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"Von ITR ziemlich kalt überrascht": Wie es zu Norisring-Aus kam

Der DTM-Auftakt auf dem Norisring wurde einen Tag nach der Bekanntgabe abgesagt: Wieso Nürnberg den ITR-Plan durchkreuzte und wie es zum Missverständnis kam

Am Mittwoch präsentierte die DTM-Dachorganisation ITR den neuen Kalender für die Saison 2020 - mit dem Norisring als feierlichem Auftakt. Die fehlende Genehmigung schien zu diesem Zeitpunkt nur ein Formalakt zu sein. Aber nur einen Tag später setzte es die Absage des Klassikers durch die Stadt Nürnberg. Ein Timing, das in DTM-Kreisen und bei Fans für große Verwunderung sorgte. Wie konnte es passieren, dass die ITR die Situation bei der Kalenderbekanntgabe falsch eingeschätzt hatte?

"Der Beschluss, den DTM-Rennen am Norisring keine behördliche Genehmigung zu erteilen, hat uns überrascht", gibt ITR-Geschäftsführer Marcel Mohaupt am Freitag in einer Pressemitteilung zu. Man respektiere jedoch die Entscheidung der Stadt, denn "die Sicherheit aller Beteiligten steht auch für die DTM an oberster Stelle".

Aber wie kam es wirklich zur plötzlichen Absage? Hat die Nürnberger Stadtregierung missverständliche Signale ausgesendet, was die Austragung des Rennens am Dutzendteich angeht? Oder gab es andere Kommunikationsprobleme?

Stadt Nürnberg: Gab von uns nie irgendeine Zusage

"Wir wurden ziemlich kalt überrascht von der Ankündigung der ITR, dass der Auftakt am Norisring stattfindet", wundert sich Tobias Schmidt, Leiter des Bürgermeisteramts in Nürnberg, im Gespräch mit 'Motorsport.com' über das Kalender-Timing. "Das Rennen war zwar mit einem Sternchen versehen, aber dass sie da so offensiv mit ihrem Rennkalender rausgegangen sind, haben wir auch erst aus der Presse erfahren."

Der endgültige Antrag des veranstaltenden Motorsport Club Nürnberg (MCN) für DTM-Rennen auf dem Norisring von 10. bis 12. Juli ohne Publikum war bei der Stadt Nürnberg laut Informationen von 'Motorsport.com' vor zwei Wochen eingegangen. Mit der ITR habe man nicht kommuniziert, da diese kein direkter Ansprechpartner sei.

"Der MCN wurde von uns informiert, wo wir die Problematik sehen und was sie von uns erhalten werden", legt Schmidt wert darauf, dass man klar kommuniziert habe. "Es gab von uns nie irgendeine Zusage, dass das klappen wird. Und das ist dem MCN auch vor der Entscheidung am Donnerstag noch einmal kommuniziert worden. Nachdem das bereits über die Presse lief, haben wir natürlich sehr schnell reagiert."

"Geisterspiele" und "Geisterrennen": Wieso Vergleich hinkt

Trotz des Sicherheits- und Hygienekonzepts der ITR berief man sich am Ende auf die fünfte bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung plus die Übereinkunft zwischen Bund und Ländern, dass Großveranstaltungen bis zum 31.8. nicht zulässig sind.

"Die Stadt hat es sich nicht leicht gemacht, denn wir wissen um die Bedeutung des Rennens", sagt der Leiter des Bürgermeisteramts. "Aber unter den gegebenen Umständen ist das Rennen wirklich nicht darstellbar." Wieso man sich gezwungen sah, den Klassiker der DTM erstmals seit 1959 abzusagen, während der 1. FC Nürnberg im benachbarten Max-Morlock-Stadion "Geisterspiele" austrägt?

 

"Der Vergleich hinkt", antwortet Schmidt. "Wenn der 1. FC Nürnberg im Stadion spielt, dann sind dort eben die Spieler und die wenigen zugelassenen Personen in einem abgeschlossenen Kreis. Wenn der MCN eine Veranstaltung auf einer öffentlichen Fläche durchführt, die sie auch in keiner Weise - Stichwort Zaungäste und andere Ansammlungen - kontrollieren können, dann wird es schwierig. Das funktioniert vielleicht auf einer isolierten Rennstrecke, aber nicht auf einem Stadt-Parcours."

Veranstalter MCN: Nürnberg forderte Hygienekonzept

Aber wie sieht MCN-Chef Wolfgang Schlosser die Ereignisse rund um die Norisring-Absage? "Es gab vor sechs Wochen die Idee, ein 'Geisterrennen' durchzuführen", blickt er im Gespräch mit 'Motorsport.com' zurück. "Zunächst haben wir bei der Stadt Nürnberg mündlich angefragt. Dort sagte man nicht grundsätzlich nein und meinte, dass es prinzipiell vorstellbar ist, wenn es ein Hygienekonzept und all die anderen notwendigen Dinge gibt."

