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Interview

Rücktritt und Abschiedsrennen: Mattias Ekströms erstes Jahr ohne DTM

Wie der zurückgetretene Mattias Ekström das erste Jahr ohne DTM verbracht hat und wie seine Pläne für die Zukunft aussehen: "Habe eine persönliche Bucket-List"

Mattias Ekström, Audi Sport Team Abt Sportsline, Audi RS5 DTM

Foto: Alexander Trienitz

Am 29. Januar 2018 lud Mattias Ekström nach Salzburg zu einer Pressekonferenz und verkündete, dass er nach 17 Jahren seine DTM-Karriere beenden wird und 2017 seine letzte Saison in der deutschen Tourenwagenserie war. Ein echter Held mit Ecken und Kanten verließ die große Bühne und kehrte beim Saisonauftakt in Hockenheim für ein Wochenende zurück, um sich von seinen Fans zu verabschieden.

Fast ein Jahr nach seinem Rücktritt sprach 'Motorsport.com' mit dem Schweden, wie es ihm in den vergangenen Monaten ohne DTM ergangen ist. Nach zwei gewonnen DTM-Meisterschaften und 23 Siegen ist es nicht überraschend, dass der 40-jährige Fanliebling noch nicht ganz loslassen konnte von der Serie, die er über die vergangenen 17 Jahre mitgeprägt hat und die Rennen vor dem heimischen Fernseher verfolgt hat.

Im exklusiven Interview verrät Ekström, wie er das Geschehen als Zuschauer verfolgt hat, wie er das ​"Teamwork​" seiner Ex-DTM-Kollegen in Spielberg fand und warum er aus der neuen Perspektive die Fans besser verstehen kann.

Frage: ​"Wie war das erste DTM-Jahr nach Ihrem Rücktritt? Haben Sie alle Rennen am Fernsehen verfolgt?"

Mattias Ekström: ​"Wenn es zeitlich gepasst hat, habe ich mir die Rennen angeschaut. Leider war das nicht immer der Fall."

Frage: ​"Es gab ja einige Rennen, die sehr spannend waren. Wie fanden Sie die Rennen und die Saison insgesamt aus der Zuschauerperspektive?"

Ekström: ​"Ich fand, dass guter Sport gezeigt wurde und einige Rennen waren sehr spannend. Es gab gute Zweikämpfe, viel mehr Seite-an-Seite-Fahren ohne dass man den anderen von der Strecke drängt. Diese Regel gefällt mir sehr gut und ist so ähnlich wie bei den V8 Supercars. Was mir nicht so gut gefallen hat, war das Rennen auf dem Red-Bull-Ring. Ich bin nach wie vor kein Freund davon, dass jemand auf die Bremse steigt, um einen anderen gewinnen zu lassen. Nico (Müller) und 'Rocky' (Mike Rockenfeller) hätten es verdient gehabt, die Rennen zu gewinnen. Aber das war das Einzige, das ich nicht so gut fand. Viele anderen Dinge haben mir gut gefallen."

 

Frage: ​"Aus der Zuschauer-Perspektive ist 'Teamwork' natürlich nicht schön anzusehen. Sie waren selbst als Rennfahrer wahrscheinlich schon in einer ähnlichen Situation, als Sie um den Titel gefahren sind und Ihre Teamkollegen keine Gegenwehr gezeigt haben. Aus dieser Perspektive ist die Aktion dann vermutlich wieder verständlich, oder? Klar, man möchte keinen Sieg geschenkt bekommen, aber, wenn man um den Titel fährt, dann nimmt man die Punkte gerne mit …"

Ekström: ​"Als ich selbst in der DTM war, da war es ein Teil des Geschäfts. Aber als Zuschauer fand ich es nicht gut. Ich war 17 Jahre dabei und habe es geschafft, 23 DTM-Rennen zu gewinnen. Einige dieser Siege waren auch geschenkt, aber nicht alle. Es kommt nicht so oft vor, dass man ein DTM-Rennen gewinnt. Deshalb ist es schade, dass jemand wie 'Rocky', der noch nicht so viele Rennen gewonnen hat, einen Sieg verschenken muss. Als ich ein Teil des Teams war, wusste ich, dass es zum Geschäft gehört. Aber wenn man auf dem Sofa liegt und am Fernseher zuschaut, dann finde ich das nicht so gut. Jetzt, wo ich selbst nicht mehr direkt involviert bin, verstehe die Fans viel mehr. Ich kann es nachvollziehen, dass die Fans das nicht toll finden. Ich verstehe beide Seiten."

