GT3-Erfinder: Umstellung auf GT löst DTM-Problem nicht
Stephane Ratel, der die erfolgreiche GT3-Klasse einst etabliert hat, glaubt nicht an einen Erfolg einer DTM mit seinen Fahrzeugen - Eine schnelle Lösung gibt es nicht
Seit Verkündung des Audi-Ausstiegs Ende April ringt die DTM um eine Zukunft. Zahlreiche Experten haben ihre Vorschläge bereits eingereicht. Immer wieder ist dabei zu lesen: Die DTM solle auf GT-Fahrzeuge umstellen, weil sie günstiger sind als die derzeitigen Class-1-Boliden.
Doch GT-Papst Stephane Ratel rechnet nicht damit, dass die DTM wieder in die Erfolgsspur kommen würde, wenn man einfach nur die Fahrzeuge ändert und sonst nichts tut.
"Wenn eine Formel nicht funktioniert, ist es immer sehr verführerisch, auf eine funktionierende zu setzen", sagt er gegenüber 'Daily Sportscar'. "Doch man muss nach den Gründen suchen, warum etwas funktioniert oder nicht funktioniert. Und es ist ein Fehler, wenn die Leute glauben, dass das etwas mit den technischen Regularien zu tun hat."
"Audi hat die DTM ja nicht verlassen, weil sie keine Tourenwagen mehr mögen. Und auch nicht, weil ihnen der Marketingwert nicht gefällt. Sie haben gesagt, dass sie sich auf Elektroautos und Kundensport konzentrieren wollen."
Wer zahlt die Zeche ohne Werke?
Es müsste also ein kompletter Wandel hin zu Kundensport vollzogen werden. Und der wird im GT3-Segment in Deutschland bereits durch das GT-Masters abgebildet. Auch eine Umstellung auf die GTE-Klasse (bekannt aus Le Mans) mit einem Duell BMW vs. Porsche wäre damit hinfällig, denn für viele Kunden sind bereits diese Fahrzeuge zu teuer.
Auch eine GTE-DTM sieht Stephane Ratel skeptisch
Foto: LAT
Und es gibt einen guten Grund, warum sich im GT-Sport zwei Fahrer ein Auto teilen: "Das Problem ist: Wenn man einen Profifahrer auf das Auto setzt, braucht man jemanden, der dafür bezahlt."
Und das ist nur möglich, wenn sich ein Werk direkt engagiert oder ein Gentleman-Fahrer das Geld dafür hinlegt. Letzteres hat sich als das nachhaltigere, aber auch weniger prestigeträchtige Modell herauskristallisiert.
Doch hier liegt das Problem. Die prestigeträchtigen Werke sind momentan eher auf dem Rückzug: "Sowohl Le Mans als auch DTM müssen Werkssport sein. Es ist aus verschiedenen Gründen Werkssport, vor allem aufgrund von Prestige und Marketingwert. Aber der Werkssport ist in schweren Zeiten. Für die Hersteller wird es schwieriger, ihn zu finanzieren, weil sie andere Probleme haben."
Mit Bildmaterial von ADAC Motorsport.
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