Registrieren

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland
News

Ringen um DTM in Schlüsselphase: Es geht um's Geld

Warum das Ringen um eine DTM-Zukunft so zäh ist, wieso Gerhard Berger auf das Geld von Audi und BMW angewiesen ist und weshalb die ITR-Kriegskasse leer ist

DTM-Boss Gerhard Berger hat mit dem GT-Plus-Reglement einen Zukunftsplan für die Traditionsserie vorgelegt, aber nach wie vor ist unklar, ob dieser je umgesetzt wird. "Es gibt zwei Szenarien: ein Abwicklungs- und ein Fortführungsszenario", erklärt der 61-jährige Vorsitzende der DTM-Dachorganisation ITR.

"Der Ball liegt bei den beiden Herstellern. Da muss Klarheit kommen. Und wenn es keine Klarheit gibt, muss ich irgendwann sagen: Das Fortführungsszenario ist nicht mehr realistisch, weil einfach nicht mehr genug Zeit ist. Die Uhr tickt."

Noch sei es nicht zu spät, sagt der Österreicher. "Die Klarheit muss man sicher in den nächsten drei, vier Wochen schaffen", legt sich Berger gegenüber dem TV-Sender 'Sport1' auf eine Deadline gegen Ende September fest. Und offenbart: "Es gibt immer wieder in den Gesprächen Lichtblicke, die mir eigentlich zeigen, dass das Fortführungsszenario absolut realistisch sein kann."

Berger: "Volles Starterfeld überhaupt kein Problem"

Ob der Markt an seinem Fortführungsszenario Interesse zeigt? Das steht für Berger, der wegen der Coronavirus-Krise einen Saisonauftakt im Mai 2021 anpeilt, völlig außer Diskussion.

"Ich bekomme momentan fast täglich Anrufe von Teams, die sich einschreiben wollen, und Herstellern, die dabei sein wollen", verrät Berger. "Ein volles Starterfeld wäre glaube ich überhaupt kein Problem." Sobald man den Teams "Klarheit" gäbe, "marschiert das Thema", ist Berger sicher.

Laut Informationen von 'Motorsport.com' hat der Ex-Formel-1-Pilot zuletzt Gespräche mit Audi-Boss Markus Duesmann geführt, der beim Volkswagen-Konzern auch als Entwicklungsvorstand fungiert. Und unter anderem von den Volkswagen-Marken Audi, Lamborghini und sogar Bentley das Signal erhalten, dass sie ihre Autos gerne in einer GT3-DTM sehen würden. Auch Mercedes zeigt Interesse.

Audi-Sportchef Gass: Geht um Finanzierung

Aber woran liegt es, dass man bei der Umsetzung des Ausstiegs von Audi und BMW als Mitglieder der ITR e.V. (eingetragener Verein) noch nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen ist? "Es geht darum, dass sich alle Parteien einigen und man den richtigen Weg findet, wie das Ganze in Zukunft finanziert werden kann", stellt Audi-Sportchef Dieter Gass auf Anfrage von 'Motorsport.com' klar.

"Es gibt ein paar Dinge, die geklärt werden müssen, damit das auch praktisch umgesetzt werden kann. Wenn das erledigt ist und alle Parteien mit der Lösung einverstanden sind, dann ist das Reglement eher eine Kleinigkeit."

Dass sich das verzögert, hat auch damit zu tun, dass Gass und BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt bei derartigen Themen gar nicht die Entscheidungsgewalt haben. "Würde es nur um unsere Ebene gehen, dann wäre es wahrscheinlich ein bisschen einfacher, auch weil die Wege kürzer sind", erklärt Gass.

Hersteller haben bei Ausstieg Anspruch auf Kapital

"Aber in diesen Gesprächen spielt nicht nur der Vorstand eine Rolle, sondern auch die Rechtsabteilung. Man muss sich sicher sein, dass die Lösung auch rechtlichen Vorgaben und den Compliance-Richtlinien entspricht. Und dass auch der BMW-Vorstand mit der Lösung einverstanden ist."

