Druckluftflaschen-Explosion: Wie reagiert die DTM auf Nürburgring-Katastrophe?
Zwei Wochen nach dem Nürburgring-Drama fährt die DTM in der Eifel: Welche Rolle Partner Dekra bei der Suche nach einer Lösung spielt und welche Ideen es gibt
Zwei Wochen nach der NLS-Katastrophe fährt die DTM auf dem Nürburgring
Foto: ADAC Motorsport
Die Nürburgring-Katastrophe, als vor zwei Wochen beim NLS-Rennen im Fahrerlager eine Druckluftfalsche explodierte und bei 29 Menschen zu teils schweren Verletzungen führte, sorgt auch in der DTM für Verunsicherung. Denn die Traditionsserie gastiert dieses Wochenende in der Eifel (alle Infos zu TV-Zeiten, Stream etc.). Doch wie geht der ADAC mit der Situation um?
"Zuerst muss man den Bericht der Ermittlungsbehörden und das in Auftrag gegebene Gutachten abwarten, und sorgfältig prüfen, was passiert ist", sagt ADAC-Motorsportchef Thomas Voss im Gespräch mit Motorsport-Total.com.
Wie man hört, hat die Staatsanwaltschaft ein Gutachten zur Unfallursache in Auftrag gegeben - mit dem Ergebnis wird in zwei bis drei Wochen gerechnet.
ADAC setzt auf Expertise von Partner Dekra
"Die NLS hat angekündigt, unabhängig vom Ausgang der Untersuchungen mit Dekra zu kooperieren. Damit liegt das Thema in den Händen ausgewiesener Experten. Das wird dazu beitragen, diese Abläufe und das Handling in der Zukunft sicherer zu gestalten, und die Expertise des langjährigen ADAC- und DTM-Partners Dekra wird dem gesamten deutschen Motorsport zugutekommen", ist Voss überzeugt.
Damit spielt er darauf an, dass NLS-Betreiber VLN vor wenigen Tagen kommunizierte, dass man nun intensiv mit der Sachverständigen-Organisation Dekra zusammenarbeite, um das Thema gesamtheitlich zu betrachten. So sollen in Zukunft Risiken eingedämmt werden, da "von den im Motorsport verwendeten Behältern offensichtlich eine Gefahr ausgehen" könne.
Dekra ist in der DTM traditionell für die technische Abnahme der Fahrzeuge zuständig. Die deutsche Prüfgesellschaft hat große Erfahrung im sicheren Umgang mit Druckluftbehältern und kann viel Expertise für einen sicheren Umgang einbringen.
Warum das Ablaufdatum eine wichtige Rolle spielt
Die Druckluftflaschen, die in der Regel von den Teams selbst mit Hilfe eines Kompressors mit komprimierter Luft (200 bar) befüllt werden, kommen auch in der DTM zum Einsatz, damit die Stempel-Wagenheber und die Schlagschrauber bei den Performance-Boxenstopps genutzt werden können.
In der DTM werden die Druckluftflaschen für die Performance-Stopps benötigt
Foto: Speedpictures
Laut Informationen von Motorsport-Total.com sind nach dem tragischen Nürburgring-Zwischenfall einige Teams auf den ADAC zugegangen, um nachzufragen, wie man mit dem Thema umgehe. Und wurden auch selbst aktiv, um potenzielle Gefahrenquellen wie ein potenziell bereits erreichtes Ablaufdatum der Flaschen ausschließen zu können.
Da bei der Selbstfüllung im Fahrerlager auch feuchte Luft in die Behälter geraten kann, besteht die Gefahr, dass diese rosten. Daher spielt das Ablaufdatum eine zentrale Rolle.
Abgesehen davon gibt es in diesem Bereich auch weitere gesetzliche Vorgaben, die den Arbeitsschutz betreffen, die die Sicherheit gewährleisten sollen. Die Untersuchung des Nürburgring-Zwischenfalls wird zeigen, ob diese auch erfüllt wurden. Fakt ist, dass es in der Regel im Motorsport wenig Zwischenfälle mit Druckluftflaschen gibt.
Welche Lösungsansätze im Raum stehen
Auch beim ADAC hat man sich Gedanken gemacht, welche Möglichkeiten es gibt, um für mehr Sicherheit zu sorgen: Erste Ideen sind neben einem Techniker, der die Flaschen überprüft, ein zentraler Platz, an dem die Behälter im Fahrerlager befüllt werden dürfen, sowie bereits industriell befüllte Flaschen.
Denn im US-Motorsport wie zum Beispiel in der IMSA-Serie dürfen Druckluftflaschen nicht von den Teams selbst befüllt werden, sondern müssen in gefülltem Zustand gekauft werden. Dadurch hält sich die Gefahr von Rost in Grenzen. Nachteil ist aber, dass zahlreiche Flaschen in der Box stehen. Damit das Ventil nicht beschädigt wird oder abreißt, sollten diese umfallen, müssen die Flaschen mit einem Käfig gesichert werden.
Der ADAC will nun aufmerksam verfolgen, welche Erkenntnisse bei der Untersuchung des Nürburgring-Zwischenfalls gewonnen werden. Bei der Frage, ob man das US-Modell übernimmt oder es vielleicht eine ganz andere Lösung gibt, will man die Experteneinschätzung unbedingt berücksichtigen.
Abgesehen davon, dass sich Dekra ohnehin intensiv mit dem Thema beschäftigt, ist der DTM-Partner neben dem Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) für die Sicherheit der Rennserie zuständig. Maßnahmen will der DTM-Betreiber daher nur in gemeinsamer Abstimmung umsetzen.
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