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"Haben keine Chance": Wieso die Rivalen an den AF-Corse-Stopps verzweifeln

Wie die geniale AF-Corse-Boxenstopp-Choreographie in der DTM funktioniert, wieso man sie kaum kopieren kann und welcher Ex-Audi-Mann dahinter steckt

Beim DTM-Saisonauftakt in Monza schockte die AF-Corse-Ferrari-Crew die Konkurrenz mit sensationellen Boxenstopps: In nur 6,961 Sekunden wurde Alex Albon beim Samstagsrennen abgefertigt! Tatsächlich dauerte keiner der vier Stopps der italienischen Mannschaft beim Heimspiel länger als 7,9 Sekunden, was der Truppe am Samstag mit Liam Lawson am Steuer den Sieg einbrachte.

Zum Vergleich: Der beste Stopp der Konkurrenz von Mercedes-AMG, den die HRT-Mannschaft am Sonntag bei Vincent Abril durchführte, dauerte 8,701 Sekunden. "Die Ferrari waren ein bis zwei Sekunden schneller als alle anderen", meint Ex-DTM-Champion Martin Tomczyk bei 'ran.de'. "Das ist im Motorsport eine Welt."

Doch was macht die Truppe anders? Sieger Lawson verweist auf den Fleiß seines Teams. "Daran haben die Jungs definitiv sehr hart gearbeitet", sagt der Neuseeländer bei 'ran.de'. Selbst in der Nacht von Samstag auf Sonntag habe man noch Stopps geübt. "Über den genauen Ablauf kann ich nicht zu viel verraten, aber solange ich auf der Markierung anhalte, machen sie das richtig gut."

So funktioniert die AF-Corse-Choreographie

Auch wenn Lawson nichts verraten will, ist die Konkurrenz längst hellhörig geworden: Und hat Videoaufnahmen der Stopps genau analysiert. Vor allem die ungewöhnliche Choreographie fiel sofort ins Auge. "Der Schlagschraubermann geht vorne ans Rad und löst es nur", sagt Abt-Sportdirektor Thomas Biermaier im Gespräch mit 'Motorsport.com'.

Anstatt das Rad abzuziehen und zu warten, bis der Kollege das neue Rad angesteckt hat, damit es festgeschraubt werden kann, läuft er sofort zum hinteren Rad. "Er macht hinten den Radwechsel und erspart sich dadurch, einmal das Rad abzuziehen und es hinzulegen. Allein das kostet uns eine Sekunde", so Biermaier. Dann läuft der Mann mit dem Schlagschrauber nochmal zum vorderen Rad, das bereits angesteckt ist - und muss es nur noch festschrauben.

Ex-Audi-Mann steckt hinter starker AF-Corse-Crew

Und auch Mercedes-AMG-Kundensport-Koordinator Thomas Jäger erkennt den Vorteil der AF-Corse-Stopps: "Die Totzeit, die du warten musst, bis das Rad draufgesteckt ist, hast du nicht. Du hast nur mehr Laufweg", spielt er darauf an, dass sich der Mann mit dem Schlagschrauber einmal mehr von der Hinterachse zur Vorderachse bewegen muss.

Hinter der hervorragend eingespielten AF-Corse-Truppe steckt übrigens der Deutsche Ron Reichert, der jahrelang für Audis Kundensport-Programm in Asien zuständig war, dann von Teamchef Amato Ferrari als sportlicher Leiter für das DTM-Projekt geholt wurde und laut Informationen von 'Motorsport.com' in den vergangenen zwei Monaten intensiv Boxenstopps am rollenden Fahrzeug trainieren ließ.

Audi, Lamborghini und BMW: Wieso man nicht kopieren kann

Aber kann man nun davon ausgehen, dass die Konkurrenz die AF-Corse-Stopps kopieren wird? "Wir könnten das von der Choreographie her gar nicht", verneint Biermaier. Das liegt daran, dass die Felgen des Ferrari 488 GT3 Evo über einen Sicherungsring verfügen, der dafür sorgt, dass sich die Mutter nicht lösen kann. Wer das nicht hat, muss immer einen kompletten Radwechsel durchführen, ehe man zum nächsten Rad wechselt.

