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Kolumne

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat

Vom Loser zum Dominator: Welche Demütigungen DTM-Meister Rene Rast jahrelang aushalten musste und warum er deswegen nun beinahe unschlagbar ist

Liebe Leserinnen und Leser,

nach dem DTM-Saisonfinale in Hockenheim haben wir uns entschieden, mal ausnahmsweise nicht herumzumeckern, sondern jemanden gut schlafen zu lassen. Und das kann nur Meister Rene Rast sein, auch wenn ihn sein Audi-Rivale Nico Müller beim letzten Rennen besiegte und nun frohen Mutes in die Winterpause geht. Denn Rasts Bilanz liest sich wie von einem anderen Stern.

Zweiter Titel in der erst dritten DTM-Saison - noch nie war einer so früh so erfolgreich. 13 Siege in den vergangenen 24 DTM-Rennen. Acht Poles in den 18 Qualifyings der Saison. Und der klare Triumph im Titelkampf, bereits drei Rennen vor Schluss.

Berger und der "verdammte Rast"

"Der einzige wirklich herausragende Fahrer in der DTM ist Rast", weiß auch DTM-Boss Gerhard Berger, der am Perfektionisten bereits verzweifelt. "Auf den Plätzen hinter ihm ist das Racing genau so, wie es sein muss und wie ich es mir vorstelle. Aber immer wieder dieser verdammte Rast!"

Rene Rast

Donuts beim Finale: Rast kostete seinen Triumph in Hockenheim ordentlich aus

Foto: Audi

Dabei bescheinigte man genau diesem Rast lange Zeit, nicht gut genug für die DTM zu sein. Der 32-Jährige arbeitete sich nach dem Formel-Aus wegen Geldmangels mühsam durch Markenpokale wie den VW-Polo- und den Seat-Leon-Cup, während sein ehemaliger Formel-BMW-Gegner Sebastian Vettel unaufhaltsam in Richtung Formel 1 strebte - eine Demütigung.

Zu schlecht für die DTM

Als Vettel bereits Formel-1-Weltmeister war, schien man auch Rasts Talent endlich zu erkennen: Einmal wurde er von BMW zu einer Sichtung eingeladen, zweimal von Audi - DTM-Potenzial sahen die Juroren da allerdings nicht. Da muss man sich fragen, ob wirklich die richtigen Maßstäbe angewendet wurden, denn heutzutage zählt nicht mehr nur der reine Grundspeed, sondern vor allem auch die Herangehensweise.

Rene Rast

Learning the hard way: Der junge Rene Rast mühte sich durch Markenpokale

Foto: Instagram/VLN

Und genau die macht Rast so stark: Er ist kein Naturtalent, das auf Anhieb Topzeiten aus dem Ärmel schüttelt, sondern einer, der sich in die Materie reinfuchst und mit dieser Akribie eine Perfektion erreicht, die seinesgleichen sucht.

Das kann so weit gehen, dass er nach dem Samstagrennen bis zwei Uhr nachts über den Daten brütet, obwohl er am Sonntag ab zehn bereits wieder voll im Qualifying-Modus sein muss. Oder nach dem Rennwochenende vier Tage lang alles genau analysiert und sich bereits auf das kommende Rennen vorbereitet, auch wenn dieses noch einige Wochen in der Zukunft liegt.

Rasts Datenbank im Kopf

Während andere Fahrer auf ihr Gefühl und ihren Instinkt vertrauen und erst am Wochenende die richtige Linie herausfinden, betrachtet Rast die DTM wie einen Fulltimejob. Bei ihm läuft am Wochenende im Kopf längst eine Art automatisiertes Computerprogramm ab. Er muss nicht mehr denken und ist dadurch seinen Rivalen einen Schritt voraus, hat Kapazitäten frei für andere Dinge. Ein bisschen wie einst bei Michael Schumacher.

Rene Rast, LMP1, Audi

Erst über Audis Le-Mans-Projekt gelang Rast der Sprung in die DTM

Foto: LAT

Dazu kommt, dass er durch seine harten Jahre in Cup-Serien und seine akribische Herangehensweise eine unglaubliche Datenbank im Kopf hat, auf die er stets zugreifen kann: So hat er es gelernt, mit jedem Auto zurecht zu kommen. Die bitteren Momente der Vergangenheit hat er zu seiner Stärke gemacht.

Eigentlich hätte man es wissen müssen, dass Rast gerade im ersten Jahr der neuen Turbo-DTM, in dem die Autos nach Jahren der Stabilität durch die zusätzliche Power und das nicht-lineare Drehmoment deutlich giftiger waren, nur schwer zu schlagen ist.

Reinigendes Gewitter

Dass er hin und wieder im Cockpit die Fassung verliert und in den Funk brüllt oder wild gestikuliert, mag man ihm als Schwäche ankreiden, doch in Wahrheit zeigt es nur, wie getrieben Rast ist. Das darf bei dem Aufwand, den er betreibt, auch nicht verwundern.

Positiver Nebeneffekt: Wenn er sich den Ärger von der Seele brüllt, dann hat er den Kopf wieder frei. Auch diese vermeintliche Schwäche ist in Wahrheit also eine Stärke - und sorgt für die Gelassenheit und Lockerheit, die man auch von ihm kennt.

Nach all den Strapazen der Saison gibt es noch einen weiteren Grund, warum Rast nach Hockenheim hervorragend geschlafen hat: Er konnte endlich mal das auskosten, was er sich in den vergangenen Jahren mit so viel Einsatz aufgebaut hat, weil es um nichts mehr ging.

Rasts Genusswochenende: Witze und Zeit für die Fans

"Ich habe mir viel Zeit für die Fans genommen, viel Zeit mit dem Team verbracht, Witze gemacht, bin einfach ganz entspannt gefahren", erzählte er mir. "Das gab es noch nie, dass ich als Meister noch ein Rennwochenende vor mir hatte, daher war das etwas ganz Einmaliges in meiner Karriere. Wäre schön, wenn ich das öfter hätte."

Rene Rast, Fans

Beliebt bei den Fans: Rene Rast ließ sich in Hockenheim endlich feiern

Foto: Audi AG

Diese Unbeschwertheit hat sich ein Rene Rast, der oft nicht wusste, wie es in seiner Motorsportkarriere weitergeht, mehr als verdient. Genauso wie die ausgiebigen Meisterfeiern, die nun sein Leben bestimmen.

"Wir haben ja heute Nacht die Feier in der Audi-Hospitality. Die Nacht wird also kurz - und da werde ich mit Sicherheit gut schlafen", kündigte Rast am Sonntag nach dem Saisonabschluss an. Gut so, Rene - und gratuliere, Champion!

Sven Haidinger

Mit Bildmaterial von Audi AG.

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