Registrieren

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland

Bergabgerade in Brands Hatch: Noch nie war der DTM-Start so schwierig!

Wer würgt in Brands Hatch den Motor ab? Mit welcher Herkulesaufgabe die Piloten beim Bergab-Start konfrontiert sind und wieso eine Vorbereitung kaum möglich ist

Beim DTM-Wochenende in Brands Hatch ist Nervenflattern vorprogrammiert: Denn durch die bergab führende Start-Ziel-Gerade ist der Start in Großbritannien noch schwieriger als er es durch das Handbremsenverbot ohnehin schon ist. "Im Vorjahr hast du die Handbremse gezogen und gewusst, dass du auch auf Strecken wie in Brands Hatch, wo es bergab geht, nicht wegrollst", erklärt BMW-Pilot Philipp Eng im Gespräch mit 'Motorsport.com'.

"Jetzt musst du schauen, dass du den Fuß so auf der Bremse hast, dass du mit dem rechten Fuß noch irgendwie aufs Gas kommst." Das heißt, dass die Piloten mit dem linken Fuß Bremse und Gaspedal einen Moment lang gleichzeitig bedienen, um einen Frühstart zu verhindern.

"In der Formel 3 haben wir das so gemacht, dass du den unteren Teil des Fußes auf der Bremse hattest und mit dem oberen das Gas kontrolliert hast", erklärt Engs Landsmann Ferdinand Habsburg, der den Ablauf aus seiner Formel-Ära kennt. "Mit dem linken Fuß ging es um die Kupplung. Dann geht es aus der Vorspannung heraus und dann gehst du herunter von der Bremse."

Warum der Start in Brands Hatch wichtiger als sonst ist

In der DTM ist all das aber viel schwierig umzusetzen als in der Formel 3: "Der Unterschied ist, dass du verdammt viel mehr Drehmoment hast. In der Formel 3 musste ich so 20 bar herausholen, jetzt müssen es mindestens 70 bar sein. Das macht es schon schwieriger."

Start Norisring

Ganz hinten: Rast fiel am Norisring nach dem Fehlstart ans Ende des Feldes zurück

Foto: LAT

Und auch BMW-Pilot Marco Wittmann weiß: "Die Starts sind dieses Jahr ohnehin schon brutal schwierig. Selbst ein Rene Rast hat auf dem Norisring den Motor abgewürgt. In Brands Hatch kommt noch als zusätzlicher Faktor dazu, dass du die Bremse drücken musst."

Gerade jetzt, wo es in der DTM zwischen den Audi-Piloten Rast und Nico Müller sowie den Verfolgern Wittmann und Eng in die heiße Phase im Titelkampf geht, erhöht das den nervlichen Druck enorm, zumal in Brands Hatch ein auf zwei Tage komprimiertes Programm bevorsteht und das Überholen besonders schwierig ist. Das bedeutet, dass neben dem Qualifying auch der Start besonders wichtig ist.

Wieso Rast am Norisring den Motor abwürgte

Das weiß niemand besser als Rast, der auf dem Norisring beim Samstagsrennen den Motor abgewürgt hat und somit ans Ende des Feldes zurückfiel. Was damals das Problem war? "Ich hatte zu wenig Gas und hab' die Kupplung zu schnell kommen lassen", erklärt Rast. "Dann war direkt, bumm, aus. Das war Unvermögen. Ich habe das Auto abgewürgt, wie beim PKW auch. Wenn du die Kupplung ganz schnell kommen lässt, geht das Auto auch aus."

Genau diese Gratwanderung zwischen der richtigen Gaspedalstellung und dem gefühlvollen Lösen der Kupplung bereitet den DTM-Piloten auch zu Saisonmitte noch große Schwierigkeiten. BMW-Pilot Bruno Spengler erklärt, wie der Start dieses Jahr aus Sicht des Piloten abläuft: "Ich sitze im Auto, linker Fuß auf der Kupplung. Auf dem Monitor sehe ich, wie viel Gas ich mit dem rechten Fuß gebe. Das ist wichtig, denn das Gaspedal hat relativ wenig Spiel."

