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Teamorder in DTM nicht mehr verboten: Wie stark mischen sich Hersteller ein?

Warum das Teamorder-Verbot in der DTM aufgehoben wurde, wieso AMG am meisten Einfluss auf die Teams hat und ein Bolidenschach dennoch als unwahrscheinlich gilt

Die Teamorder-Debatte nach Zolder und der Vorwurf von Abt-Sportdirektor Thomas Biermaier gegen Mercedes-AMG, "Spielchen wie in der alten DTM" zu spielen, wirft eine grundlegende Frage auf: Wie stark mischen sich die Automobilkonzerne nach dem Ende der DTM als Herstellerserie noch ein und ist das Boliden-Schachspiel wirklich Geschichte?

"Wenn man neun Autos im Feld hat, wie das bei AMG dieses Wochenende der Fall ist, dann nutzt man das natürlich", ist Abts DTM-Leader Kelvin van der Linde, der einen von fünf Audis pilotiert, nach wie vor überzeugt. "Das würde jeder machen."

Tatsächlich hat Mercedes-AMG in der DTM anno 2021 eine Art Sonderstellung: Denn die Marke mit dem Stern stellt nicht nur die meisten Boliden im Feld, sondern bietet seinen Teams auch finanziell am meisten Werksunterstützung. Dementsprechend steht Mercedes-AMG auch bei allen Rennställen im offiziellen Teamnamen, was an einen Werkseinsatz erinnert.

AMG-Koordinator Jäger: "Möglichkeit besteht, mitzureden"

"Von uns gab es keinerlei strategische Einmischung", betont Mercedes-AMG-Kundensport-Koordinator Thomas Jäger im Gespräch mit 'Motorsport.com'. Was aber nicht heißt, dass man im Lager der Marke mit dem Stern nicht die theoretische Möglichkeiten dazu hätte.

"Der Wettbewerb ist jetzt offen - und da kann jeder frei fahren", erklärt Jäger die aktuelle Herangehensweise von Mercedes-AMG. "Wenn es dann hintenraus aus irgendeinem Grund eng sein würde, dann würde die Möglichkeit bestehen, da mitzureden", schließt er diese zu Saisonende nicht komplett aus.

Nachsatz: "Aber das werden wir am Anfang der Saison nicht ziehen - dass wir sagen, sie müssen etwas so machen. Wir sehen das wirklich so, dass wir das eher hintenraus so machen. Im Idealfall müssen wir es gar nicht machen."

Warum Teamorder-Absatz nicht mehr im DTM-Reglement ist

Aber ist Teamorder in der DTM nicht eigentlich seit dem Vorjahr verboten? Vor der Saison 2020 hatte DTM-Boss Gerhard Berger durchgesetzt, dass eine Art Teamorder-Verbot im Reglement in Absatz 20.3 verankert wird.

Dort hieß es: "Vereinbarungen zwischen Herstellern beziehungsweise Bewerbern (Teams) und Fahrern, die vorsehen, dass der Hersteller beziehungsweise Bewerber dem Fahrer für sein Verhalten während eines Qualifyings oder Rennens direkte oder indirekte Weisungen erteilen kann, die den Fahrer im sportlichen Wettbewerb beschränken, sind verboten."

Für Verstöße wurde eine Geldstrafe von 250.000 Euro angedroht. Diesen Absatz sucht man im aktuellen Reglement vergeblich. Aber warum? Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' wollte man bei der DTM-Dachorganisation das Reglement für die Saison 2021 vereinfachen, um eine Überreglementierung der Serie zu verhindern.

AMG setzt auch bei Set-up auf Zusammenarbeit

Zudem hielt man einen entsprechenden Passus für überflüssig, da die Serie nicht mehr von zwei Herstellern und reinen Werksteams geprägt wird, sondern von privaten Rennställen, die ihre eigenen Interessen verfolgen und gegeneinander kämpfen.

Konkurrenz gibt es auch bei den Teams im Mercedes-AMG-Lager, doch der Hersteller fordert Zusammenarbeit ein, um gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil zu haben. So setzt man als einzige Marke in der aktuellen DTM auf Datenaustausch bei den Set-ups. Das bedeutet, dass die Werte in eine interne Datenbank eingetragen werden müssen, die alle AMG-Teams einsehen können. Dass die Rechnung aufgeht, beweisen die in der Regel geringen Zeitabstände unter den AMG-Fahrzeugen.