Daraufhin habe sich Schlosser mit Vertretern der ITR an einen Tisch gesetzt, um ein Konzept zu erarbeiten. "Auch die Finanzierung musste geklärt werden, denn der ganze Aufbau muss ja irgendwie bezahlt werden. Und der MCN hat das Geld dafür nicht." Die ITR habe sich daraufhin "bereiterklärt, die Kosten für den Aufbau und die Durchführung der Veranstaltung zu übernehmen".

Laut Informationen von 'Motorsport.com' handelt es sich dabei um Kosten in Höhe von mehreren 100.000 Euro. Als das Paket vor zwei Wochen endlich fertig geschnürt war, wurde der Antrag "mit der Bitte um schnellstmögliche Genehmigung" bei der Stadt Nürnberg abgegeben.

MCN-Chef Schlosser: Haben kein grünes Licht gegeben

Wie es dann zum Missverständnis kam? "Es ist in einem städtischen Betrieb nicht immer so, dass man gleich jemanden ans Telefon bekommt, der die Entscheidungsgewalt oder das nötige Entscheidungsvermögen hat", meint Schlosser. Abgesehen davon habe er von der Stadt Nürnberg den Eindruck gewonnen, dass man alles probiere, um die Veranstaltung möglich zu machen.

"Sogar mit Ministerpräsident Markus Söder, der ja MCN-Mitglied und Motorsportfan ist, wurde gesprochen, ob er sich das trauen würde. Und auch er hat gesagt, dass er das Rennen gerne sehen würde." Aus ITR-Kreisen ist zu hören, dass es vom MCN positive Signale gegeben habe. Ob Schlosser selbst grünes Licht gab, den Kalender trotz der ausstehenden Genehmigung zu veröffentlichen?

"Nein", antwortet er. "Als die ITR damit rausgehen wollte, haben wir gesagt: 'Wir können nicht raus, wenn wir keine Genehmigung haben'. Dann haben sie gesagt, dass sie ein Sternchen machen, dass die Genehmigung noch aussteht. Ich habe darum gebeten, noch zu warten, weil wir der Stadt Nürnberg für diese Woche wegen des Kalenders ein Ultimatum gestellt hatten."

"Wer übernimmt die Verantwortung bei einem Coronafall?"

Am Ende wurde der Kalender dennoch am Mittwoch um 13 Uhr veröffentlicht - und hielt nur einen Tag lang. ITR-Boss Berger war am Tag der Bekanntgabe noch davon ausgegangen, dass man grünes Licht erhalten werde, da das Sicherheitskonzept der ITR "extrem sauber ausgearbeitet" sei, wie er bei 'ran.de' betonte. "Das ist mindestens auf dem Niveau, wie es in Österreich für die Formel 1 bereits abgesegnet wurde."

Doch noch am selben Abend habe Oberbürgermeister Marcus König (CSU) Schlosser in einer Telefonkonferenz mitgeteilt, "dass es ganz schlecht aussieht und er massive Bedenken habe", erzählt der MCN-Chef. Als sich dann am Donnerstagmorgen auch das Gesundheitsamt querlegte, folgte die Absage.

Woran es aus Sicht Schlossers am Ende scheiterte? "Die ITR hat zwar ein gutes Konzept erarbeitet, aber wir sind ja doch 1.000 bis 1.200 Leute", sagt der MCN-Chef. "Wer übernimmt die Verantwortung, wenn wir einen Coronafall haben? Von einem möglichen Todesfall will ich gar nicht sprechen, aber was passiert, wenn alle 1.200 Leute in Quarantäne müssen? Bei der Stadt Nürnberg war niemand bereit, diese Verantwortung zu tragen."

Rettet Absage die Zukunft des Norisring-Rennens?

Stattdessen hätten die Vertreter der Stadtregierung an die Vernunft der Norisring-Macher appelliert, meint Schlosser: "Es hieß, das könne uns massiv um die Ohren fliegen."

Der MCN-Chef hat inzwischen Verständnis für die Entscheidung und ist der Meinung, dass bei Corona-Fällen bei der Veranstaltung sogar die Zukunft des Traditionsrennens in Gefahr gewesen wäre.

"Das war also ein vernünftiger Schachzug der Stadt Nürnberg, um die Tür nicht komplett zuzuhauen", sagt Schlosser. "Wir wollen nächstes Jahr wieder tolle Rennen sehen, und die Stadt Nürnberg steht hinter der Veranstaltung."

Mit Bildmaterial von Audi AG.

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