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Peterhansel (Audi) nach Unfall: Sind die Autos zu stabil geworden?

Stephane Peterhansel hat eine 15-Minuten-Gedächtnislücke, versucht aber, den Unfall zu rekonstruieren - Und spricht über ein geplantes Karriereende

Peterhansel (Audi) nach Unfall: Sind die Autos zu stabil geworden?

Auf einen Schlag waren die Hoffnungen für Audi bei der Rallye Dakar 2023 dahin. Carlos Sainz und Stephane Peterhansel verunfallten beide mit ihren Audi RS Q e-tron auf der sechsten Etappe an derselben Stelle. Doch was ist eigentlich passiert? Für Peterhansel ist das schwer zu erklären, schließlich hat er eine retrograde Amnesie.

"Es war sieben oder acht Kilometer nach einer Neutralisation. Ich verlor durch den Unfall das Bewusstsein, stand aber voll auf dem Gas. Edouard hat den Motor abgeschaltet und die Bremse betätigt. Deshalb haben wir einen 360 hingelegt. Ein paar Minuten später bin ich aufgewacht und konnte mich nicht erinnern, was passiert ist."

Die Gedächtnislücke war ungewöhnlich groß: "Normalerweise erinnert man sich an die letzten Sekunden vor dem Unfall, aber ich hatte überhaupt gar keine Erinnerung bis fünf Minuten davor! Insgesamt fehlen mir also rund 15 Minuten."

"Ich bin aufgewacht und stieg aus dem Auto aus. Da sah ich Edouard [Boulanger; Beifahrer] am Boden mit Rückenscherzen liegen. Dadurch habe ich realisiert, dass wir einen Unfall hatten. Ich habe ihn gefragt, ob er seine Beine und Hände fühlen konnte. Er sagte, dass er alles fühlen konnte. Dann kam sehr schnell der Rettungshubschrauber."

"Dann habe ich nur etwa 50 Meter entfernt Carlos' Auto gesehen, dessen Aufhängung komplett zerstört war. Jetzt war ich richtig verwirrt, weil ich ja nicht wusste, was passiert war." Erst später erfuhr er, dass es keine Kollision zwischen ihm und Sainz gegeben hatte. Beide waren zwar gemeinsam, aber unabhängig voneinander denselben Abhang heruntergestürzt.

Wirbelbruch bei Boulanger beendet Rallye

"Natürlich war mir klar, dass die Rallye für uns vorbei war, denn Edouards Schmerzen waren zu groß", fährt der 57-Jährige fort. "Wir hatten eine gute medizinische Versorgung durch Veranstalter und er ist mit dem Hubschrauber direkt ins Krankenhaus geflogen worden. Ich wurde 30 Minuten später mit einem zweiten Helikopter ausgeflogen. Dort wurde ein kompletter Check durchgeführt."

Während Peterhansel unverletzt ist, hat sich Boulanger einen Wirbelbruch zugezogen. "Es ist kein komplizierter Bruch. Er braucht eine Operation durch einen Spezialisten. Aber er ist jung und die Operation ist relativ einfach und sollte schnell gehen." Der Eingriff wird am Montag in München stattfinden. Peterhansel wird sich am Sonntag nach Köln begeben und Montag nach München weiterreisen.

"Es ist ein seltsames Gefühl, besonders wenn man sich gar nicht erinnern kann", kommentiert er seinen Unfall. Vielleicht ist das besser. Ich bin sehr enttäuscht für das Team. Bis auf das Reifenproblem zu Beginn hatten wir ein perfektes Auto, mit dem wir um den Sieg hätten kämpfen können. Ich war sehr zufrieden mit dem Auto."

"Die Dakar ist ein schwieriges Rennen. Man muss ein paar Risiken eingehen, wenn man gewinnen möchte. Leider war es nicht unser Jahr. Wichtig ist, dass Edouard sich schnell erholen wird. Wir werden uns in den nächsten Kampf stürzen." Welche Rallye das sein wird, ist aktuell noch nicht abzusehen.

Welche Rolle spielte das Roadbook?

"Mister Dakar" konnte anhand der Spuren eine Analyse des Unfalls vornehmen. Zunächst machten Gerüchte die Runde, dass das Roadbook an der Stelle den Abhang nicht korrekt angegeben habe. Peterhansel stimmt teilweise zu, will die Schuld aber nicht auf den Veranstalter abwälzen.

"Es war eine sehr lange Linkskurve, an deren Rand sich der Abhang befand. Sie fahren [wenn sie das Roadbook schreiben] mit 60 bis 70 km/h daran vorbei und bleiben weit innen. Aber bei den Geschwindigkeiten, mit denen wir ankommen, 120 bis 140 km/h, fahren wir die Kurve viel weiter außen."

‘¿’"Ich will nicht sagen, dass es ein Fehler des Organisators gewesen ist. Wir müssen immer so fahren, dass wir die Hindernisse sehen können. Wenn wir zu schnell sind, können Fehler passieren. Es ist also kein Fehler des Veranstalters, sondern des Fahrers."

"Es handelte sich auch um keine Sanddüne, sondern um feinen Schotter. Das bedeutet, dass wenn man mit 60 oder 70 km/h darüberfährt, die Reifen den Bodenkontakt behalten. Aber wenn man das mit 120 oder 140 macht, fliegt man durch die Luft."

Karriereende bei Sieg war geplant

Bitter: Während es bei Sainz einen mechanischen Schaden gab, der stundenlang repariert werden musste, aber Fahrer und Beifahrer unverletzt blieben, war für Peterhansel und Boulanger die Rallye vorbei, obwohl das Auto noch komplett fahrtauglich gewesen wäre.

Daher überlegt er, ob die Autos nicht angepasst werden müssen: "Das schwächste Glied der Kette ist mittlerweile häufig nicht mehr das Auto, sondern der Mensch. Am Tag zuvor haben wir in den Dünen auf Kamelgras attackiert und hatten immer wieder harte Landungen. Zahlreiche Fahrer beklagen sich. Die Autos sind mittlerweile so stabil, dass der menschliche Körper der begrenzende Faktor ist."

Auch wenn der Unfall schlimm war, so sei es nicht der schlimmste Moment seiner Karriere gewesen, fügt er hinzu. Er fühle sich verantwortlich für die Schmerzen, die Boulanger erlitten hat. "Aber er wird wieder genesen und in ein paar Monaten haben wir das vergessen."

"Mein schlimmster Moment war auf den Motorrädern, als mein Freund Gilles Lalay vor meinen Augen seinen Unfall hatte." Lalay starb 1992 auf einer Yamaha durch einen Frontalzusammenstoß mit einem medizinischen Begleitfahrzeug.

Stephane Peterhansel lüftet ein weiteres Geheimnis: "Mein Plan war, bei einem Sieg meine Karriere zu beenden. Das wäre die beste Art und Weise gewesen, mit dem besten Gefühl abzutreten. Es ist nicht so, dass ich keine Motivation mehr hätte." Nun stehen die Zeichen darauf, dass "Monsieur Dakar" noch ein 33. Mal antreten wird. Festlegen will er sich aber noch nicht.

Mit Bildmaterial von DPPI/Audi.

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