BMW-Zukunft in der DTM wohl ohne Project 1: Was passiert mit Wittmann?
Die BMW-Zukunft von Project 1 in der DTM ist fraglich: Welche Alternativen es für 2024 gibt und was das für Werksfahrer Marco Wittmann bedeuten könnte
Nach Marco Wittmanns Kritik an seinem Project-1-Team wegen mangelnder Testmöglichkeiten und der Forderung, er wolle von BMW in Zukunft "gleiche Voraussetzungen" haben wie die Werksfahrer-Kollegen Sheldon van der Linde und Rene Rast bei Schubert, ist die Situation im Lager der Münchner durchaus komplex.
Denn die DTM-Einschreibung für die Saison 2024 ist bereits im Gange und BMW will weiterhin drei Fahrzeuge unterstützen. Aktuell glauben aber wenige im Fahrerlager an ein weiteres BMW-Jahr für das Project-1-Team von Hans-Bernd Kamps, das - wie Motorsport-Total.com berichtet hat - mit McLaren in Verbindung gebracht wird.
Das würde bedeuten, dass der bayrische Hersteller für die DTM neben der Schubert-Truppe, deren Verbleib mit dem aktuellen Fahrerduo als sehr wahrscheinlich gilt, ein neues Team benötigen würde, das sich rasch in der DTM einfindet.
Welche BMW-Alternativen es zu Project 1 geben würde
Doch welche Möglichkeiten gibt es? Das Rosberg-Team arbeitet aktuell an einem DTM-Comeback und wäre ein möglicher Kandidat, zumal BMW-Motorsportleiter Andreas Roos sogar mal bei Rosberg gearbeitet hat. Entscheidend wird aber sein, ob man das nötige Budget aufstellen kann. "Das ist schon eine schwierige Nummer, denn es muss bezahlbar sein", bestätigte Teamchef Kimmo Liimatainen kürzlich im Gespräch mit Motorsport-Total.com.
Die Rosberg-Alternativen halten sich in Grenzen: Das belgische WRT-Team wäre der logische Kandidat, doch Teamchef Vincent Vosse hat schon in den vergangenen Jahren der DTM-Versuchung widerstanden. Nach dem Markenwechsel im Vorjahr steht nun mit dem Start des LMDh-Programms mit BMW in der WEC und in Le Mans die nächste Herausforderung an. Vosse weiß, dass das DTM-Niveau zu hoch ist, um einen Einsatz als Nebenschauplatz zu betreiben.
Warum ein RMG-Comeback unwahrscheinlich ist
Und das RMG-Team von Stefan Reinhold, das bis zum Ende der Hersteller-DTM im Jahr 2020 als Class-1-Werksteam von BMW fungierte, ist zwar ebenfalls äußerst professionell, hat aber nicht die Struktur eines Kundenteams und Erfahrung darin, Sponsoren aufzustellen.
Zuletzt nutzte BMW die Truppe aus Andernach als Entwicklungsteam: Zunächst für den BMW M4 GT3, dann für den LMDh-Boliden und jetzt für das Evo-Paket des M4 GT3 und den M4 GT4. Zusätzlich betreibt man den Werkseinsatz beim 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife. Wenn man RMG wirklich in die DTM schicken will, müsste BMW vermutlich das komplette Budget für den DTM-Einsatz stellen.
Das ist aber nicht vorstellbar, denn BMW-Motorsportleiter Andreas Roos betont regelmäßig, dass die DTM für die Münchner ganz klar Kundensport ist. "Was wir da machen, ist kein Werkseinsatz, sondern werksunterstützter Sport", so Roos im Gespräch mit Motorsport-Total.com. Die Teams erhalten von BMW neben den Werksfahrern auch finanzielle Unterstützung, dafür sorgen die BMW-Sponsoren das Erscheinungsbild der Autos.
BMW-Motorsportleiter: "Wollen keinen Fahrer benachteiligen"
Apropos: Einer dieser Sponsoren ist der Automobil-Zulieferer Schaeffler, der auch eine enge Partnerschaft mit Wittmann pflegt. Und ebenfalls Interesse daran hat, dass der zweimalige Champion in einem konkurrenzfähigen Fahrzeug sitzt.
Wie Roos auf die Forderung von Wittmann nach gleichen Voraussetzungen wie die Werksfahrerkollegen in der DTM reagiert? "Es ist ja nicht so, dass wir einen Fahrer benachteiligen oder bevorteilen wollen", stellt der BMW-Motorsportleiter klar. "Unsere Aufgabe und unser Auftrag ist es, dass wir drei Autos auf einem Level und auch ganz vorne haben. Diese Unterstützung ist definitiv da."
Dennoch könne man bei einem werksunterstützten Kundenteam wie Project 1 nicht bestimmen, wie viele Testfahrten durchgeführt werden. "Darauf nehmen wir als Hersteller keinen Einfluss. Es ist eine Teamentscheidung, wie viel man testen kann worauf man den Schwerpunkt legt. Schubert hat versucht, da viel zu machen, aber am Ende muss alles zusammenpassen, auch Verfügbarkeiten, das Budget etc."
Wäre drittes Schubert-Auto Wittmanns Rettung?
Aber was passiert, wenn Rosberg das Budget nicht zusammenbekommt und sich gar kein konkurrenzfähiges zweites BMW-Team für die DTM-Saison 2024 findet? Wäre Wittmanns Zeit in der DTM dann nach elf Jahren abgelaufen? Nicht zwangsläufig, denn zunächst muss BMW die zukünftigen Fahrer für die DTM bestimmen. Und dann gäbe es theoretisch immer noch die Möglichkeit, dass Schubert ein drittes Auto einsetzt.
Auch dafür müsste BMW aber vermutlich gute Argumente liefern, denn Torsten Schubert hat in den vergangenen Jahren viel Geld investiert, um sein Team so gut aufzustellen. Und leidet ebenfalls unter den hohen Kosten: "Momentan ist die DTM für einen Privateinsatz, ohne dass man vom Hersteller unterstützt wird, kaum noch machbar."
Mit Bildmaterial von BMW.
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