Zum Hintergrund: Audi ist wie BMW und DTM-Boss Berger selbst zu einem Drittel an der ITR e.V. beteiligt. Wenn man aussteigt, hat man auch Anspruch auf einen Teil des vorhandenen Kapitals. Tatsache ist aber, dass die ITR Geld braucht, um ein Fortführungsszenario auf den Weg zu bringen.

Die ITR-Geldreserven sind laut Informationen von 'Motorsport.com' jedoch in den vergangenen Jahren maßgeblich geschrumpft. 2018 verzeichnete die ITR GmbH, die 2014 gegründet wurde und als 100-prozentige Tochter vom ITR e.V. getragen wird, einen Fehlbetrag von 5,09 Millionen Euro. 2017 waren es laut dem beim Bundesanzeiger einsehbaren Jahresabschlussbericht 2,74 Millionen Euro.

Warum kaum noch Geld in ITR-Kasse übrig ist

Als Ursache für den Anstieg des Fehlbetrags um 2,4 Millionen Euro von 2017 auf 2018 nannte man "wesentliche Umstrukturierungsaufwendungen", den "Wechsel des TV-Partners" und den "Wegfall permanenter Rahmenserien". Zudem sei die "Mitarbeiteranzahl erhöht" worden. "Die Erlöse konnten den operativen Aufwand nicht decken."

Auch wenn für das Geschäftsjahr 2019 noch kein Jahresabschlussbericht verfügbar ist, hat sich die Situation nicht gebessert. Nach dem Porsche-Carrera-Cup, der für den Platz im Rahmenprogramm bis Ende 2017 jahrelang viel Geld in die Kasse der ITR spülte, hatte sich Ende 2018 auch die Formel-3-EM aus dem Rahmenprogramm verabschiedet.

Und 2020 hat sich die Situation wegen der Coronavirus-Krise noch einmal maßgeblich verschlechtert: Die Deutsche Post AG verlängerte den Vertrag als Seriensponsor Anfang des Jahres nicht, zudem verliert man ohne Ticketverkauf, der für die DTM eine entscheidende Geldquelle ist, viel Kapital. Auch die Erstellung eines Infektionsschutzkonzepts verursachte Kosten.

Da man seit Anfang 2019 Verluste in Höhe eines niedrigen zweistelligen Millionenbetrags gemacht hat, hätten Audi und BMW nun laut einer sicheren Quelle beim Ausstieg aus der ITR nur noch Anspruch auf einen Wert in Höhe von zwei bis drei DTM-Boliden. Zur Einordnung: Der Versicherungswert eines DTM-Boliden beträgt 1,1 bis 1,2 Millionen Euro.

Auch TV-Deal mit Sat.1 als Kostenfaktor

Bei Audi scheint man durchaus bereit, beim Ausstieg aus dem ITR e.V. auf die Kapitalausschüttung zu verzichten, um Berger für ein Fortführungsszenario eine Anschubfinanzierung zu ermöglichen. BMW ist hingegen die große Unbekannte. "Die Gespräche mit BMW finden erst statt", meinte Berger vor einer Woche.

Aber reicht das aus, um die DTM für 2021 auf Schiene zu bringen? Auch der TV-Deal mit Sat.1, der bis Ende 2021 läuft, kostet Geld. Während die ARD bis Ende 2017 noch für die TV-Rechte bezahlte, ist das seit dem Wechsel ins Privatfernsehen nicht mehr der Fall. Dafür finanziert die ITR wie in der Vergangenheit die komplette TV-Produktion.

Und wenn die angepeilten TV-Zuschauerzahlen verfehlt werden, müssen derzeit die Hersteller bei TV-Partner Sat.1 über die Schaltung von zusätzlichen Anzeigen die Löcher stopfen. Ob sie dazu auch noch bereit sein werden, wenn sie nicht mehr ITR-Mitglieder sind, ist fraglich. Was auch für das Szenario gilt, dass Seriensponsoren wie Reifenhersteller Hankook die Kosten in Zukunft übernehmen.

Mit Bildmaterial von ITR.

Vorheriger Artikel Reifen als Ursache: Wieso Frijns im Qualifying so stark ist
Nächster Artikel Van der Linde für Rast zukünftiger Meister: "Noch nie gesehen"

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland