Registrieren

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland
News

"Teilen alle Erfahrungen": Wieso Abt-Audi so stark ist

Wenn selbst die Angststrecke in der Eifel keine Hürde mehr ist, dann läuft es optimal: Abt räumt in der DTM-Saison 2020 einen Sieg nach dem anderen ab, doch warum?

Polesitter Robin Frijns, 2. Nico Müller, 3. Ferdinand Habsburg

Die aktuelle Dominanz der Abt-Truppe aus Kempten sorgt bei der Konkurrenz für Ratlosigkeit. Nach den vier Rennen in der Eifel hat das Team von DTM-Leader und Nico Müller und dessen Verfolger Robin Frijns 466 Punkte auf dem Konto und liegt damit 218 Zähler vor dem Team Rosberg. An jedem der bisherigen sechs DTM-Wochenenden der Saison 2020 hat man die meisten Punkte geholt.

Dabei war Abt mit einem mulmigem Gefühl zum Double-Header am Nürburgring angereist, der in der Vergangenheit eine Art Angststrecke für die Truppe aus Kempten darstellte. Doch auch diese vermeintliche Schwäche konnte Rosberg-Audi-Titelrivale Rene Rast nicht ausnutzen. Nico Müller und Robin Frijns teilten die Siege fair unter sich auf und hoben Abt auf Wolke sieben.

Kein Wunder, dass auch Rast mit seinem Latein langsam am Ende ist: "Jeder fragt sich, was Abt aktuell anders macht. Wenn wir uns die Rundenzeiten ansehen, stechen diese beiden Autos heraus. Sie haben etwas gefunden und machen etwas besser als das restliche Fahrerlager."

Laut Dieter Gass gibt es keine Geheimnisse

Rast, der in den vergangenen drei Jahren zweimal Meister und einmal Vizemeister wurde, würde gerne herausfinden, was den Unterschied ausmacht und warum Abt aktuell die DTM im Griff hat. Bislang ohne Erfolg, obwohl Audi unter den Werksteams Abt, Rosberg, Phoenix auf absolute Transparenz setzt.

"Wir haben einen sehr offenen Austausch zwischen den Teams, damit die drei Rennställe auf dem bestmöglichen Niveau sind", bestätigt Audi-Sportchef Dieter Gass. "Wir hatten immer drei Teams, weil der Wettbewerb zwischen diesen dreien das ganze Projekt vorwärts bringt. Und um das zu erreichen, wird sehr transparent gearbeitet." Auch er sehe "keinen offensichtlichen Grund" für die Abt-Stärke.

Robin Frijns

Robin Frijns ist Nico Müllers Topverfolger

Foto: ITR

Dennoch sticht Abt in der aktuellen Saison immer wieder heraus. Bisher holten Müller aus der Schweiz und Frijns aus den Niederlanden in zwölf Rennen acht Siege, weshalb sie deutlich die Gesamtwertung anführen.

Stabilität als Erfolgsfaktor

"Das Team selbst ist ein potenzieller Faktor", sagt der Audi-Strippenzieher. "Das Abt-Team arbeitet jetzt seit einiger Zeit sehr stabil mit den gleichen Leuten. Das passt alles sehr gut zusammen. Das trifft aber auch bei den anderen Teams zu. Speziell wenn wir uns Renes Auto anschauen. Bei Rosberg und Abt hat es in den vergangenen Jahren mehr Stabilität gegeben, während es bei Phoenix mehr Änderungen gab."

Gass kann sich den Unterschied nur so erklären, dass in der DTM wegen der zu 80 Prozent einheitlichen Autos Kleinigkeiten eine enorme Auswirkung haben: "Wir hatten vor rund zwei Jahren eine ähnliche Diskussion, warum ein Fahrer am Samstag gewinnt und am Sonntag 16. ist. Wir konnten das nur so erklären, dass die Details bei den sehr einheitlichen Autos eine große Rolle spielen."

Abt-Geschäftsführer Thomas Biermaier ist erfreut über die Entwicklung in seinem Team, relativiert die Dominanz im Jahr 2020 aber etwas. Dennoch kennt er Gründe, warum Müller und Frijns aktuell in der Lage sind, Rast den Schneid abzukaufen und ihn regelmäßig auf der Strecke zu besiegen.

"Keine Arbeitsverbindung, sondern eine Freundschaft"

Gegenüber 'Motorsport.com' sagt er: "Wir waren auch im Vorjahr schon nicht schlecht, aber mit Rene war ein Fahrer besser. Rene hat uns im Vorjahr immer wieder im Qualifying einen Haufen Punkte abgenommen. Und das A und O ist in der DTM unter anderem, aus den ersten zwei Startreihen zu starten."

