Neue DRS-Regeln und Push-to-pass: So werden sie die DTM-Rennen verändern
Wann genau DRS und das neue Push-to-pass-System ab 2019 verwendet werden dürfen, wie die Fahrer damit am besten umgehen und wie sich die Rennen verändern
2019 müssen sich die DTM-Fans nicht nur auf die neuen Turbo-Motoren und auf einen neuen Hersteller einstellen, sondern es gibt auch kleine Änderungen beim sportlichen Reglement: Erstmals steht den Piloten nicht mehr nur die Überholhilfe DRS (Drag Reduction System) zur Verfügung, die ein Herunterklappen des Heckfügels ermöglicht, sondern auch das neue Push-to-pass-System.
Wer jetzt absolute Überholorgien befürchtet, kann sich entspannen. "Ich glaube, dass uns DRS und Push-to-pass, wenn man es gemeinsam nutzt, jetzt auf das gleiche Niveau bringen wie es früher mit DRS der Fall war", stellt Audi-Pilot Mike Rockenfeller klar. Das hat damit zu tun, dass der breitere Heckflügel nun wie in der Super-GT-Serie nur noch aus einem Element besteht, wodurch der DRS-Effekt geringer ausfällt.
"Früher hatten wir ja einen Doppelflügel, und wenn das obere Element aufgegangen ist, war der Effekt relativ groß", sagt Rockenfeller. Doch wann dürfen die Überholhilfen in der bevorstehenden Saison eigentlich eingesetzt werden?
DRS und Push-to-pass: So sieht das neue Reglement aus
In der Vergangenheit war DRS wegen des zweiteiligen Heckflügels wirksamer Foto: LAT
'Motorsport-Total.com' hat sich nun schlau gemacht und weiß, wann und in welchem Ausmaß die Überholhilfen 2019 eingesetzt werden dürfen: Der neue Push-to-Pass-Knopf, der bei jeder Aktivierung für fünf Sekunden 30 zusätzliche PS abruft, darf unabhängig von DRS gedrückt werden.
Allerdings gilt die gleiche Regel wie bei DRS: Wenn der Pilot maximal drei Sekunden hinter dem Vordermann liegt - in der Vergangenheit war es eine Sekunde -, darf er Push-to-pass nutzen, um sich anzusaugen. In den letzten fünf Rennrunden darf das System - wie ab dieser Saison auch DRS - auch unabhängig vom Abstand auf den Vordermann genutzt werden. Das gilt für alle außer den Führenden. Insgesamt steht Push-to-pass pro Rennen 60 Sekunden zur Verfügung.
Überholhilfen in letzten fünf Rennrunden freigegeben
2019 besteht der Heckflügel wie in der Super-GT-Serie nur aus einem Element Foto: BMW
Eine Änderung sorgt vor dem Saisonauftakt aber für besonders große Spannung: DRS und Push-to-pass dürfen in den letzten fünf Rennrunden von allen Piloten außer dem Führenden genutzt werden, ganz egal wie groß der Abstand zum Vordermann ist.
"Da wird es richtig abgehen", ist Müller überzeugt. "Alle werden daher natürlich versuchen, so gut wie möglich DRS zu sparen bis am Ende. Und wenn du dann der bist, der keines mehr hat, dann kommst du unter die Räder." Da auch die Nutzung von Push-to-pass in den letzten fünf Runden freigegeben ist, könnten sich die Ereignisse kurz vor dem Ziel überschlagen.
Führender plötzlich in ungünstigster Position?
Ist der Führende dann womöglich sogar in der ungünstigsten Position? "Das kommt ein bisschen drauf an", relativiert der Abt-Fahrer. "Wenn du in Führung bist und sechs Runden vor Schluss merkst, dass dir alle am Arsch hängen, dann bist du vielleicht lieber Zweiter. Denn wenn die anderen zusammenarbeiten, dann hast du ein Problem. Wenn du aber eine Lücke hast von zwei, drei Sekunden, dann kannst du auch pokern und sagen, die bekriegen sich, und ich kann die Lücke irgendwie halten. Dann bist du vorne fein raus."
Spannung pur: Der Führende ist 2019 in den Schlussrunden klar im Nachteil Foto: LAT
DRS- und Push-to-pass-Aktivierungen sparen kann in die Hose gehen
Der Schweizer prophezeit, dass es in der neuen DTM vor allem auf strategisches Geschick, aber auch auf Rennglück ankommen wird: "Wenn du dir die Energie bis ans Ende aufsparst und dann ein Safety-Car kommt, dann hast du nichts davon, weil dann kannst du die Energie am Ende nicht einsetzen. Das gibt jedenfalls Spielraum für verschiedene Strategien, was zu mehr Action führen wird."
Audi-Pilot Nico Müller weiß, worauf es bei DRS und Push-to-pass ankommt Foto: Audi AG
"Man kann dadurch den Hintermann nicht mehr ganz so schnell aus dem Fenster schütteln", glaubt Müller. "Der wird weiter dranhängen mit DRS. Wenn du aber einen hinter dir hast, der nur mit DRS mitfahren kann, dann kann es auch passieren, dass ihm das irgendwann ausgeht. Dann hast du spät im Rennen interessante Kämpfe, weil manche ihr Pulver schon verschossen haben."
Warum Push-to-pass nur bei Vollgas Sinn ergibt
Worauf es bei der Nutzung der Überholhilfen in der bevorstehenden Saison ankommen wird? "Man muss damit haushalten und diesen Vorteil dann nutzen, wenn er dir am meisten bringt", antwortet Müller. Und das wird auch beim Push-to-pass-System definitiv auf den Geraden sein.
Das hat damit zu tun, wie das System funktioniert: Bei den neuen Turbo-Motoren wird die Kraftstoffzufuhr über einen Kraftstoff-Massenstrom-Begrenzer (Fuel-Flow-Restrictor) kontrolliert. Das Gerät stellt sicher, dass die Durchflussmenge 95 Kilogramm Sprit pro Stunde nicht überschreitet. Wenn der Fahrer Push-to-pass aktiviert, werden bei Volllast über einen Bypass für fünf Sekunden zusätzliche fünf Kilogramm Sprit in die Brennräume gespritzt.
Wenn der Fahrer also nicht Vollgas gibt und den Push-to-pass-Knopf trotzdem drückt, hat er keinen Vorteil. "Es ergibt eigentlich nur Sinn, wenn du Vollgas fährst", bestätigt Audi-Pilot Rene Rast. Der Grund: "Man sollte es schon so auslegen, dass man die fünf Sekunden so effektiv wie möglich nutzt, also nicht unter Teillast in der Kurve. Das wäre wenig sinnvoll."
Mit Bildmaterial von Audi AG.
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