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Schnitzer am Aus selbst schuld? Team erklärt die Hintergründe

Hat Schnitzer die Zeichen der Zeit zu spät erkannt? Wie man das Ende abwenden wollte und wieso es keine Zukunft als Privatteam oder bei historischen Rennen gibt

Das Ende des legendären Schnitzer-Teams, das von BMW nach Auslaufen des Werksvertrags im Jahr 2021 nicht weiter beauftragt wird, ließ bei vielen Fans die Emotionen hochgehen. Kritiker warfen BMW vor, die eigene Tradition mit Füßen zu treten, aber vereinzelt wurden auch Stimmen laut, das Schnitzer-Team hätte die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkannt und auch selbst zum bitteren Ende beigetragen.

Jetzt nimmt das Team dazu Stellung, wie es zur im November endgültig und dauerhaft beschlossenen Betriebsschließung kommen konnte. Hat man also den Trend verschlafen und zu spät versucht, sich vom vollfinanzierten Werksteam mit 18 Festangestellten zum Privatteam mit einem starken Hauptsponsor zu entwickeln? Das Team lässt diesen Vorwurf nicht gelten.

"Mit der Ausgliederung als DTM-Team Ende 2016 wurde das Budget auf Kante genäht sowie kontinuierlich reduziert", verweist das Team auf das Ende als DTM-Werksteam und den Wechsel ins GT-Masters. Daher habe man mit der Suche nach einem "starken Partner in Form eines Investors" begonnen, "welcher für die Team-Sponsormittel-Beschaffung unabdingbar ist, um zukunftssicher zu werden".

Investor Ende 2019 überraschend abgesprungen

Und zwar zunächst durchaus erfolgreich. "Dieser Investor wurde Ende 2018 gefunden und bekam auch die Zustimmung des Herstellers/Hauptauftraggebers" - also BMW - , stellt das Team aus Freilassing klar. Warum der Deal dennoch platzte? "Nach vielen Gesprächen, Planungen und Notarterminen ist dieser Ende 2019 überraschend vor dem finalen Notartermin abgesprungen."

Ende 2019 habe man zwar erneut mit der Suche begonnen, "nach Einschalten von Consultants und Vermittlern und sehr vielen Gesprächen, Terminen konnte leider kein Partner in diesen von Corona geprägten Zeiten gefunden werden", spielt man darauf an, dass viele Firmen auf Kurzarbeit angewiesen sind und Rennveranstaltungen ohne Zuschauer über die Bühne gehen.

Danach gab es weitere Rückschläge: Die Nachfolge von Jens Marquardt als BMW-Motorsportdirektor durch Markus Flasch im vergangenen November "brachte leider keinen Kurswechsel seitens des Herstellers". Und ein Wechsel als Werksteam zu einem anderen Hersteller sei aktuell wegen der allgemeinen Einsparungen im Motorsport unmöglich - "abgesehen davon, dass wir mit Herz und Seele BMW-Motorsportler sind, seit über 50 Jahren".

"Vom Hochsee-Containerschiff zum kleinen Katamaran"

Warum man den Wandel vom Werksteam, das "deutlich über 90 Prozent der Firmeneinnahmen" durch BMW generierte, zum Privatteam nicht jetzt durchführen könne? Das führt Schnitzer darauf zurück, dass man im Gegensatz zu den meisten Privatteams nicht auf Freelancer oder Leihmitarbeiter, sondern auf Festangestellte setzt. Und auch der Standort sei für einen eigenfinanzierten Einsatz zu hochwertig.

 

"Unsere Herausforderung besteht bildlich gesprochen darin, man muss sich transformieren von einem großen Hochsee-Containerschiff, welches bei jeder Sturmlage die Weltmeere sicher befährt, in einen kleinen Katamaran, der schnell und wendig nur in Küstennähe segelt", beschreibt man die Situation. "Sowas geht nicht von jetzt auf gleich und benötigt deutliche finanzielle Mittel, die uns leider nicht zur Verfügung stehen."

 

Warum der Wandel zum Privatteam keine Lösung wäre

Man bräuchte dafür "einen kleinen Standort, den wir parallel zum bestehenden zahlen müssten, und zwangsläufig eine drastische Reduzierung der festangestellten Mitarbeiter, um mit der Konkurrenz und den auf dem Motorsportmarkt aufgerufenen Preisen kostendeckend mithalten zu können."

Das wurde den Schnitzer-Entscheidungsträgern 2018 durch das Engagement im GT-Masters klar, als man neben dem von BMW finanzierten Boliden einen zweiten M6 GT3 einsetzte. "Erkenntnis daraus war, dass wir hier nicht kostendeckend operieren können. Auch der Kostenvergleich zu anderen Rennserien im GT3- und GT4-Bereich kamen zu keinem besseren Ergebnis", argumentiert das Team.

Auch historischer Motorsport kein Rettungsszenario

Aber warum engagiert man sich nicht im historischen Motorsport, wo das Team durch seinen klingenden Namen vermutlich viel Zuspruch erhalten würde? Genau das habe man 2019 "mit Aufbauten von Replika-Rennfahrzeugen sowie Service und/oder Kundeneinsatzbetreuung" versucht.

Doch auch daraus ließ sich kein Geschäftsmodell entwickeln: "Klar war, dass dieser Bereich nur als zusätzliches Standbein fungieren könnte und eine kostendeckende Vollauslastung des Rennteams damit nicht möglich ist, da der Markt für rein historische BMW-Rennfahrzeuge an und für sich viel zu klein ist."

Abgesehen von der Tatsache, dass man wegen der Coronavirus-Krise "seit 2019 keinen größeren Kundenauftrag" generiert habe, hätte man die Firma im Fall einer Konzentration auf historische Straßenfahrzeuge personell umstrukturieren müssen. Außerdem wären wegen der neuen technischen Tätigkeitsfelder deutliche Investitionen in den Standort notwendig gewesen.

"Zusammen haben wir Berge versetzt"

Abschließend bedankt sich Teamgründer Herbert Schnitzer sen. neben allen BMW-Weggefährten und Piloten, die zu den Schnitzer-Erfolgen beitrugen, sowie den vielen Fans weltweit vor allem bei den Mitarbeitern. "Ihr habt den Löwenanteil geleistet, dass der Name Schnitzer auf der ganzen Welt für erfolgreichen Motorsport mit BMW-Rennfahrzeugen steht", so der 79-Jährige.

"Zusammen haben wir Berge versetzt, für euren unermüdlichen Einsatz für das Team, die Kollegen und die gemeinsamen Ziele bin ich euch unendlich dankbar. Besonderen Dank möchte ich meinem Sohn ausdrücken, der mit dem viel zu frühen Tod meines Bruders ins eiskalte Wasser springen musste und bei schwierigsten Rahmenbedingungen das Optimum in den letzten Jahren rausgeholt hat."

Herbert Schnitzer jr., der 2019 nach dem Tod von Charly Lamm das Teamchef-Zepter übernahm, richtet zudem ergänzende Dankesworte an seine Ehefrau, "die seit gut zwei Jahren unglaublich viel Verständnis und eine Engelsgeduld für meinen massiven Arbeitseinsatz für die Firma hat".

Mit Bildmaterial von Jochen Merkle.

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