"Dann schwimmst du da immer mit, und wenn in der ersten Kurve nichts passiert, hast du immer ein gutes Ergebnis", so Biermaier weiter. "Das war schon wichtig. Wenn man unsere Qualifying-Performance sieht, dann merkt man, dass wir unser Auto mehr darauf ausgerichtet haben. Aber auch beide Fahrer haben inzwischen echt ein gutes Gefühl für den Reifen."

Dabei musste das Team scheinbar nicht zwischen Qualifying- und Renn-Pace wählen, denn Abt ist sowohl auf eine Runde als auch in den Longruns bärenstark. Biermaier sagt: "Es ist nicht nur das Thema Set-up. Klar, ein schnelles Auto ist immer gut, aber auch der Einsatz des Autos, dass sich der Fahrer wohlfühlt und Vertrauen ins Auto, in den Ingenieur und in sein Team hat, spielt eine Rolle."

Biermaier sieht den internen Zusammenhalt als entscheidenden Faktor: "Ich glaube, dass der Kopf des Fahrers ganz entscheidend ist. Und unsere Ingenieure arbeiten jetzt schon längere Zeit mit beiden Fahrern zusammen. Und da spüre ich auch, dass das nicht nur eine Arbeitsverbindung, sondern eine Freundschaft ist, die wir da haben. Wir haben eine wirklich gute Stimmung."

Titelrivalen fahren gemeinsam auf Urlaub

Das bestätigt auch Frijns, der vor zwei Jahren als Ersatz für den großen Mattias Ekström ins Team gekommen ist. Mit seinem Teamkollegen Müller, gegen den er dieses Jahr um den Titel kämpft, ist er befreundet. "Vergangenes Jahr haben wir mit unseren Freundinnen sogar gemeinsam Urlaub gemacht", bestätigt der Niederländer. "Es ist im Rennsport nicht immer einfach, zu seinem Teamkollegen sowohl professionell als auch privat ein gutes Verhältnis zu haben."

Auch DTM-Leader Müller hält diesen Aspekt für wichtig. "Unsere große Stärke ist derzeit, dass wir zwei sehr konkurrenzfähige Fahrer haben, die sich sehr gut verstehen", so der Schweizer über das Abt-Erfolgsrezept. "Das gilt auch für die Crews - also die Ingenieure und Mechaniker. Sie pushen einander so viel wie noch nie. Da ist sehr viel Konkurrenz, die aber sehr gesund ist. Das macht den Unterschied."

Wie sich das auf der Strecke zeigt? Obwohl man sich gegenseitig pusht, zieht man an einem Strang "Wir teilen alle Erfahrungen, die wir im Freien Training machen - und wir schauen, dass wir das bestmögliche Paket als Team haben", sagt Müller. "Das ist nicht immer einfach, denn auch wir kämpfen am Ende um den Titel. Aber solange wir diese Stärke behalten können, macht das den Unterschied."

Titel nach zehn Jahren Pause?

Vor drei Jahren musste Abt nach der Umstrukturierung ein junges Team zusammenstellen, das noch nicht aufeinander abgestimmt war. Das langjährige Audi-A-Team erlebte dadurch eine Übergangsphase. Doch inzwischen greift ein Rad ins andere: Talente wie Müllers Renningenieur Felix Fechner kennen die DTM nach so vielen Erfahrungen wie ihre Westentasche und können so den Unterschied ausmachen.

Dazu sucht Abt auch externe Hilfe im Profisport, um jeden Handgriff zu optimieren. Bei den Boxenstopp ist dafür Ex-Fußball-Profi Frank Wiblishauser zuständig. Der heute 42-Jährige stand 76 Mal für den 1. FC Nürnberg auf dem Platz und weiß, was es braucht, um im Profisport erfolgreich zu sein - und trainiert die Abt-Audi-Boxencrew. Man überlässt nichts dem Zufall, denn jedes Zehntel an der Box kann über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Sechs Rennen werden in der Saison 2020 noch bestritten - vier im belgischen Zolder, zwei am Hockenheimring. Wenn alles nach Plan läuft, dann wird dieses Jahr einer der Abt-Audi-Piloten den Titel holen und damit eine lange Durststrecke beenden. Denn der bislang letzte Abt-Titel war der Triumph von Timo Scheider im Jahr 2009.

Mit Bildmaterial von Audi.

Vorheriger Artikel DTM 2021: Stehende Starts, keine Fahrhilfen, hohes Nenngeld
Nächster Artikel DTM 2021: Startet BMW mit neuem M4 außer Konkurrenz?

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland