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Interview

Nico Müller im Teamorder-Interview: "Berger gießt Öl ins Feuer"

Nico Müller im Interview über Teamorder-Vorwürfe: Wieso er Rene Rast auch am Samstag nicht aufhielt was er von Bergers Warnung hält, er würde den Ruf riskieren

Audi-Pilot Nico Müller ist die Schlüsselfigur in der Teamorder-Debatte, auch wenn bislang meist andere zu Wort kommen. Darum hat 'Motorsport.com' den Schweizer, der in der Gesamtwertung 37 Punkte hinter Leader Rene Rast liegt, auf dem Lausitzring zum Interview gebeten.

Der Herausforderer erklärt darin, wie er damit umgeht, trotz der Chance seines Lebens nicht voll attackieren zu können, warum er seine Position beim Samstag-Rennen in Brands Hatch gegen Rast nicht verteidigte und was er von Gerhard Bergers Warnung hält, er würde seinen Ruf als Rennfahrer aufs Spiel setzen.

Frage: "Nico, DTM-Boss Gerhard Berger hat nach Brands Hatch gesagt, Sie müssten aufpassen, dass Ihr Ruf als Rennfahrer nicht Schaden nimmt, wenn sie gegen Rast weiter zurückstecken. Steht die Karriere auf dem Spiel?"

Nico Müller: "Ich verstehe, was er damit sagen will, aber er gießt damit ein bisschen Öl ins Feuer. Er weiß genau, wie es läuft, wenn du gegen den Teamkollegen um eine Meisterschaft kämpfst. Dass du da nicht die gleiche Herangehensweise an den Tag legen kannst wie gegen einen Marco Wittmann im BMW, ist sonnenklar."

"Ich würde am liebsten auch sagen: Ich pfeife auf alles andere und greife mit dem Messer zwischen den Zähnen an. Und wenn es dann nicht geklappt hat, sind wir halt Zweiter und Dritter in der Meisterschaft und Marco hat gewonnen."

Müller: Dann sind wir die Volldeppen ...

Frage: "Aber?"

Müller: "Mir persönlich könnte es ja egal sein, aber so funktioniert dieser Sport nicht. Ich bin immer noch bei Audi angestellt. Und unser gemeinsames Ziel ist es, dass am Ende ein Audi gewinnt. Ich bin einer der Piloten, der öfter in der Wasserträgerrolle gesteckt hat. Ich weiß genau, wie es ist, wenn du für das Team Kompromisse eingehen musst."

"Man kann daher nicht sagen, dass eine Karriere am Scheideweg steht. Wir haben in unserer Situation viel mehr zu verlieren als alle anderen, denn wir haben das beste Auto. Unsere Techniker haben die beste Arbeit gemacht. Die Fahrer haben abgeliefert, und wir sind jetzt die, die dieses Jahr die Meisterschaft nur noch verlieren können."

‘¿’"Und da ist es für alle anderen einfach zu sagen: Fahrt einander in die Stoßstange! Denn: Wenn das schiefgeht, dann sind wir die Volldeppen. Dieses Risiko kann man als gesamtes Team nicht eingehen, weil zu viel auf dem Spiel steht."

Frage: "Audi-Sportchef Dieter Gass hat nach dem Sonntagsrennen in Brands Hatch gesagt, dass er euch so kurz vor Rennende sicher nicht in einen Kampf schicken wird."

Müller: "Er will natürlich so etwas wie auf dem Norisring nicht sehen, das ist klar. Es ist also sinnvoll, dass wir nicht unnötig Risiko nehmen, gerade im direkten Zweikampf."

"Natürlich: Wenn du das Gefühl hast, dass du schneller bist als der vor dir - egal wer es ist -, dann würdest du es gerne probieren. Aber: Rene und ich sind beide in einer Situation, in der wir viel zu gewinnen, aber auch viel zu verlieren haben."

"Klar bin ich der Jäger. Ich muss viele Punkte gutmachen, wenn ich bis Hockenheim am Sonntag eine Chance haben will, aber gleichzeitig weiß ich auch: Wenn ich jetzt einen Ausfall habe, dann ist die Sache gegessen. Dann muss schon viel in unsere Richtung laufen, damit ich überhaupt noch eine Chance habe. Dann kommt noch dazu, dass du gegen einen Markenkollegen keine Kollision riskieren willst und es in Brands Hatch generell schwierig ist zu überholen."

"Man hat gesehen: Auch mit einem großen Pace-Delta wie bei Philipp Eng gegen Loic Duval, als es um zwei unterschiedliche Hersteller ging, ist Philipp nicht vorbeigekommen. Es war also der sichere Weg, keine Attacke zu starten. Ich bin aber froh, dass wir jetzt auf dem Lausitzring fahren, wo überholen sicher einfacher ist."

Samstag Brands Hatch: Warum Müller Rast nicht aufhielt

Rene Rast, Nico Müller

Rast überholte Müller am Samstag in Brands Hatch ohne viel Gegenwehr

Foto: Audi

Frage: "Beim Samstagrennen wurden Sie aber von Rast überholt ..."

Müller: "Da waren wir auch auf verschiedenen Strategien. Am Sonntag haben wir in der gleichen Runde gestoppt und waren auf der genau gleichen Strategie. Daher war nicht zu erwarten, dass das Pace-Delta groß ist."

