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Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat

Wieso Rene Rast in Hockenheim mit dem dritten Titel zur echten DTM-Legende wurde, die Formel E sein Erfolgsrezept aber auf eine harte Probe stellen wird

Liebe Leserinnen und Leser,

ich weiß nicht, wie es Ihnen gegangen ist, aber diese Emotionen bei Rene Rast nach seinem dritten Titel in vier Jahren habe ich nicht erwartet. Denn vor dem Wochenende hatte der Audi-Pilot noch gemeint, er brauche diesen dritten Titel gar nicht unbedingt. Das fällt nachträglich wohl in die Kategorie Psychospielchen, schließlich kämpfte Rivale Nico Müller zu diesem Zeitpunkt verzweifelt um seine erste Meisterschaft.

Nach dem Rennen gab der Perfektionist dann endlich zu, wie sehr er diesen dritten Titel wollte. Das darf nicht verwundern: Denn im letzten Rennen der DTM in ihrer bekannten Form als Herstellerserie ist es ihm nun gelungen, mit "König" Klaus Ludwig gleichzuziehen, der 1988, 1992 und 1994 Meister wurde. Damit liegt nur "Mr. DTM" Bernd Schneider mit seinen fünf DTM-Titeln (1995, 2000, 2001, 2003, 2006) vor ihm.

Und auch in Siegen ist Rast im letzten Atemzug Großes gelungen: Mit seinem 24. DTM-Triumph hat er nun den bisher besten Audi-Piloten Mattias Ekström und Mercedes-Star Gary Paffett überholt. In der ewigen Bestenliste ist er nun hinter Schneider (43) und Ludwig (37) alleiniger Dritter.

Warum Rast jetzt eine DTM-Legende ist

Aber ist der 34-Jährige Mindener jetzt bereits eine DTM-Legende? Diese Frage beschäftigte nach Rasts Sternstunde das Fahrerlager. "Ich weiß nicht", zuckte er selbst nach dem Rennen mit den Schultern. "Das müsst ihr sagen. Ich sehe mich nicht als Legende. Dafür bin ich vielleicht noch zu jung."

Die Bescheidenheit ehrt dich, Rene - aber sie ist völlig unangebracht! Ein erneuter Blick auf die Zahlen reicht als Beweis. Rasts schlechtestes Endergebnis in vier vollen DTM-Jahren war Platz zwei im Jahr 2018. Damals war Audi in der ersten Saisonhälfte chancenlos, ehe Rast den Turbo zündete und am Ende Paffett mit sechs Siegen in Serie beinahe noch übertrumpfte. Der Brite war wie im Jahr davor Ekström bereits eineinhalb Jahrzehnte in der DTM - und Rast ein blutiger Anfänger.

 

 

Mit 24 Erfolgen bei 76 DTM-Starts hat Rast, der jede Saison bester Audi-Pilot war, eine Siegquote von 31,6 Prozent - er hat also fast jedes dritte Rennen gewonnen. Zum Vergleich: Schneider siegte nicht ganz in jedem fünften Rennen, Ludwig ungefähr jedes sechste Mal und Ekström und Paffett benötigten in der Regel acht Rennen bis zum nächsten Triumph. Und wenn diese prägenden Fahrer der DTM-Historie keine Legenden sind, wer dann?

Rasts wahres Meisterstück

Rasts dritter Titel war sein wahres Meisterstück. Denn nie war die Ausgangslage so schwierig wie in dieser Saison: Das Verbot der Bremsenkühlung behagte seinem Fahrstil nicht und ließ die Reifen an seinem RS 5 bei Hitzerennen schmelzen. Zudem musste sich der Rosberg-Audi-Pilot während der ersten Saisonrennen parallel zum DTM-Auftakt auf seine neue Aufgabe Formel E konzentrieren. Und dann war da das dichte Corona-Programm in der DTM, das den Piloten kaum Bedenkzeit zwischen den Rennen gab.

All das war für Rast Gift, der kein Naturtalent ist und sich durch endloses Datenstudium und stundenlanges Üben im Simulator von unten ans Limit heranarbeitet. Für die interne Konkurrenz von Abt-Audi lief es währenddessen wie am Schnürchen - Müller und sein Teamkollege Robin Frijns dribbelten Rast im Doppelpass aus und knallten jeden Ball ins Tor. Und präsentierten sich trotz ihrer Titelambitionen als gute Freunde.

Doch während sich andere Piloten völlig entnerven hätten lassen, machte Rast alles richtig: Er konzentrierte sich auf sich selbst, nahm jeden Punkt mit, den er kriegen konnte - und ging nicht aus Verzweiflung über seine Grenzen, wie es viele andere tun würden. Und dann kam der Double-Header von Zolder, die Temperaturen sanken - und Rast war plötzlich wieder in seinem Element und zeigte seinen berühmten Killerinstinkt.

 

 

Die Abt-Audi-Piloten strauchelten plötzlich - und Rast gewann alle vier Rennen. Ein Schock für Müller, dem in zehn Tagen der fast schon sichere Meistertitel durch die Finger glitt. Diese Mentalität, sich nicht abschütteln zu lassen und im entscheidenden Moment zuzuschlagen, ist Rast sicher zum Teil angeboren, sie hat aber auch mit seinem Karriereweg zu tun: Jahrelang mühte er sich in Marken-Cups ab, während frühere Formelsport-Weggefährten wie Sebastian Vettel in der Formel 1 von Titel zu Titel fuhren. Das stählt, wenn man nicht zerbricht.

Drohen in der Formel E Schwierigkeiten?

Aber was kommt jetzt in der Karriere des Rene Rast? Der Spätberufene steht mit seinem Wechsel ins Audi-Formel-E-Cockpit vor der größten Herausforderung seiner Karriere. Denn wer glaubt, die Elektrorennserie sei dem Technikfuchs auf den Leib geschneidert, könnte sich irren.

Während sich Rast in der DTM die Nächte vor dem Laptop um die Ohren schlagen konnte, um seine Daten genau zu analysieren und am Fahrstil zu feilen, findet in der Formel E das gesamte Programm an einem Tag statt. Da bleibt anders als beim Formel-E-Sixpack in Berlin, als Rast beim fünften Rennen am Flughafen Tempelhof seinen ersten Podestplatz ergatterte, kaum Zeit zum Studium.

Der eben erreichte DTM-Meilenstein könnte sich aber positiv auswirken: Nicht nur, weil die kompakte Saison eine gute Vorbereitung war und ihm der Erfolg zusätzliches Selbstvertrauen gibt. Sondern weil er nun ausgerechnet mit den erbitterten DTM-Rivalen von Abt zusammenarbeitet, die das Formel-E-Projekt für Audi umsetzen. Und in Kempten ist der Hunger nach Erfolgen durch die Niederlage gegen Rast sicher nicht kleiner geworden.

Sven Haidinger

Mit Bildmaterial von Audi.

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