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Blutiger Anfänger oder DTM-Champion: Wie viel HWA steckt im Aston Martin?

Ohne HWA wäre Aston Martins DTM-Einstieg unmöglich: Wie viel vom früheren Mercedes-Team im Neueinsteiger steckt und wie in Rekordzeit ein Wunder gelang

Wenn am kommenden Wochenende beim DTM-Saisonauftakt vier Aston Martin Vantage am Start stehen, werden sich viele denken: Wie haben die das bloß gemacht? Denn erst vor rund einem halben Jahr wurde der Einstieg des Schweizer Teams R-Motorsport als Aston-Martin-Lizenznehmer offiziell bekanntgegeben. Und nun soll man den Herstellern Audi und BMW - 2012 mit fast zwei Jahren Vorlaufzeit in die DTM zurückgekehrt - das Fürchten lehren.

Der Schlüssel zum möglichen Erfolg ist mit HWA der erfolgreichste Hersteller der DTM-Geschichte. Durch die Gründung des gemeinsamen Joint-Ventures Vynamic steckt der langjährige Mercedes-Partner hinter dem Aston-Martin-Projekt. Doch zu welchem Ausmaß eigentlich?

"Wir sitzen zwar in den gleichen Trucks wie im Vorjahr, aber sonst ist es ganz anders", sagt mit Paul di Resta ein Mann, der es wissen muss. Der langjährige Silberpfeil-Pilot wechselte nach dem Mercedes-Ausstieg in den Aston Martin. "Das Auto ist anders, die Marke ist anders, wir haben ein anderes Logo."

Mehr als die Hälfte der Mercedes-Truppe noch an Bord

Aber steckt nicht unter der Oberfläche die alte Mercedes-Truppe, wie in Fan-Foren immer wieder diskutiert wird? "Wahrscheinlich sind es 50 Prozent", antwortet di Resta gegenüber 'Motorsport.com' auf die Frage, wie viele Mitarbeiter aus dem Vorjahr nach wie vor an Bord sind. "Aber es gab ohnehin jedes Jahr einen großen Wechsel."

HWA, Affalterbach, Fabrik

Bei HWA in Affalterbach entsteht seit 2019 auch der Aston Martin Vantage

Foto: HWA

Auch Teamchef Florian Kamelger bestätigt, dass ein "Kernteil" seines Teams aus der alten HWA-Mannschaft besteht. "Es ist schwierig zu beziffern, ob das Verhältnis jetzt 60:40 oder 70:30 zwischen der alten Mannschaft und neuen Leuten ist." Zudem habe es mit dem Entschluss, dass HWA gemeinsam mit Vynamic und R-Motorsport weiter DTM betreibt, "eine Fluktuation innerhalb von HWA als auch von außen kommend gegeben".

Das habe auch damit zu tun, dass sich HWA dieses Jahr nach dem Mercedes-DTM-Ausstieg neu aufgestellt hat. Neben dem GT-Sport tritt man als künftiges Mercedes-Werksteam erstmals in der Formel E an, dazu kommen neue Engagements in der Formel 3 und in der Formel 2, in der man mit dem Arden-Team von Christian Horners Vater Garry gemeinsame Sache macht. Interessant: Arden ist in der Blancpain-Serie auch Partner von R-Motorsport.

Was das Aston-Martin-Projekt für HWA bedeutet

Mercedes, HWA

Die HWA-Truppe holte mit Mercedes im Vorjahr den Titel in der DTM

Foto: LAT

Für HWA war es 2019 von enormer Bedeutung, dass das DTM-Engagement weitergeht, da man sonst nicht voll ausgelastet gewesen wäre. "Aston Martin und wir als exklusiver Lizenznehmer konnten den Mitarbeitern nach dem Mercedes-Ausstieg die Möglichkeit bieten, weiter DTM zu machen", erklärt der stolze Teamchef. "Das wissen die Mitarbeiter, und darüber sind sie logischerweise extrem happy."

Und auch ITR-Technikchef Gordian von Schöning, der früher bei HWA am Bau der Mercedes-Boliden maßgeblich beteiligt war, fällt im Gespräch mit 'Motorsport.com' auf: "Ich sehe, dass sie etwas erreichen wollen. Ich kenne viele Leute, die in dieses Projekt involviert sind und glaube, dass die Kollegen das besonders gut können."

