Pappnasen-Affäre als Auslöser? Warum Meister Götz Ende 2016 aus der DTM flog
Der ehemalige AMG-DTM-Chef Ulrich Fritz erklärt, wieso sich Maximilian Götz in seiner ersten DTM-Ära nicht etablieren konnte und wieso es bei HRT nun passte
Für Maximilian Götz war der DTM-Titel 2021 eine enorme Genugtuung. Das darf nicht verwundern, denn der 35-Jährige war 2016 nach zwei Mercedes-Jahren aus der DTM ausgespuckt worden und erfüllte sich im Vorjahr beim Comeback doch noch den großen Traum.
Aber warum konnte sich Götz in seiner ersten DTM-Ära nicht etablieren? Der damalige Mercedes-AMG-DTM-Chef Ulrich Fritz offenbart nun, dass die Anfeindungen durch Mattias Ekström in der Pappnasenaffäre durchaus eine Rolle spielten.
"Unser schwedischer Freund ritt damals eine Kampagne gegen ihn", so Fritz, der heute bei Götz' HRT-Team Geschäftsführer ist, im Gespräch mit 'Motorsport.com'. "Das hilft dir als junger aufstrebender Mann, der schon immer in die DTM wollte, sicher nicht, wenn du plötzlich in der Presse als die Pappnase dastehst."
"Haben gesagt: Das bringt so nichts und funktioniert nicht"
Zur Erinnerung: Ex-Abt-Audi-Star Ekström geriet 2016 bei einigen Rennen mit Götz aneinander und beschwerte sich über die Fahrweise seines HWA-Rivalen. Götz sei mit der DTM "vollkommen überfordert" und schaffe es nicht, "auf den Geraden geradeaus zu fahren", machte sich Ekström im TV lustig.
Nachsatz: "Die Schuld liegt ja bei mir selbst: Ich muss unbedingt im Qualifying vor den Nasenbohrern und Pappnasen stehen."
Diese Aussagen des etablierten Schweden seien für Götz eine psychische Belastung gewesen, ist Fritz überzeugt: "Da fangen relativ schnell die Selbstzweifel an. Und dann kommt der Druck, und es wird schwierig. Das war der Punkt, als wir gesagt haben: Das bringt so nichts und funktioniert nicht."
Fritz: "Hatte Eindruck, dass Max zu fokussiert war"
Es habe aber auch andere Gründe gegeben, warum sich Götz in seinen ersten zwei DTM-Jahren 2015 und 2016 bei Mücke und HWA nach den Plätzen 22 und 20 nicht in der DTM etablieren konnte und sein Vertrag Ende 2016 nicht verlängert wurde. "Ich hatte damals den Eindruck, dass er zu fokussiert war", meint Fritz. "Es musste unbedingt sein. Das funktioniert in der DTM nicht - und schon gar nicht mit den Class-1-Autos."
Die Arbeitseinstellung habe aber stets gepasst. "Es lag niemals an seinem Commitment und an seiner Art. Es war aus meiner Sicht ein reines Performance-Thema."
Und das, obwohl Götz vor allem 2015 bei Mücke gute Ansätze gezeigt habe. "Im ersten Jahr war alles sehr auf Pascal Wehrlein fokussiert", blickt er zurück. "Max hat in der zweiten Saisonhälfte echt einen ordentlichen Job gemacht. Man muss allerdings dazusagen, dass das Auto damals auch leicht war", verweist er darauf, dass die Performance-Gewichte 2015 noch nicht markenübergreifend galten, weshalb Götz im Vergleich zu seinen Markenkollegen nach der punktelosen ersten Saisonhälfte im Vorteil war.
Zu wenig Nestwärme 2016 bei HWA-Team?
Doch 2016 setzte HWA gleich vier Boliden ein und Götz wechselte zum Team aus Affalterbach. "In jenem Jahr ging tatsächlich wenig, obwohl wir damals mit Abstand das stärkste Auto im Feld hatten", so Fritz. "Er ist damals nicht mehr richtig mitgekommen."
Er glaubt, dass Götz damals die familiäre Atmosphäre und "das Behütete im Team" gefehlt hat. "Das war ein viel größeres Team", so der damalige Mercedes-DTM-Chef. "Damit hat er sich schwer getan. Dazu kamen die Anfeindungen."
Dass Götz 2021 beim Rennstall von Hubert Haupt doch noch die DTM-Krone einfahren konnte, führt Fritz auch auf die Nestwärme beim im Vergleich zu HWA kleinen GT3-Team zurück. "Wenn man jetzt mal zurückschaut, wann der Max Erfolg hatte, dann war das 2012 mit MS-Racing, als er GT-Masters-Meister wurde. Und auch bei HTP war er sehr stark. Er ist einer, der sich in einem behüteten Umfeld mit einem familiären Charakter sehr wohl fühlt."
Fritz: Unpolitisches Umfeld hat Götz 2021 "Flügel gegeben"
Neben der eingespielten Zusammenarbeit mit Renningenieur Renaud Dufour glaubt Fritz, dass auch seine Anwesenheit Götz gutgetan hat. "Ich konnte mit ihm schon immer gut und habe ihn damals auch in die DTM geholt. Und ich glaube, es hat ihm Vertrauen gegeben, dass ich da war und er die volle Unterstützung erhalten hat. Das hat er entsprechend honoriert und zurückgezahlt."
Zudem habe es bei HRT keine Politik gegeben. "Und das war sicher in der Vergangenheit in der DTM ein bisschen anders, weil das Team viel größer war", so Fritz. "In einem kleineren Team gibt es dafür keinen Raum. Das haben wir von Anfang an klargemacht und das hat ihm noch einmal Flügel gegeben."
Mit Bildmaterial von Daimler AG.
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