Rene Rast vergleicht seine drei Titel: "2019 war nicht so emotional"
2017 wurde Rene Rast in seiner DTM-Premierensaison Meister: Wieso der aktuelle Titel einen ähnlichen Stellenwert hat und der Triumph 2019 weniger emotional war
Viertes DTM-Jahr, dritter Titel - und einmal Vizemeister: Rene Rasts DTM-Bilanz ist einzigartig. Doch welchen Stellenwert hat der aktuelle Triumph in der Karriere des 34-jährigen Audi-Piloten? "2017 und 2020 sind auf einem ähnlichem Level", offenbart Rast, dass der aktuelle Titel eine ähnliche Bedeutung hat wie sein sensationeller Triumph im DTM-Premierenjahr.
Das begründet Rast mit der unglaublichen Wende, die er dieses Jahr drei Rennwochenenden vor Schluss in Zolder eingeleitet hat. "Wenn mir jemand vor vier, fünf Wochen erzählt hätte, dass wir es schaffen, dann hätte ich gesagt, dass er keine Ahnung vom Motorsport hat", sagt er. "Aber es ist etwas ganz Besonderes, dass wir in diesem Jahr so zurückschlugen und bis zum Finale um den Titel kämpfen konnten, nachdem wir zu Beginn der Saison solche Probleme hatten."
Dass er jetzt bei seinem Titelgewinn auch noch den Sieg holte, sei "das Sahnehäubchen. Das war schon sehr emotional. Jetzt bin ich der erfolgreichste Audi-Fahrer - und es waren die letzten Runden mit diesen Rennautos. Da kam viel zusammen."
Titel im Jahr 2017 war "der überraschendste"
Aber auch der Triumph im Jahr 2017, als eigentlich Mattias Ekström von Audi auf den Titel angesetzt gewesen war, sei für Rast "sehr emotional" gewesen. "Dieser Titel war der überraschendste, denn damals hat mich keiner im Titelkampf erwartet", erklärt der Spätberufene, der jahrelang in Markencups vom Aufstieg in die DTM träumte, aber erst 2016 zu Saisonmitte debütierte.
"Jamie hätte es damals eigentlich verdient gehabt", verweist er auf seinen Teamkollegen Green. "Ohne den Getriebe-Defekt auf dem Red-Bull-Ring hätte er die Meisterschaft gewonnen, außerdem hat er Mattias Ekström vorbeigelassen. Er wäre also ohne diese Situationen an meiner Stelle gewesen. Daher war das auch für mich so überraschend."
Dabei verblüffte gerade Rast damals viele mit seiner Klasse. "Es war eine unglaubliche Leistung, dass er in seinem ersten DTM-Jahr überhaupt in unserer Nähe war", würdigt Green den Titelgewinn Rasts in seiner ersten vollen DTM-Saison.
Wieso 2019 weniger emotional war
Aber warum sieht Rast den Triumph im Vorjahr nicht in der selben Preisklasse? "Im vergangenen Jahr war es nicht so emotional", gibt er zu. "Ich war nicht so zufrieden mit meiner Performance in den Rennen. Wir waren auch das ganze Jahr vorn und haben dominiert. Da wurde es erwartet, dass wir den Titel holen. Es war trotzdem noch hart, gegen Nico zu kämpfen."
Auch die Saison 2018, als Audi zu Saisonbeginn chancenlos war und Rast dann zu Saisonende mit sechs Siegen in Serie Mercedes-Pilot Gary Paffett beinahe noch abfing und Vizemeister wurde, hat für den Mindener einen niedrigeren Stellenwert. "2018 hatten wir glaube ich mehr als 100 Punkte Rückstand auf Gary Paffett, die wir fast aufgeholt haben. Das war auch ein harter Kampf."
"Ich dachte: Okay, die Meisterschaft ist sowieso vorbei"
Der Rosberg-Audi-Pilot habe aber damals "auch eine Menge Unterstützung von meinen Audi-Kollegen erhalten", gibt er zu. "Sie haben mir Siege geschenkt oder Windschatten gegeben. Da ging viel in meine Richtung." Dieses Jahr sei es währenddessen laut Rast auch deswegen so schwierig gewesen, den Titel zu holen, weil der direkte Rivale mit Müller ein Audi-Pilot war.
"Wir teilen alles - Daten, Set-ups und so weiter", erklärt Rast - und spricht von einer Gratwanderung. "Wir wollen nicht so hart gegeneinander kämpfen, uns berühren und dann gemeinsam abfliegen. Es ist also schwieriger, gegen seinen Teamkollegen zu kämpfen - vor allem, wenn man bis Zolder im Prinzip keine Chance hatte. Als ich nach Zolder fuhr, dachte ich: 'Okay, die Meisterschaft ist sowieso vorbei. Gib einfach alles und schau, was passiert'. Und jetzt bin ich Meister. Keiner hätte gedacht, dass wir noch zurückschlagen werden."
Mit Bildmaterial von ITR.
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