Deutliche Einschnitte beim Budget

Dennoch ist die Ausgangssituation eine andere als früher bei Mercedes: Ein DTM-Engagement, wie es R-Motorsport gemeinsam mit HWA stemmt, verschlingt laut Informationen von 'Motorsport.com' rund 20 Millionen Euro pro Jahr, während Hersteller wie Audi mit Budgets von rund 50 Millionen Euro operieren. Kein Wunder, dass R-Motorsport auch auf die Mitgift von Fahrern angewiesen ist.

Florian Kamelger, R- Motorsport

R-Motorsport-Teamchef Kamelger stellt sich 2019 einer enormen Herausforderung

Foto: LAT

Daher geht Aston Martin mit zwei Nachteilen in die Saison: Die Truppe muss nicht nur mit weniger Geld auskommen als die Konkurrenz, sondern steht auch unter enormem Zeitdruck. Laut Teamchef Kamelger entwickelte man den neuen Vantage in nur 90 Tagen. Die Resta schätzt den zeitlichen Nachteil auf die Konkurrenz auf rund eineinhalb Jahre: "Wir sind bei der Forschung und Entwicklung rund 500 Tage im Rückstand - mindestens."

Eine interessante Aussage, denn eine genaue Berechnung ist kompliziert. Ein großer Teil der aktuellen DTM-Autos besteht aus Einheitsteilen, dafür wurde dieses Jahr durch den Umstieg vom Sauger auf den Turbo bei den Motoren ordentlich entwickelt. So ein Motor benötigt eine Vorlaufzeit von mindestens eineinhalb Jahren.

So konnte HWA kurzfristig einen Turbo-Motor aus dem Hut zaubern

Beim Aston-Martin-Triebwerk handelt es sich aber nicht um den Motor, der eigentlich für Mercedes vorgesehen war, denn der wurde in Brixworth konstruiert. Wie man es dennoch in Affalterbach schaffte, so schnell einen passenden Motor anzubieten?

Mick Schumacher

Mick Schumachers F3-Auto war mit einem Vierzylinder-Motor von HWA ausgerüstet

Foto: FIA F3

"HWA hat ein gutes, fundiertes Wissen und kann Top-Rennmotoren entwickeln", erklärt ITR-Technikchef von Schöning. "HWA hat auch viel Motorenerfahrung mit Vierzylindern, weil sie ja seit Jahren Formel-3-Motoren entwickeln und aufbauen. Das hat ihnen jetzt bestimmt geholfen."

"Inwieweit Bauteile übernommen werden konnten, kann ich nicht sagen. Natürlich ist die Aufladung noch einmal etwas anderes als ein Saugmotor, das ist auch klar. Aber auch dieses Prinzip kennt HWA, und sie wissen genau, was das bedeutet." Dazu kommt, dass die Turbo-Einführung in der DTM bereits seit vielen Jahren im Raum steht. Dafür hat auch HWA Vorarbeit geleistet.

Vantage-Entwicklung rein auf Computer-Basis

Dennoch stand die Truppe unter enormem Zeitdruck. "Dieses Auto wurde rein auf Computer-Basis entwickelt", erklärt di Resta. "Klar kann man alles berechnen, aber wenn man nicht wie Audi oder BMW die Möglichkeit hat, vor der Homologation zu reagieren, weil man kaum fährt?", verweist er auf das Einfrieren der Entwicklung am 1. April.

Nicht einmal einen Monat davor feierte der neue Vantage sein Rennstreckendebüt - und damit fast vier Monate nach Audi und BMW. An vier Testtagen in Jerez kam man gerade mal auf 100 Runden. "Alles passierte auf den letzten Drücker", erinnert sich Daniel Juncadella. "In Jerez hatten wir viele Zuverlässigkeitsprobleme, denn das Auto war noch sehr neu."

Teamchef Kamelger nach starkem Test nicht überrascht

Dass man dann bei den weiteren Tests solche Fortschritte machte und zuletzt auf dem Lausitzring die Konkurrenz mit bärenstarken Longruns schockte, wäre ohne das enorme Know-how von HWA nicht möglich gewesen.

"Ich glaube, wir haben einige überrascht", sagt Teamchef Kamelger im Gespräch mit 'Motorsport.com' nicht ohne Stolz. "Uns selber nicht, denn wir wussten, was wir können. Es ist schön zu sehen, dass das, was wir vorhatten, jetzt so gut zusammenspielt."

Und auch Routinier di Resta bringt der Anblick seines neuen Boliden zum Schwärmen: "Das ist wahrscheinlich eines der besten Autos, das ich in der DTM je gesehen habe, wenn es darum geht, wie es gebaut wurde und wie es aussieht." Am Ende wird aber die Stoppuhr entscheiden ...

Mit Bildmaterial von LAT.

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