"Wenn es dann losgeht, lasse ich die Kupplung kommen. Das ist aber knifflig, denn wenn ich die Kupplung zu schnell kommen lasse, dann würge ich den Motor ab. Wenn ich aber zu viel Gas gebe, drehen die Reifen sofort durch. Und es ist fast unmöglich, das zu stoppen. Man kommt nicht vom Fleck."

Wittmann: Dieses Jahr klappen nur fünf von 20 Starts

Teamkollege Timo Glock bestätigt: "Wenn die Räder mal durchdrehen und dir die Drehzahl noch mehr hochknallt, dann ist es extrem schwierig, das Durchdrehen unter Kontrolle zu kriegen. Und wenn dir die Drehzahl zu schnell abfällt, dann musst du warten, bis der Turbo wieder kommt. Das macht es so schwierig."

Das zeigt sich auch in den Zahlen. "Mit der Handbremse konntest du im Prinzip 20 Starts hintereinander mit einem Zeitunterschied von vielleicht einem Zehntel abspulen", erklärt Wittmann im Gespräch mit 'Motorsport.com'. "Heute hast du bei 20 Starts vielleicht fünf, bei denen es von 0 auf 100 in 3,5 Sekunden klappt. Und dann hast du auch Starts dabei, da dauert es 5 Sekunden. Und dann verlierst du gleich vier, fünf Plätze. Das ist die Krux."

Warum es in Brands Hatch weniger Starttests gibt als sonst

Zumal es am Wochenende kaum Möglichkeiten gibt, Starts zu üben. "Du hast in der Regel zwei Startübungen - das war's", spielt Wittmann auf die Starttests am Ende der zwei Freien Trainings an. Da es aber in Brands Hatch nur ein Freies Training am Samstagmorgen gibt, entfallen auch die zweiten Startübungen.

"Wie willst du das simulieren? Das ist doch viel zu wenig", meint der BMW-Pilot, während Rast hinterfragt, ob die Startsimulationen überhaupt repräsentativ sind. "Da sind die Reifen auf einem ganz anderen Hitzelevel als am Start des Rennens. Am Start hast du ja kalte Reifen, am Ende des Trainings hast du heiße Reifen. Das ist nicht aussagekräftig."

Bleibt also das Training außerhalb des DTM-Autos als einzige Chance? "Man kann die Füße nicht wirklich für das Startgefühl trainieren, aber an der Reaktionsschnelligkeit kann man was machen", meint Spengler - und verweist auf Fitnesstraining und Reaktionsübungen.

Eng ließ sich Simulator für Starts umbauen

Auch Wittmann sieht keine großen Möglichkeiten: "Du kannst kein Straßenauto nehmen, weil es eine andere Leistung hat. Und am Simulator kannst du auch den Asphalt, das Griplevel und die Außentemperatur nicht vorhersagen."

Start, Zolder

Simulator umgebaut: Philipp Eng fällt dieses Jahr immer wieder mit Blitzstarts auf

Foto: ITR

Einer, der all das nicht so aussichtslos sieht, ist BMW-Pilot Eng, der mit seinen Raketenstarts in dieser Saison bereits für Aufsehen gesorgt hat. "Ich habe mir meine Sim-Racing-Pedale umbauen lassen und habe sehr viel geübt - und mir hat das bei den Starts sehr viel gebracht", offenbart der Österreicher, der in seiner Heimat in Salzburg einen eigenen Simulator stehen hat.

Aber nicht nur er, sondern auch die anderen BMW-Piloten sind diese Saison bereits durch gute Starts aufgefallen. Liegt das an der guten Traktion des BMW M4? "Die Starts haben nichts mit der Traktion zu tun", klärt Wittmann auf, während Eng eine Theorie hat. "Intern wurde bei uns sehr viel darüber gesprochen, wie wir am besten starten. Und ich habe großes Vertrauen in unser System, das sehr gut funktioniert."

Mit Bildmaterial von LAT.

Vorheriger Artikel Jamie Green vor Heimspiel in Brands Hatch: "Das nächste Ziel sind Siege"
Nächster Artikel DTM-Titelduell: Timo Scheider ortet "sehr große" Spannungen bei Audi

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland