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Zukunft der Rallye Dakar: Hybrid zu teuer, nachhaltige Kraftstoffe ein Weg

Prodrive, Toyota und X-raid besprechen die Dakar-Zukunft - Verringerung des Schadstoffausstoßes ein großes Thema - Hybrid-Technologie zu teuer

Zukunft der Rallye Dakar: Hybrid zu teuer, nachhaltige Kraftstoffe ein Weg

Bei der Rallye Dakar beziehungsweise der Rallye-Raid-Weltmeisterschaft gibt es in der Topklasse zwei unterschiedliche Reglements. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren fahren in der T1+ Klasse. Das sind vor allem der Toyota Hilux, der Prodrive Hunter und der neue X-raid Mini John Cooper Works Plus. Der Hybrid-Audi fährt in der Klasse T1 Ultimate.

Diese beiden Reglements gibt es prinzipiell seit der Dakar im Januar 2022. In den kommenden Monaten sollen gemeinsam mit dem Automobil-Weltverband FIA die Rahmenbedingungen für die Zukunft abgesteckt werden. "Es geht mit der FIA um Stabilität im Technischen Reglement", sagt Prodrive-Chef David Richards gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

"In den nächsten drei Monaten werden wir mit der FIA darüber diskutieren, wie wir für die nächsten fünf Jahre Stabilität erzeugen können. Wir teilen viele Ansichten mit Toyota. Ich denke, es gibt auch einige Hersteller, die sich unsere Meisterschaft ansehen und ähnliche Meinungen wie wir haben."

Die Rallye-Weltmeisterschaft fährt seit 2022 mit einem Hybridsystem, das für alle drei Marken standardisiert ist. Dieser Schritt ist für die T1+ Fahrzeuge aus mehreren Gründen nicht angedacht. Nachhaltigkeit will man auf anderen Wegen erreichen.

"Wir sollten von den Fehlern der WRC lernen", findet Richards, der mit Subaru in der Rallye-WM viele Erfolge gefeiert hat. "Die WRC ist auf Toplevel sehr teuer geworden. Das hält viele davon ab, teilzunehmen. Nicht nur neue Hersteller, sondern auch Privatiers."

Hybrid auch für Kundenfahrzeuge zu teuer

Für Teams wie Prodrive, X-raid und Toyota ist es enorm wichtig, mit Kundenfahrern zusammenzuarbeiten. Einerseits ist das Teil des Geschäftsmodells, andererseits sind Privatfahrer das Rückgrat einer großen Veranstaltung wie der Rallye Dakar.

In der Rallye-WM hat in der Vergangenheit vor allem M-Sport Kundenfahrzeuge verkauft. Aber seit dem Reglementwechsel 2017 und der Einführung des Hybrid-Systems 2022 sind kaum noch Privatiers in der Topklasse WRC im Einsatz.

"Leider kosten neue Technologien viel Geld", sagt M-Sport-Chef Malcolm Wilson gegenüber 'Motorsport-Total.com' und bestätigt die Ansicht von Richards: "Aus unserer Sicht sind die Kosten negativ, keine Frage."

Guerlain Chicherit

Prodrive hat erstmals zwei Kundenfahrzeuge im Einsatz

Foto: A.S.O.

"Wir haben immer zwischen zehn und 15 Autos pro Jahr verkauft. Seit 2017 war das nicht mehr der Fall. Aber momentan besteht scheinbar mehr Interesse an diesem WRC-Auto als früher. Es ist also nicht alles negativ."

Bei der Rallye Dakar hat Prodrive 2023 erstmals vier Fahrzeuge im Einsatz, zwei davon durch Kunden finanziert. Toyota stellt mit der Hilux-Flotte ein großes Feld an Privatfahrern. Aus Kostengründen sprechen sich die Teams deshalb gegen Hybrid-Technologie aus.

"Ein Hybridsystem würde enorme Komplexität und Kosten erzeugen, aber wenig Vorteile bringen", hält Richards fest und betont: "Wir müssen uns der Umwelt voll bewusst sein. Wir müssen uns andere Aspekte unseres ökologischen Fußabdrucks ansehen. Wir sind uns dessen sehr bewusst."

"Das ist eine unserer Prioritäten. Aber es wäre falsch, für viel Geld ein Hybridsystem zu entwickeln, das keine Vorteile bringt. Wir müssen darüber nachdenken und für eine Situation sorgen, dass Privatfahrer es sich leisten können, mit unseren Autos zu fahren."

