere Website Cookies. Dadurch wird Dein Nutzererlebnis optimiert und die Werbung auf Deine Interessen zugeschnitten. Wir wollen dir aber natürlich trotzdem die Möglichkeit geben, eine werbefreie Website zu genießen.