"Am Samstag habe ich einen Satz neuer Reifen gespart, während Rene auf neuen Reifen war. Und er hat vier Runden später gestoppt. Da war also der Pace-Unterschied in diesem Moment des Rennens klar zu sehen. Ihn da aufzuhalten, wenn er die Chance hat, den an der Spitze liegenden BMW aufzuhalten, hätte keinen Sinn gemacht."

"Deswegen habe ich ihm das Leben nicht schwer gemacht, auch weil er da in diesem Moment wirklich schneller war. Ich glaube, da gehört auch ein bisschen Teamwork dazu."

Frage: "Haben Sie da nicht mit sich selbst gerungen? Genau diese Punkte könnten am Ende den Ausschlag geben."

Müller: "Ja natürlich, aber ich habe ja nicht geparkt. Ich habe ihm nur das Leben nicht schwer gemacht und ihn blockiert und versucht, mit allen Mitteln vorne dran zu bleiben."

Frage: "Warum?"

Müller: "Weil die Situation ähnlich wie am Sonntag war: Ich wusste, dass ich der erste aus der Spitzengruppe war, der gestoppt hat. Ich hatte noch 25 Runden zu fahren. Wenn ich mich jetzt verteidige und im Dreck herumfahre, dann werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit am Ende Probleme bekommen. Das wahre Problem hat schon im Qualifying begonnen."

"Wenn man von Platz acht startet, dann gewinnt man normalerweise auf einer Strecke, auf der man nicht überholen kann, kein Rennen. Wir sind aus eigener Kraft von acht auf drei gefahren. Daher musste ich in diesem Moment sagen: Wenn wir jetzt zu gierig werden, dann schmeißen wir ein eigentlich gutes Rennen weg. Wir hatten sogar einen Satz Reifen gespart."

Warum Müller noch an seine Chance glaubt

"Für mich war klar: Der Sonntag wird unser Tag! Dann ist das Qualifying aber wieder nicht wie erwartet gelaufen, denn ich hatte Verkehr im zweiten Run. Trotzdem sind wir wieder Zweiter geworden. All das ist die Konsequenz daraus, dass wir im Qualifying nicht gut genug waren. Da müssen wir uns selber an der Nase nehmen."

Frage: "Sie haben Rast dieses Jahr im Qualifying nur einmal aus eigener Kraft geschlagen. Ist das Qualifying der Schlüssel?"

Müller: "Klar wäre die Sache für mich viel einfacher, wenn ich vor ihm starten und dann meine Pace im Rennen nutzen kann. Wenn du hinter ihm bist, dann muss ein Überholvorgang, wenn er denn passieren sollte, möglichst risikominimiert passieren. Um so etwas zu gewährleisten, müssen alle Umstände passen. Die Strecke muss es ermöglichen, und man muss deutlich schneller sein - und das ist gegen Rene nicht ganz einfach. Daher ist klar, dass wir uns im Qualifying steigern müssen, um eine richtige Chance zu haben, auch weil man damit auch zusätzlich Punkte holen kann."

Frage: "Über die Stallkollision auf dem Norisring wurde viel geredet. Auch über Unstimmigkeiten. Ihre Sicht?"

Müller: "Ich nehme einen Teil der Schuld an der Kollision auf mich. Nicht alles, das habe ich auch gesagt. Wir hätten die beide vermeiden können, zu der Meinung stehe ich nach wie vor. Und ich denke, da sind sich viele mit mir einig."

Rene Rast, Nico Müller

Kollision in Nürnberg: Nico Müller drehte Rene Rast um

Foto: LAT/Alex Trienitz

"Was aber die ganze Diskussion angeht, dass wir uns nicht gut verstehen und so weiter: Dazu muss ich mich nicht äußern, weil ich nicht weiß, wo es hergenommen wird. Natürlich gibt es Spannung auf der Strecke, wenn du um den Titel fährst, das ist das normalste der Welt. Er will mich schlagen, ich will ihn schlagen."

"Aber das muss noch lange nicht heißen, dass wir nicht zusammen an einem Tisch sitzen können, denn das ist ein anderes Thema. Ich werde ihm nicht sagen, welche die richtige Set-up-Einstellung für morgen ist und ihm Geschenke machen, aber wir haben ein gesundes, kollegiales Verhältnis."

"Ich finde nicht, dass es nötig ist, da künstlich Feuer zu machen, denn der Kampf auf der Strecke leidet nicht darunter, auch wenn wir uns nicht die Köpfe einschlagen. Es ist alles gut, wie es ist."

Frage: "Glauben Sie noch an Ihre Chance?"

Müller: "Natürlich. Es kann sehr schnell gehen. Wenn Rene aus irgendwelchen Gründen mal fett Punkte liegen lassen muss, dann ist es wieder ganz offen. Wir wissen selbst, wie oft die Technik eine Rolle gespielt hat. Ich hatte immer das Glück, dass es bei mir im Freien Training passiert ist oder im Qualifying, als es keine Rolle mehr gespielt hat. Oder ganz am Ende des Rennens."

"Aber es kann immer passieren, dass bei ihm oder bei mir mal was streikt. Und dann muss der andere zur Stelle sein, um die Punkte zu holen. Darum kämpfen wir bis zum Schluss und hoffen, dass wir die Meisterschaft bis Hockenheim offenhalten."

Mit Bildmaterial von Audi AG.

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