Ekström und Paffett: Harte und faire Gegner

Frage: ​"Sie haben es vorhin angesprochen: Sie haben 23 Siege in der DTM und zweimal den Titel gewonnen. Gary Paffett ist mit Ihnen gleichauf gezogen und hat versucht, Ihre Rekordmarke zu knacken. Aber er hat es nicht geschafft. Sind Sie froh darüber? Paffett sagte, dass er während der Saison immer wieder mit Ihnen in Kontakt war und Sie darüber gescherzt haben. Was sagen Sie zu seiner Leistung in diesem Jahr?"

Ekström: ​"Ich weiß, wie es ist, denn ich war im vergangenen Jahr sehr nah dran und bin Zweiter geworden. In der ersten Saisonhälfte in diesem Jahr war Gary sehr gut und auch in der zweiten Hälfte. Ich habe es ihm richtig gegönnt. Ich habe ihn auf der Essen Motor Show getroffen und ihm persönlich gratuliert. Gary war immer einer meiner Favoriten in der DTM. Auch wenn es mal etwas härter zuging, war es immer einer, gegen den ich gerne gefahren bin. Ich habe mit ihm und seiner Familie mitgefiebert und mich mit ihnen gefreut. Er ist einfach einer der älteren Generation."

 

Frage: ​"Nach Ihrem DTM-Rücktritt wollten Sie ein Comeback nicht ausschließen. Sie sagten, wenn die DTM ​'geile Autos' bringt, dann könnten Sie sich vorstellen zurückzukehren. Sind die 2019er-Autos ​'geil' genug? Können Sie sich vorstellen, wieder ein DTM-Rennen zu fahren - vielleicht sogar die komplette Saison und Ihr DTM-Comeback geben?"

Ekström: ​"Als die Autos weniger Abtrieb bekommen haben, war ich derjenige, der sagte: 'Die Autos brauchen mehr Leistung.' Zu Beginn meiner DTM-Karriere war das Abtriebsniveau sehr gering und die Reifen sehr schmal. Daran war die Motorleistung angepasst. Aber über die Jahre haben die Autos extrem viel Abtrieb und auch bessere Reifen bekommen. Dadurch waren die Autos untermotorisiert – und zwar zehn Jahre lang. Ich war einer derjenigen, die viel gemeckert haben und mehr Leistung haben wollten."

​"Ich freue mich für jeden, der die Autos jetzt fahren darf. Aber es ist lustig oder ironisch, dass es jetzt, wo ich aufgehört habe, mehr Leistung gibt, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ich in die DTM zurückkomme ist sehr gering. Dieter Gass und alle bei Audi Sport kennen mich sehr gut und wissen, was ich kann. Aber wenn man einmal aufhört und nicht mehr so im Tagesgeschäft drin ist, dann wird man schnell vergessen und es rücken andere nach."

​"Im vergangenen Winter habe ich entschieden, Rallycross zu fahren. Ich hatte ein gutes Jahr im Rallycross mit viel Spaß und der Entwicklung des Autos. Und die Hoffnung war, dass Rallycross elektrisch wird. Das geschieht jetzt doch nicht. Das heißt, ich muss mir woanders eine neue Herausforderung suchen."

Frage: ​"Dieter Gass sagte beim DTM-Finale in Hockenheim, dass er sich mit Ihnen treffen wird, um über Ihre Zukunft zu sprechen. Hat er Ihnen ein Angebot für ein DTM-Comeback gemacht?"

Ekström: ​"Bislang habe ich kein Angebot für die DTM bekommen. Vielleicht kommt das an Weihnachten, man weiß ja nie. Aber ich erwarte nicht, dass der Weihnachtsmann mit einem Angebot für die DTM vorbeikommt."

Frage: ​"Was wäre, wenn von Aston Martin oder einem anderen Hersteller ein Angebot kommen würde? Könnten Sie sich vorstellen, mit einem anderen Hersteller in der DTM zu fahren oder hängt Ihr Herz zu sehr an Audi?"

Ekström: ​"Ich war 18 Jahre bei Audi und natürlich hängt mein Herz dort. Wir führen Gespräche und schauen, ob wir eine Lösung finden. Wenn das nicht der Fall ist, dann sollte jeder seine Zukunft für sich gestalten, so wie es am besten passt. Heutzutage hat man immer eine Alternative und ich bin offen für alles, was auf mich zukommt. Wenn jemand anruft, höre ich mir alles an. Wenn es sinnvoll ist für mich und für meine Zukunft wäre, dann würde ich mir das schon überlegen."

Ekström will Bucket-List abarbeiten

Frage: ​"Gibt es eine Rennserie oder ein spezielles Rennen, an der/dem Sie gerne teilnehmen möchtest? Was wären Optionen für Sie für 2019, wie sehen Ihre Pläne aus?"

Ekström: ​"Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht, wie die Zukunft aussehen könnte. Wir werden sehen, was am Ende daraus wird. Aber ich habe schon meine persönliche Bucket-List und es gibt noch ein paar Haken zu setzen. Jetzt müssen wir sehen, wie alles realisiert werden könnte. Es gibt ein paar Dinge, die ich gerne noch machen möchte und wir müssen sehen, ob das alles umsetzbar ist. Die Fans sollen sich überraschen lassen, wenn verkündet wird, ob ich in Zukunft auf dem Sofa liege oder ob ich weiter Rennen fahre."

Ekströms Erfolge in der DTM

Ekströms Erfolge in der DTM

Frage: ​"Können Sie uns einen kleinen Hinweis geben, was auf Ihrer Bucket-List steht?"

Ekström: ​"Die Bucket-List ist keine offizielle Liste (lacht)."

Frage: ​"Kommen wir zurück auf Ihr Abschiedsrennen in der DTM. Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie in Hockenheim am Sonntag zum letzten Mal ins DTM-Auto gestiegen sind und Sie sich nach dem Rennen mit Donuts von Ihren Fans verabschiedet haben? Geben Sie uns bitte einen kleinen Einblick in Ihre Gefühlswelt."

Ekström: ​"Ich habe nicht geweint und trotzdem war es schön, sich ordentlich zu verabschieden. Für mich war es sportlich kein gutes Wochenende, aber ich wollte auch nicht das Rennen eines anderen, der noch die ganze Saison fährt, zerstören. Ich wollte die letzten Runden fahren und der Sinn der Sache wurde erfüllt. Es hat mir große Freude bereitet, mich von den DTM-Fans zu verabschieden."

Frage: ​"Haben Sie sich Ihr Abschiedsrennen so vorgestellt? Die Ergebnisse waren vermutlich nicht so, wie Sie sich erhofft haben und Sie haben vermutlich insgeheim gehofft, noch einmal auf das Podium zu fahren."

Ekström: ​"Mental war ich darauf eingestellt, dass ich ohne Test und Vorbereitung da landen würde. Es ist ja nicht so leicht, und ich hatte eine neue Truppe an Mitarbeitern. Man muss auch sagen, dass Audi für das erste Rennen des Jahres nicht perfekt vorbereitet war. Die Form war da noch nicht da und deshalb war es auch für mich etwas schwierig. Aber das Ergebnis war eher zweitrangig. Sicher wäre es schön gewesen, noch einmal auf dem Podium zu stehen. Aber es war nicht tragisch, dass das nicht geklappt hat, denn das war zweite Priorität."

Frage: ​"Sie haben den schwachen Saisonstart von Audi angesprochen. Hätten Sie sich im Nachhinein gewünscht, Ihr Abschiedsrennen nicht in Hockenheim, sondern etwas später zu absolvieren, zum Beispiel in Zandvoort oder am Nürburgring?"

Ekström: ​"Nein. Es hat für mich nur am Saisonbeginn Sinn gemacht. Danach wollte ich mich komplett auf Rallycross konzentrieren."

Frage: ​"Was hat Ihre Familie, vor allem Ihr Sohn, gesagt, dass der Papa jetzt nicht mehr DTM fährt und er mehr Zeit zum Spielen mit ihm hat?"

Ekström: ​"Ich hatte auch durch Rallycross viel zu tun, aber ich war schon mehr zu Hause. Bisher funktioniert es gut und ich hatte viel Freude, etwas mehr helfen zu können und dabei zu sein, wenn die Kinder aufwachen. In die Schule zu gehen, ist doch eine Herausforderung für die Kinder und die Zeit kommt nicht zurück. Ich habe schon oft gesagt, dass ich nicht komplett aufhören und nur zu Hause sein möchte. Aber ich möchte eine gesunde Mischung aus Familienleben und Arbeitsleben finden."

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