"Hat mir massiven Schub gegeben": Wie Auer zum Mercedes-Toppiloten wurde
Wie es DTM-Vizemeister Lucas Auer gelang, vom ewigen Talent zu einem Meister an Konstanz zu werden und welche Rolle die Wechsel der vergangenen Jahre spielten
Das Potenzial von Lucas Auer ist seit vielen Jahren bekannt, der wirkliche Durchbruch gelang dem Winward-Mercedes-Piloten aber erst diese Saison: Der 28-Jährige wurde nicht nur DTM-Vizemeister, sondern bewies enorme Konstanz und war stärkster Mann seiner Marke. Aber wie ist dieser Schritt zu erklären?
"Man hat bereits im Vorjahr gesehen, dass ich ein bisschen Zeit gebraucht habe, um mich an die GT3-Autos zu gewöhnen", erklärt Auer, der seinen Vertrag mit der Marke mit dem Stern trotz Porsche-Interesse um zwei Jahre verlängert hat. "Als ich das geschafft habe, war ich sehr selbstbewusst. Was mir aber wirklich geholfen hat: dass ich mit der gleichen Marke, mit dem gleichen Team in der gleichen Meisterschaft geblieben bin."
Tatsächlich ging Auer 2022 mit dem deutsch-texanischen Winward-Truppe von Christian Hohenadel erstmals seit 2018, als er im letzten Mercedes-Jahr der Class-1-DTM für HWA fuhr, wieder mit dem gleichen Team in die nächste Saison.
"Mein Standing hat sich dieses Jahr sehr verbessert"
"Das hatte ich lange nicht, ich habe in den vergangenen Jahren viel gewechselt. Das hat meinem Selbstvertrauen einen massiven Schub geben", offenbart er im Gespräch mit den englischen Kollegen vom Schwesterportal 'Autosport.com'. "Auch, dass ich Leute um mich herum hatte, die mich kennen und die ich kenne. Mein Standing hat sich dieses Jahr sehr verbessert."
Lucas Auer hat bei Mercedes-AMG die Vormachtstellung übernommen Foto: Motorsport Images
"Bin ein komplett anderer Mensch"
Ist Auer selbst der Meinung, dass er nun ein besserer Fahrer ist als in seiner ersten Mercedes-AMG-Ära in der DTM von 2015 bis 2018? "Ja, aber was den Speed angeht glaube ich nicht", antwortet der Kufsteiner. "Vielleicht verstehe ich die technische Seite besser, aber die Erfahrung hilft mir sehr. Auch die Erfahrungen in Japan, mit BMW - ich bin ein komplett anderer Mensch."
Wie ihm das auffalle? "Manchmal denke ich zurück an 2017, als ich gute Titelchancen hatte", blickt Auer auf vergangene DTM-Zeiten zurück. "Mit der heutigen Erfahrung wäre ich so viel besser gewesen. Aber egal, ich war noch jung und habe natürlich auch Fehler gemacht, aber das gehört zum Weg dazu."
Warum Auer nach 2020 nicht bei BMW blieb
Zur Erinnerung: Auer hatte zwar auch für 2019 einen Mercedes-AMG-Vertrag, doch er wollte trotz des DTM-Ausstiegs in der Serie bleiben, weshalb es schon damals Gespräche mit BMW gab. Und dann tauchte plötzlich die Möglichkeit auf, mit Red Bull über die japanische Super-Formula in die Formel 1 zu kommen.
Auer erreichte die nötigen Superlizenzpunkte aber nicht und kehrte 2020 mit BMW in die DTM zurück. Dass er nur ein Jahr lang bei den Münchnern blieb, war erneut auf höhere Gewalt zurückzuführen, denn Auer hatte damals einen Zweijahres-Vertrag.
Auer: AMG hat "in mir einen kompletteren Fahrer gesehen"
Denn während die Münchner mit dem alten M6 GT3 vor einem Übergangsjahr standen, kehrte Mercedes-AMG mit einem Mammutaufgebot an Autos in die DTM zurück. Zudem habe man erkannt, dass Auer nun ein kompletterer Fahrer war.
"Sie waren wirklich bemüht, mich zurückzuholen und mir die Chance zu geben, in unterschiedlichen Klassen zu fahren, mit dem Hauptfokus DTM", erzählt Auer. "Sie haben in mir einen kompletteren Fahrer in einem guten Alter gesehen. Denn mit 28 ist man in einem sehr guten Rennfahrer-Alter."
Auer: Nicht mehr ständig "der Neffe von Gerhard Berger"
Aktuell sieht es so aus, als könnte Auer nach der Vertragsverlängerung auch 2023 mit Winward und Mercedes-AMG in der DTM an den Start gehen, wie AMG-DTM-Leiter Thomas Jäger angedeutet hat - und ein weiteres Mal um den Titel kämpfen. Und sich damit endgültig davon emanzipieren, als Neffe von DTM-Boss Gerhard Berger wahrgenommen zu werden.
"Das merke ich wirklich", fällt auch Auer auf. "Als ich in die DTM kam, da hieß es ständig 'der Neffe von' und ich dachte mir: 'Verdammt!' Ich gehe meinen eigenen Weg und so weiter. Ich verstehe es aber, denn Gerhard ist so eine Legende, er macht großartige Arbeit und er ist im Motorsport so ein großer Name." Dennoch falle ihm auf, dass er "jedes Jahr mehr" als Lucas Auer wahrgenommen werde, "auch was die Presse angeht und wie die Leute mich sehen."
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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