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Interview

Rowe-Teamchef fordert GT3-DTM: "Heißes Interesse"

Rowe-Teamchef Hans-Peter Naundorf im Interview: Wieso Gerhard Berger & Co. das Interesse an einer GT3-DTM unterschätzen und wovor er den DTM-Boss warnt

Die DTM, die dieses Wochenende in in Spa-Francorchamps in die Saison startet, steht vor dem möglichen Aus. Wenn es aber nach Rowe-Teamchef Hans-Peter Naundorf geht, wäre die Rettung mit GT3-Boliden nicht nur umsetzbar, sondern auch die ganz große Chance für die DTM-Dachorganisation ITR, die Traditionsserie endlich auf gesunde Beine zu stellen.

Im Interview mit 'Motorsport.com' erklärt der Teamchef, der früher beim Mercedes-DTM-Team Persson für die Technik verantwortlich war, warum eine GT3-DTM nicht nur für seine Truppe äußerst attraktiv wäre, wieso er eine Koexistenz mit dem GT-Masters für völlig problemlos hält - und wovor er die ITR warnt.

Frage: "Herr Naundorf, Sie haben bekanntgegeben, dass Sie mit Ihrem Team an einer GT3-DTM sehr interessiert wären. Wie kommt es zu diesem Schritt?"

Hans-Peter Naundorf: "Ich war ja bereits von 2000 bis 2010 in der DTM involviert - und die DTM lässt einen nie los. So eine gute Plattform habe ich in dieser Form nicht wiedergesehen - außer bei ganz großen Events wie dem 24-Stunden-Rennen."

"2011 habe ich ein eigenes Team im GT-Sport gegründet. Seit 2016 machen wir mit BMW GT3 und sind auch in die Entwicklungsarbeit eingebunden. Dadurch ist das Thema DTM wieder konkreter geworden. Wir hatten im Juli 2017 Gespräche über ein gemeinsames DTM-Projekt. Aber dann kam der Mercedes-Ausstieg dazwischen, und BMW setzte auf zwei statt auf drei Teams. Wirklich konkret ist es dann für 2019 geworden."

Frage: "Als BMW-Kundenteam?"

Naundorf: "Genau. Aber auch das hat sich Ende 2018 wieder zerschlagen, denn irgendwann ist es einfach zu spät, so ein Paket zustande zu bringen und die involvierten Sponsoren bei der Stange zu halten. Es gibt nicht viele, die bereit sind, so viel Geld zu investieren - aber es gab sie, weil sie eben auch diese Plattform sehen. Da hätte man Abstriche machen müssen hinsichtlich Fahrerqualität. Und da wären wir bei anderen Partnern nicht unbedingt auf Akzeptanz gestoßen."

 

Hans-Peter Naundorf

Rowe-Teamchef Hans-Peter Naundorf war bis 2009 Persson-Technikchef in der DTM

Foto: Motorsport Competence Group

Frage: "Das wäre bei einem GT3-Format völlig anders."

 

Naundorf: "Das wäre ein völlig anderes Budgetthema. Dann findet man deutlich leichter Geld und deutlich leichter Partner, die das interessiert, wenn die Präsentations-Plattform gleich oder ähnlich bleibt. Und wir gehen davon aus, dass die ITR diesen Anspruch hat."

Frage: "Gibt es Signale in der Szene, dass Interesse an einer GT3-DTM besteht?"

Naundorf: "Ich habe noch gar nicht mit anderen Teamchefs darüber gesprochen, aber mit einigen Fahrern, die das gerne sehen würden. Und im Juli, August stellst du normalerweise die Weichen für das nächste Jahr. Zu mir sind Industriepartner gekommen, die das gehört hatten. Sie haben mich gebeten, da mal nachzuforschen. Und sobald von Partnern Interesse besteht, wird sich das jeder Teamchef anschauen. Auch die DTM-Trophy hat da einen gewissen Einfluss."

Frage: "Inwiefern?"

Naundorf: "Ich hätte nicht gedacht, dass sie so viel Zuspruch erfährt. Da wird auch Geld in die Hand genommen. Und die ganze Organisation, die Kommunikation mit den Teams - da habe ich sehr viel Positives gehört. Da merkt man, dass jemand mit Struktur dahinter ist, der weiß, wie das funktioniert. Und wenn eine mögliche GT3-DTM dann auch noch auf einem vernünftigen finanziellen Niveau bleibt, dann interessieren wir uns ganz heiß dafür."

Frage: "Von welchen Zahlen sprechen wir bei einem vernünftigen finanziellen Niveau?"

Naundorf: "Es ist wirklich schwierig, jetzt Budgetzahlen zu nennen, da wir die Rahmenbedingungen und das Reglement noch nicht kennen. Pro Fahrzeug sollten die operativen Kosten für eine Saison bei 600.000 bis 700.000 Euro liegen. Das wäre eine vernünftige Grundlage. Bei dem Class-1-Konzept, das wir 2018 als potenzielles Kundenteam präsentiert hatten, war ich bei einem Zweifahrerteam bei 5,5 Millionen Euro."

Frage: "Wäre ein Wechsel von Class-1 auf GT3 sportlich ein Rückschritt?"

Naundorf: "Ich glaube, dass es vielen Fans nicht so wichtig ist, ob es sich um ein Class-1-Auto oder ein GT-Fahrzeug handelt. Aber wenn ich acht Autos von einem und acht von einem anderen Hersteller habe, dann ist das wie bei einem kleinen Cup. Die Fahrzeuge geben alle zur gleichen Zeit an der gleichen Stelle der Strecke die gleiche Performance ab."

"Wenn ich aber einen Audi, einen Mercedes, einen Porsche, einen BMW und andere habe, dann ist jedes Fahrzeug anders konzipiert - und hat an unterschiedlichen Stellen der Strecke Vor- und Nachteile. Klar kann dadurch passieren, dass ein Auto auf einer Strecke besser funktioniert als das andere - trotz BoP (Balance of Performance; Anm. d. Red.). Das muss man aber akzeptieren."

"Deswegen muss die BoP auf die gesamte Saison für Ausgeglichenheit sorgen. Das funktioniert heute schon sehr gut. Die unterschiedlichen Stärken und Schwächen sorgen aber für viele Überholmanöver, die nicht dadurch erzeugt werden, dass jemand den Flügel flachstellt."

Frage: "Der große Vorteil beim GT3-Konzept ist die Vielfalt an verfügbaren Autos."

Naundorf: "Viele Hersteller haben das Investment gescheut, Class-1-Autos zu bauen. Jetzt hätten sie die Autos, auch wenn man die vielleicht ein bisschen umbauen muss. Das Engagement, ein Einsatzteam und Fahrer zu finden, ist natürlich deutlich geringer als wenn man ein Auto konstruieren muss. Und dann der Entwicklung der anderen, die so einen Vorsprung haben, erstmal hinterher läuft. Da ist die Hemmschwelle viel geringer. Das ist also eine Riesenchance für die ITR und auch für den Rennsport in Europa."

Frage: "Sie rechnen also mit großem Zuspruch?"

Naundorf: "Wir sind sicher nicht die einzigen. Und ich glaube sogar, dass das Interesse größer ist, als es die ITR-Verantwortlichen derzeit vermuten. Ich habe bereits eine Finanzierung und Partner im Hintergrund, die das gerne machen würden. Andere werden vielleicht versuchen, diese Finanzierung über Fahrer zu generieren."

‘¿’"Ich kann nur hoffen, dass die ITR nicht auf ein ähnlich starkes Herstellerengagement wie bisher setzt, sondern erst mit den Teams spricht. Das wäre ja das Schöne: eine gewisse Loslösung von den Herstellern - und mehr auf Teamsport zu setzen als auf reine Werksabteilungen."

"Die Rennen wären dadurch weniger politisch motiviert. Das garantiert auch eine gute Motorsport-Show, zu der ein Gerhard Berger auch hin will. Außerdem hätten wir unterschiedliche Fahrzeuge und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen einem Hersteller- und einem Teamengagement."

Frage: "Glauben Sie an echte Werkseinsätze und hätten die Privaten dann noch eine Chance?"

Naundorf: "Da muss auch die ITR erst mal schauen, wie das aufgenommen wird. Natürlich könnte es sein, dass Audi oder BMW Team XY oder die bestehenden Teams beauftragt, in dieser Serie an den Start zu gehen. Dann macht man einen vollen Werkseinsatz."

"Das wird aber durch die BoP und die Teammitglieder-Beschränkung ausgehebelt, wodurch es für Teams, die das selbst finanzieren müssen, attraktiv bleibt. Denn die Autos sind grundsätzlich gleich und du kannst keine große Entwicklung betreiben. Sie reagieren auch nicht so sensibel auf Änderungen, daher sehe ich das nicht als großen Kostentreiber. Für mich ist es zweitrangig, welcher Hersteller wie viel bietet."

Frage: "Wäre eine Koexistenz von GT-Masters und einer GT3-DTM möglich, oder müsste es zu einem Zusammenschluss kommen?"

Naundorf: "Ich sehe das überhaupt nicht so. Das GT-Masters ist für sich erfolgreich und funktioniert. Die DTM darf aber natürlich keine Kopie des GT-Masters machen. Das haben sie auch nicht vor. Wenn sie eine Person fahren lassen und kein Duo, dann gibt es schon mal einen großen Unterschied. Und dann darfst du natürlich auch nicht jeden fahren lassen."

"Du musst schauen, dass du wirklich hochklassige Fahrer wie die Werksfahrer dort hinbekommst. Dann hast du eine motorsportliche hochqualitative Show mit Fahrzeugen, die finanzierbar sind."

Frage: "Haben Sie mit jemandem von der ITR über das Thema gesprochen?"

Naundorf: "Nein. Die ITR hatte wegen Corona genug zu tun, um sich auf diese Situation einzustellen. Wir wollten ihnen Zeit geben, das erste Rennen der noch bestehenden DTM zu absolvieren - und irgendwann wird die Zukunft dann auch konkreter werden müssen. Dann wird es definitiv Gespräche geben, sollte es in die richtige Richtung gehen. Wir wissen, wer die Ansprechpartner sind."

Frage: "Wie viele Autos würden Sie einsetzen - und welche?"

Naundorf: "Das hängt auch davon ab, was unsere Partner wollen. Es ist nicht gesagt, dass es sich um einen der beiden Fahrzeugtypen (BMW M6 GT3 und Porsche 911 GT3; Anm. d. Red.) handelt, die bei uns momentan in der Halle stehen, auch wenn es naheliegend wäre. Man könnte auch einen Audi oder einen Lamborghini nehmen. Das Ziel des Teams ist immer, zwei Autos zu bringen. Das passt in die angesetzten Arbeitsabläufe."

"Ein Fahrzeug ist immer schwierig, denn da brauchst du mindestens 70 Prozent des Personals für zwei Autos. Bei zwei Autos hast du auch Vergleichbarkeit, wenn du Dinge beim Set-up ausprobierst."

Frage: "Würden Sie zugunsten des DTM-Engagements aus einer anderen Serie aussteigen?"

Naundorf: "Wir sehen die Langstreckenrennen auf dem Nürburgring und in Spa als unsere Hauptaufgabe. Das gilt auch für unseren Partner. Das wäre also eine Erweiterung unseres Programms."

Mit Bildmaterial von VLN.

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