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So lief Audi-Ausstieg: "Duesmann war Hoffnungsschimmer"

Wann der Rückhalt für Audis DTM-Engagement zu wackeln begann und wieso die Teamchefs bis zuletzt auf den neuen Audi-Chef Markus Duesmann hofften

Bei Audi ging es am Montag Schlag auf Schlag: Zunächst informierte Audi-Sportchef Dieter Gass in einer Videokonferenz um 15:30 Uhr die Teamchefs Ernst Moser, Kimmo Liimatainen, Thomas Biermaier und Vincent Vosse sowie die sechs Werksfahrer über den DTM-Ausstieg mit Saisonende. Um 17:05 Uhr wurde dann die Öffentlichkeit per Pressemitteilung vor vollendete Tatsachen gestellt. Der harmlose Titel: Audi richtet Engagement im Motorsport neu aus.

Auch wenn zu diesem Zeitpunkt kaum jemand auf die Schocknachricht gefasst war, platzte die Bombe nicht völlig ohne Vorwarnung, wie Phoenix-Teamchef Moser klarstellt. "Man hat bei Audi schon länger gehört, dass das DTM-Programm nicht mehr unumstritten ist, dass es infrage gestellt wird", offenbart der Teamchef des Audi-Werksteams im Gespräch mit 'Motorsport.com'.

Welche Hinweise es darauf gab? "Es gab immer wieder Aussagen von Frau Wortmann, die man negativ in Richtung DTM interpretieren konnte", verweist er auf die einflussreiche Vertriebs- und Marketing-Vorständin Hildegard Wortmann, die sich intensiv für die Formel E stark machte. "Es gab auch nicht so wie früher einen Technikvorstand, der voll hinter dem Thema stand. Man hat gespürt, dass hinter dem DTM-Engagement ein Fragezeichen steht."

"Duesmann war bei BMW ein DTM-Befürworter"

Die ersten Anzeichen dafür habe es bereits "seit dem Mercedes-Ausstieg" gegeben, der im Jahr 2017 bekanntgegeben wurde. "Klar hatten wir Glück, dass wir im Vorjahr mit Aston Martin einen neuen Hersteller hatten, aber auch da habe ich mich gefragt, wie lang das noch gutgehen kann."

Dennoch hoffte Moser bis zuletzt darauf, dass sich der Wind bei Audi noch dreht. Der Grund? Am 1. April 2020 übernahm Markus Duesmann die Führung der durch den Diesel-Skandal in Turbulenzen geratenen Volkswagen-Tochter von Bram Schot.

"Mit der DTM-Entscheidung wurde gewartet, bis Duesmann da war. Das war auch unser Hoffnungsschimmer, denn Duesmann war auch bei BMW ein DTM-Befürworter", sagt Moser. "Da haben wir ein bisschen gehofft, dass die Entscheidung vielleicht noch in die andere Ecke kippt. Das ist aber leider nicht passiert."

Warum Duesmann den DTM-Ausstieg nicht verhinderte

Tatsächlich hat der 50-jährige Duesmann eine Motorsport-Vergangenheit, war in McLaren-Mercedes-Zeiten Entwicklungsleiter in der Motorenfabrik in Brixworth, ehe er 2007 beim BMW-Sauber-Team die gleiche Position übernahm.

Nach dem Aufstieg in den BMW-Vorstand holte ihn Volkswagen-Boss Herbert Diess zu Audi. Durch das Nahverhältnis - auch Diess war früher BMW-Vorstand - genießt Duesmann in Ingolstadt viel Freiheit. Daran, die auf Elektromobilität ausgelegte Konzernstrategie umzusetzen, führt aber kein Weg vorbei. Somit war auch die Hoffnung verpufft, dass Duesmann einen DTM-Ausstieg vielleicht noch verhindern könnte.

Markus Duesmann

Der neue Audi-Boss Markus Duesmann gilt als Motorsport-Befürworter

Foto: Audi AG

Wie Rosberg-Audi-Teamchef Kimmo Liimatainen die Chancen auf einen DTM-Verbleib einschätzte? "Ich habe schon gehofft, dass die Entscheidung für die DTM fällt", sagt Rene Rasts Teamchef im Gespräch mit 'Motorsport.com'. "Aber man muss irgendwo Realist bleiben. Ich habe es für 50:50 gehalten. Jetzt ist es für uns leider in eine andere Richtung gegangen."

Moser: Ohne Corona hätten wir für DTM werben können

Dafür zeigt er sich vom Zeitpunkt überrascht. "Ich persönlich hatte damit gerechnet, dass es erst ab Sommer oder Spätsommer kommt", sagt der Finne. Ein weiterer Hinweis darauf, wie sicher man sich in Ingolstadt war.

"Corona hat mit Sicherheit auch nicht geholfen", seufzt Moser. "Da kommt momentan vieles zusammen". Er hatte gehofft, dass man mit sportlichen Schlagzeilen in der Saison 2020 noch Werbung für die DTM macht und somit für ein Umdenken sorgt.

"Ich bin der Meinung, dass wir ohne Corona ein Jahr lang zeigen hätten können, wie attraktiv die DTM sein kann", sagt er. "Auch das ist jetzt leider nicht möglich. Es gibt leider im Moment keine Argumente mehr, wie man das Ganze hätte drehen können."

Vor allem der Einfluss von DTM-Boss Gerhard Berger, der Funk und Heizdecken abgeschafft hat, habe die DTM in den vergangenen Jahren sportlich belebt. "Berger hat einen extrem frischen Wind reingebracht", sagt Moser.

"Er hat vieles umgestellt, was ich gut finde. Wir haben auch einen deutlich besseren Sport gezeigt. Das hat sich an der Boxenmauer sehr gut angefühlt, aber auch die Rückmeldungen der Zuschauer waren wirklich positiv. Daher habe ich gedacht, dass sich das ganze Thema doch noch zum Guten wenden könnte."

"Audi-Kommunikation war korrekt"

Dass die Entscheidung nun schon so früh gefallen ist, hat für die Audi-Teamchefs auch einen positiven Aspekt: Sie haben dadurch Zeit gewonnen, um sich auf die ungewisse Zukunft vorzubereiten.

"Damit gehen 20 Jahre Phoenix in der DTM zu Ende", sagt Moser mit viel Wehmut. "Das ist sehr traurig. Die Mitarbeiter sind natürlich nervös, was die Zukunft angeht, was man verstehen muss, aber die Art und Weise, wie Audi das kommuniziert hat, war sehr korrekt", bedankt er sich bei seinem langjährigen Partner. "Wir haben jetzt noch genügend Zeit, um für 2021 Gespräche mit neuen Geschäftspartnern zu führen."

Mit Bildmaterial von Audi.

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