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"Bei 150 bis 160 km/h": Timo Gottschalk schildert Überschlag in der Wüste

Yazeed Al-Rajhi/Timo Gottschalk verlieren die Dakar-Führung durch Überschlag in Etappe 6 - Der deutsche Co-Pilot schildert, was in der Wüste geschehen ist

"Bei 150 bis 160 km/h": Timo Gottschalk schildert Überschlag in der Wüste

Die erste Woche der Rallye Dakar 2024 in Saudi-Arabien begann für Lokalmatador Yazeed Al-Rajhi und seinen deutschen Beifahrer Timo Gottschalk verheißungsvoll. An den ersten Tagen war das Toyota-Duo konstant im Spitzfeld dabei. Sie holten zwar keinen Etappensieg, aber sie übernahmen in der dritten Etappe erstmals die Gesamtführung.

Die Spitze konnten Al-Rajhi/Gottschalk auch in der vierten und fünften Etappe knapp verteidigen. "Es hat sehr gut funktioniert", blickt Gottschalk im Gespräch mit Motorsport-Total.com zurück. "Die Pause, die wir hatten, hat uns gut getan."

Denn zwischen 2015 und 2019 hatten die beiden bereits im Auto zusammengearbeitet. "Wir haben uns beide gut weiterentwickelt. Als wir im vergangenen Jahr wieder zusammengekommen sind, haben wir beide gemerkt, dass es besser als vorher geht."

 

 

"Yazeed hat sich fahrerisch und mental enorm weiterentwickelt. Ich denke, ich bin etwas ruhiger geworden. Früher war ich mehr der nervöse, unruhige Teil. Jetzt sind wir beide auf einer Wellenlänge, die gut funktioniert."

"Wir haben immer noch Sicherheit in der Tasche und müssen nicht immer 110 Prozent fahren. Wir sind in der ersten Woche auch sehr kontrolliert gefahren. Klar hatten wir auch kleine Probleme, aber wir haben jeden Tag einen guten Job gemacht. Dadurch sind wir relativ weit vorne gelandet."

Am Abend der fünften Etappe erhielten Al-Rajhi und Gottschalk im Shubaytah-Biwak auf der Bühne noch ihre Medaillen für die Gesamtführung überreicht. Ein drittes Mal unterzeichneten sie auf der Tafel der Führenden. Die Zuversicht war groß.

Kleine Welle hat die Hinterachse des Hilux ausgehebelt

Aber dann ging am Donnerstag zu Beginn der neuen 48-Stunden-Etappe alles schief. Ungefähr bei Kilometer 51 gab es in der Wüste einen heftigen Überschlag. "Wir wussten, dass es eine lange Etappe wird und sind von der vierten Position gut reingestartet", schildert Gottschalk.

"Wir sind nicht zu wild gefahren und konnten auf die Jungs vor uns aufschließen. Wir haben Nasser [Al-Attiyah] in der Ferne gesehen. Aber dann gab es ein schnelles Schott mit Fullspeed den Berg hoch. Plötzlich hat es uns auf einer ganz kleinen Welle ausgehebelt."

Konnte man diese Unebenheit im Staub der Vorderleute überhaupt erkennen? "Man konnte ein bisschen was sehen, aber es war nichts Großes. Nachdem wir uns überschlagen hatten, haben wir geschaut und die Welle war echt nicht groß."

 

"Klar, das Auto war vollgetankt und recht schwer auf der Hinterachse. Vielleicht haben wir die Welle doof getroffen, aber wir waren in den Spuren der drei Leute vor uns. Ich glaube, es kam richtig viel Pech zusammen, dass es uns auf einmal so ausgehebelt und uns so überschlagen hat."

"Zum Glück sind wir unverletzt ausgestiegen, aber das Auto ist doch recht stark beschädigt." Beide konnten das Wrack selbständig verlassen und blieben unverletzt. "Jetzt so langsam kommen die Schmerzen hier und da, aber das ist normal", kann Gottschalk tags darauf lachen.

Denn es hätte auch ganz anders ausgehen können. Der erfahrene Dakar-Beifahrer schätzt, dass sich der Überschlag bei "150 bis 160 km/h" ereignet hat: "Das ist schon ganz ordentlich. Die Energie, die auf das Auto einwirkt, wenn man das erste Mal auf dem Dach landet, ist schon heftig."

"Das zeigt auch, wie viele Teile aus dem Auto geflogen sind und in die Ferne geschleudert wurden. Das war schon ein mächtiger Einschlag", betont Gottschalk. "Deswegen sind wir happy, dass uns recht wenig passiert ist."

"Der Käfig und mein Helm haben gut funktioniert. Da muss man schon sagen, dass wir darüber glücklich sind." Trotzdem überwiegt Frust: "Es ist sehr ärgerlich. Wir hatten die Hoffnung, dass es eine sehr gute Dakar für uns wird. Wir waren auf einem guten Weg und hatten einen guten Plan."

FIA muss Okay für Weiterfahrt geben

Nach dem Unfall sind Al-Rajhi/Gottschalk per Helikopter aus der Etappe gebracht worden. Sie flogen per Flugzeug von Shubaytah nach Riad, wo am Samstag der Ruhetag stattfindet. Den Toyota Hilux mussten sie zunächst in der Wüste zurücklassen.

Die Overdrive-Mechaniker durften Donnerstagnachmittag in die Etappe und konnten das Auto soweit reparieren, dass es fahrbar war. Die Mechaniker haben dann die Nacht in den Dünen verbracht, weil sie in der Nacht nicht losfahren wollten.

Timo Gottschalk

Am Ruhetag wird sich herausstellen, ob die Dakar für Timo Gottschalk vorbei ist

Foto: Timo Gottschalk

Am Freitag wurde der Hilux per Anhänger ins rund 800 Kilometer entfernte Riad transportiert "Wir wissen, dass es einige Beschädigungen gibt, die etwas kritisch sind", seufzt Gottschalk. "Aber genau bewerten kann man es erst, wenn die Mechaniker und die FIA genau geschaut haben."

"Wenn die FIA ihr Okay gibt, dann könnten wir eventuell wieder starten, aber ich schätze es auf 50:50 ein." Denn sollte der Überrollkäfig beschädigt sein, dann würde die FIA eine Weiterfahrt untersagen.

Mit Blick auf die Rallye-Raid-Weltmeisterschaft wäre es wichtig, wenn Al-Rajhi/Gottschalk noch einige WM-Punkte sammeln könnten. Pro Tageswertung werden Zähler vergeben. Die Punkte aus der ersten Woche dürfen sie behalten, selbst wenn sie nicht mehr weiterfahren könnten.

Mit Bildmaterial von Timo Gottschalk.

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