Kosten dürfen nicht aus dem Ruder laufen

Glyn Hall, Teamchef von Toyota Südafrika, wo der Hilux entwickelt wird, stimmt Richards zu "100 Prozent zu", dass ein Hybrid falsch wäre: "Wenn man solche Technologie verfolgt, dann geht es nicht nur um die Kosten des Autos, sondern auch die Infrastruktur killt diese Meisterschaften."

Dirk von Zitzewitz

Toyota setzt erfolgreich mehrere Kundenfahrzeuge des Hilux T1+ ein

Foto: MCH Photo

"Statt einem Ingenieur pro Auto braucht man drei. Und so geht es weiter. Man muss sich nur Audi ansehen. Sie sind für drei Autos 120 Leute, während wir 25 sind. David Richards und ich sind uns bei vielen Dingen einig."

"Wir müssen sehr vorsichtig sein, dass die Kosten des Autos nicht außer Kontrolle geraten. Dann können wir in den kommenden Jahren eine fantastische Weltmeisterschaft haben", zeigt sich Hall gegenüber 'Motorsport-Total.com' für eine positive Zukunft zuversichtlich.

CO2-Ausstoß des gesamten Dakar-Feldes muss reduziert werden

Auch Sven Quandt, Chef von X-raid und Q Motorsport, dem Einsatzteam von Audi, sieht den Umweltaspekt als essenzielles Thema für die Zukunft des Rallye-Raid-Sports. Der CO2-Ausstoß muss im gesamten Feld verringert werden.

"Dazu gehören nicht nur die Rennautos, sondern auch die Transportfahrzeuge", sagt Quandt im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Wir müssen schauen, dass der ganze Caravan umwelttechnisch positiv dasteht. Da gibt es ganz viele Möglichkeiten."

"Ob das jetzt das Konzept von Audi ist, oder ein Konzept im Bereich der Diesel oder Benziner bei Prodrive oder Mini, das ist völlig egal. Es geht darum, dass wir, meiner Meinung nach, die CO2-Belastung um 50 bis 70 Prozent reduzieren müssen."

X-raid setzt auf HVO-Kraftstoff der zweiten Generation

Prodrive verwendet beim Benzinmotor des Hunter Biosprit von Croyton, der die Emissionen im Vergleich zu herkömmlichem Benzin um "bis zu 80 Prozent" reduzieren soll. Toyota fährt beim Hilux mit gewöhnlichem Benzin.

X-raid hat für den Diesel des neuen Mini JCW Plus einen eigenen Weg eingeschlagen. Er wird mit HVO-Kraftstoff der zweiten Generation betrieben. Dieser Biodiesel wird zum Beispiel aus gebrauchten Pflanzenfetten und Plastikflaschen hergestellt.

Dadurch konkurriert HVO2 nicht mehr mit der Lebensmittelproduktion wie die Vorgängerversion HVO1. "Damit können wir das ganze Feld zwar nicht ganz klimaneutral betreiben, aber mit einem akzeptablem Aufwand hinunterbringen", findet Quandt.

Sebastian Halpern

Laut Sven Quandt ist der neue Mini das umweltfreundlichste T1+ Fahrzeug

Foto: X-raid

"Der Aufwand ist deutlich geringer als bei synthetischem Kraftstoff. Bei synthetischem Kraftstoff müsste man noch die Leitungen [im Auto] und alles ändern. Im T1+ Bereich ist der Mini das umweltfreundlichste Auto, da kommt auch der Prodrive nicht heran."

Wenn Teams auf nachhaltige Kraftstoffe beziehungsweise Technologien setzen, dann sollten sie laut Quandt von der FIA im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen auch Anreize und Vorteile erhalten. Essenziell ist aber, dass die unterschiedlichen Fahrzeuge auf ein Level gebracht werden.

"Wir haben Toyota, Prodrive und X-raid. Das sind die drei T1+, die es momentan gibt. Wir müssen da eine Balance schaffen", findet Quandt. "Ganz unten [bei der Performance] ist der Diesel von Mini und ganz oben der Prodrive."

"Wir sehen das bei der Beschleunigung, dass der Prodrive deutlich schneller ist. Das ist nicht fair. Deshalb muss sich die FIA etwas überlegen, um das auszugleichen, damit alle Autos fair behandelt werden. Dann haben wir ein gutes Rennen."

Mittelfristig ist es für X-raid genauso wichtig wie für Toyota und Prodrive, die T1+ Fahrzeuge auch in Kundenhand zu geben. "Absolut, ohne geht es nicht Wir hatten früher mal zehn Autos, jetzt sind es vier", seufzt Quandt. "Deshalb sage ich, dass das ganze Feld leistungsmäßig auf ein Level gebracht werden muss. Im Moment ist es bei den drei T1+ nicht fair. Das ist unser größtes Problem."

Mit Bildmaterial von X-raid.

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