DTM-Electric-Projekt in Schlüsselphase: Gelingt Premierensaison im Jahr 2024?
Warum die Entscheidung, 2024 die erste DTM-Electric-Saison auszutragen, jetzt fallen muss, welche Engpässe es gibt und wie der Plan von Gerhard Berger aussieht
Die DTM hat beim Saisonfinale 2021 auf dem Norisring die spektakuläre Hülle des DTM-Electric-Prototypen - allerdings noch ohne fahrtüchtigen Untersatz - präsentiert. Doch wie geht es jetzt weiter mit dem E-Projekt, das Boliden mit über 1.000 PS vorsieht und ursprünglich ab 2023 als Rahmenserie geplant war?
"Wir werden noch zwölf Monate brauchen, bis wir mit dem Prototypen so weit sind", stellt DTM-Boss Gerhard Berger klar, dass das Fahrzeug erst 2023 seine ersten Meter zurücklegen soll. Ein Start der Rennserie sei frühestens für 2024 geplant.
Aber wenn man tatsächlich Anfang 2024 ein Feld von rund 20 Fahrzeugen an den Start bringen will, dann befindet sich das Projekt in einer Schlüsselphase.
Eineinhalb Jahre Vorlauf bei Teilebestellung für Rennsaison
Denn um die notwendigen Teile für die ähnlich dem Class-1-Modell Großteils einheitlichen Silhouetten-Prototypen rechtzeitig zu erhalten, müsste man die Bestellung laut Informationen von 'Motorsport.com' dieser Tage aufgeben. Als Vorlaufzeit gilt - auch wegen Corona, Brexit und der Ukraine-Krise - ein Zeitraum von eineinhalb Jahren. Alleine für E-Motor und Batterien gibt es Wartezeiten von mindestens 46 Wochen.
"Das Thema Teile ist momentan nicht wirklich vorhersehbar, denn es geht drunter und drüber in der Welt der Materiallieferungen", bestätigt DTM-Boss Berger in einem exklusiven Videointerview, das am Dienstag auf dem YouTube-Kanal von 'Motorsport-Total.com' veröffentlicht wurde.
Bergers DTM-Electric-Plan: "Dann wird ein Schuh draus"
Daher relativiert Berger den Plan, 2023 den Prototypen auf die Strecke zu bringen und 2024 die erste Saison zu bestreiten. "Es bringt gar nichts, den Zeitplan jetzt konkret festzulegen", sagt der Österreicher.
"Wir wollen jetzt als erstes mal unseren Prototypen bauen. Denn das ist der Abschnitt, der dann auch die Fans begeistert. Und wenn die Fans begeistert sind, dann ist das nächste, die Hersteller oder die OEMs zu begeistern. Dann wird ein Schuh draus. Ob das Ende 2023, Mitte 2024 oder Ende 2024 sein wird, ist sekundär. Primär ist, wann der Prototyp den Fans gezeigt werden kann und wann wir die erste Reaktion der Fans haben."
DTM sucht strategischen Partner für Finanzierung
Dazu kommt, dass die DTM-Organisation ITR aktuell finanzielle Unterstützung benötigt, um das Projekt stemmen zu können. "Ich suche einen strategischen Investor für mein E-Projekt", sagt Berger. "Ich würde gerne viel schneller sein, denn technisch sind wir schon relativ weit. Aber der Prototyp kostet richtig Geld."
Aktuell sind mit Elektro-Pionier Schaeffler und den Kühlungsspezialisten von Mahle zwei namhafte Partner an Bord, doch das reicht nicht aus, da Berger die ITR seit dem Ausstieg der Hersteller Ende 2020 alleine führt. Man habe bereits "einen großen Teil freigegeben", so Berger, aber ein Teil des Projekts "hängt noch an der Finanzierung".
Dass die neue Technologie teuer ist, beweist zum Beispiel das Elektro-GT-Projekt der FIA: Laut Informationen von 'Motorsport.com' rechnet man damit, dass ein Prototyp an die zwei Millionen Euro kostet. Alleine die Kosten der vier Elektromotoren pro DTM-Electric-Fahrzeug - in der Formel E kommt nur einer zum Einsatz - dürfen nicht unterschätzt werden.
Verschiebung auf 2025 für Berger "kein Riesenproblem"
Sollte man das Projekt wegen der schwierigen Umstände um ein weiteres Jahr nach hinten verschieben müssen und erst 2025 als Rennserie loslegen, könnte Berger damit leben.
"Das wäre kein Riesenproblem, weil wir auch von den Herstellern die Message bekommen haben, dass die meisten ihre Autos erst 2025 einführen", spielt er auf die Elektro-Pläne der Hersteller an. Denn für sie soll die DTM Electric als Bühne dienen, um ihre Serien-E-Autos mit einer Fahrzeug-Silhouette zu bewerben.
Bei der Entwicklung des Prototypen agierte die ITR unabhängig, ließ aber die Bedürfnisse der Autokonzerne einfließen. Im zweiten Schritt ist geplant, dass sich die Autokonzerne wie in der alten Class-1-DTM engagieren, wie Berger klarstellt: "Wir müssen ein Produkt schaffen, bei dem die Hersteller dann sagen: Das ist es, was wir brauchen."
Mit Bildmaterial von ITR GmbH.
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