"Wir können schauen, dass wir näher rankommen, aber gegen diese Zeiten haben wir keine Chance", zuckt Biermaier mit den Schultern. Dabei hatte man vor dem Saisonauftakt eigentlich die Audi-Teams bei den Stopps favorisiert, weil das System des R8 LMS, das übrigens auch beim Lamborghini Huracan GT3 Evo eingesetzt wird, über weniger Gewindegänge verfügt. Laut den offiziellen Boxenstopp-Zeiten absolvierte die Abt-Crew den schnellsten Stopp bei Mike Rockenfeller in 8,881 Sekunden.

Doch der Abt-Sportdirektor zweifelt die Daten an. "Diese Zeiten sind falsch", sagt Biermaier. "Wenn wir unsere Stopps analysieren - und die sind analyseanalog mit dem Vorjahr -, dann liegen wir zwischen 7,4 und 7,9 Sekunden. 7,5 Sekunden müssen schon immer möglich sein. Dann fehlen immer noch sieben Zehntel auf den Red-Bull-Ferrari - und da hast du keine Chance."

Radverschlusssystem und Mutter als Mercedes-AMG-Nachteil

Während die Audi-, Lamborghini- und BMW-Teams also keine Chance haben, die AF-Corse-Choreographie zu übernehmen, sieht das bei den Mercedes-AMG-Teams anders aus. Denn der AMG GT3 verfügt als einziges Auto neben dem Ferrari ebenfalls über einen Sicherheitsring an der Felge.

"Das stimmt", sagt Kundensport-Koordinator Jäger. "Aber es hat gegen unser Radverschlusssystem einen kleinen Vorteil. Sie haben beim Anziehen weniger Gewindegänge. Und dadurch können sie das unheimlich schnell festziehen." Und noch einen weiteren Nachteil hat das Mercedes-AMG-System: Die Radmuttern sind nicht wie bei anderen Herstellern aus Stahl, sondern aus Aluminium.

"Das war bei Lucas Auers Stopp das Thema", sagt Jäger. "Da wurde hinten schlecht angesetzt, dann zu früh abgedrückt - und dann fliegen die Späne bei der Alumutter." Das bedeutet, dass man den Schlagschrauber immer gerade ansetzen muss, damit kein Missgeschick passiert. "Und da kann man auch nichts optimieren, weil das System homologiert ist", stellt Jäger klar. "Das Ferrari-System ist hingegen nicht so anfällig auf Fehler."

Übernimmt Mercedes-AMG die Choreographie?

Aber denkt man bei den Mercedes-AMG-Teams nun daran, zumindest die AF-Corse-Choreographie zu übernehmen? "Die Umsetzung ist Teamsache", antwortet Jäger. "Aber alle haben gesehen, dass es Handlungsbedarf gibt. Die Teams werden nochmal alles analysieren und schauen, was der schnellste Weg ist", deutet er an, dass es schon bald Mercedes-AMG-Stopps mit der AF-Corse-Choreographie geben könnte.

Diesbezüglich biete man den Teams auch Hilfe an: "Wir haben bei den Teams einen Performance-Ingenieur dabei, haben alle Informationen gesammelt und schauen jetzt drüber." Doch trotz des Radmutter-Vorteils gibt es auch beim Mercedes-AMG GT3 einen Nachteil: Während beim Ferrari die Luftlanze im Heck angesteckt wird, wodurch der dafür zuständige Mechaniker gleich beim hinteren Radwechsel anpacken kann, befindet sich der Ansteckplatz beim Mercedes vor der Türe.

"Dann wird das noch entscheidender"

Das macht die Choreographie nicht einfacher, denn der dafür zuständige Mann hat keine weiteren Aufgaben. Man darf gespannt sein, ob man auch bei den Mercedes-AMG-Teams Wege findet, den Mann an der Luftlanze so in Szene zu setzen, dass die Stopps effizienter werden.

Welche Stoppzeiten Jäger beim AMG GT3 für möglich hält? "HRT war schon recht nahe dran, sie waren bei den Stopps unser bestes Team", sagt Jäger. "Sie waren einmal sechs Zehntel und einmal acht Zehntel weg. Wenn wir im Bereich von einer halben Sekunde zum Ferrari sind, dann ist das top."

Der Ex-DTM-Pilot weiß, dass das Thema die Meisterschaft entscheiden könnte. "Wenn die Abstände so knapp wie in Monza sind und es um die Track-Position geht, dann geht's um die Wurst", so Jäger. "Dann wird das noch entscheidender als es bisher der Fall war."

Mit Bildmaterial von Red Bull.

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