Und der Hersteller unterstützt die Teams auch mit strategischen Empfehlungen: "Es gibt Pre-Event-Reports, in denen gewisse Dinge drinstehen. Zum Beispiel, ob der kurze erste Stint in Monza sinnvoll ist oder nicht", erklärt Jäger. Oder mit welcher Reifentaktik man ins Qualifying gehen soll.

Van der Linde: "Erwarte mir keinerlei Hilfe von Rosberg"

Beim Ferrari-Team AF Corse und beim Lamborghini-Rennstall T3 ist eine derartige Zusammenarbeit gar nicht möglich, da sie Einzelkämpfer ihrer Marken sind, aber wie sieht es diesbezüglich bei Audi und BMW aus?

"Bei Audi sind wir diesbezüglich ein bisschen anders aufgestellt", meint DTM-Leader Kelvin van der Linde. "Ich erwarte mir keinerlei Hilfe von Rosberg. Nico (Müller; Anm. d. Red.) will Rennen gewinnen, Rosberg will bestes Audi-Team werden." Zudem sind Abt-Pilotin Sophia Flörsch und Rosberg-Pilot Dev Gore meist gar nicht in einer Position, um potenziell Hilfeleistung zu bieten.

"Bei uns sind drei Autos regelmäßig an der Spitze und kämpfen um Siege und Podestplätze, während bei Mercedes zwischen sechs und acht Autos dazu in der Lage sind", vergleicht der Südafrikaner Audi mit AMG. "Wir haben daher nicht die Werkzeuge, um so zu arbeiten. Wir müssen schauen, dass wir schnell sind und an der Spitze liegen. Dann gibt es auch keine Möglichkeit, dass wir von einer Teamorder betroffen sind."

Rockenfeller: "Kelvin und ich werden einander helfen"

Ganz ausschließen will er die Hilfe von Abt-Teamkollege Mike Rockenfeller und Rosberg-Pilot Müller aber auch nicht, sollten diese irgendwann keine Titelchancen mehr haben: "Ich verlasse mich nicht auf Mike oder Nico. Wenn sie später mal in der Lage sind, mir zu helfen, dann werden wir das analysieren. Aber nach drei Rennwochenenden wäre es noch zu früh und unfair, Mike in diese Position zu bringen. Er will auch Rennen gewinnen. Bei uns heißt die Devise also Feuer frei."

Das bestätigt auch Rockenfeller. "Wenn man sieht, dass wir uns am Lausitzring mehrmals berührt haben, dann ist klar, dass wir gegeneinander fahren", verweist er auf seinen Zweikampf mit Teamkollege van der Linde. "Ich bin auf Platz sieben in der Meisterschaft, aber es fehlt nicht viel zu Platz drei. Und dann sieht alles anders aus. Und wir haben noch viele Rennen vor uns. Ich glaube, dass aktuell jeder für sich selbst fährt."

Klar sei aber auch: "Wer Abt kennt, der weiß, dass wir die Meisterschaft gewinnen wollen. Und wenn später mal der Zeitpunkt kommt, an dem Kelvin und ich einander helfen können, dann werden wir das machen."

BMW-Teams: "Überhaupt keine Einmischung" bei Strategie

Bei den BMW-Teams Rowe und Walkenhorst ist die Trennung sogar noch deutlicher, denn laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' erhalten beide Rennställe kaum Unterstützung aus München. Und wer nicht viel einbringt, hat auch kaum Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen.

Das bestätigen auch die Aussagen von Teamchef Hans-Peter Naundorf vom Rowe-Team: "Bei uns gibt es überhaupt keine Einmischung von BMW, was Taktik oder Strategie angeht", sagt er. Naundorf, der aus seiner Zeit beim Mercedes-Team Person auch die alte Hersteller-DTM kennt, ist zuversichtlich, dass "Strategien, wie wir sie nicht sehen wollen", der DTM-Vergangenheit angehören.

Routinier Rockenfeller, der 2007 seine DTM-Premiere gab, sieht das ähnlich. "Es gab Zeiten in meiner DTM-Karriere, da hätte es nicht schlimmer sein können als das, was ich erlebt habe", gibt er zu. "Daher ist es jetzt natürlich viel besser. Wir alle wissen, dass es sich jetzt um eine etwas andere Meisterschaft handelt. Vor allem im Vergleich zur Zeit, als ich meine Karriere begonnen habe, auch wenn es am Ende viel besser wurde."

Mit Bildmaterial von DTM.

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