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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Daniel Juncadella

Daniel Juncadella sah kurz vor der Zielflagge sogar die Chance zum Sieg, doch dann zerplatzte der Traum des ewigen Pechvogels: Warum er es immer wieder übertreibt

Liebe Leserinnen und Leser,

eigentlich wollte Daniel Juncadella 2021 endlich seinen Titeltraum in der DTM verwirklichen: Der 30-jährige Spanier hatte es nach seinem zweiten DTM-Aus innerhalb von nur fünf Jahren doch noch einmal geschafft, einen Platz im Mercedes-AMG-Werkskader zu ergattern. Und sah durch den Wechsel der Serie auf das GT3-Reglement die Chance gekommen, nach der bisherigen Achterbahnfahrt in seiner Karriere Nägel mit Köpfen zu machen.

Doch der (nach der Disqualifikation von Vincent Abril) erste Pole-Setter der neuen GT3-Ära ist und bleibt der große Pechvogel der DTM, wie auch das Assen-Wochenende deutlich zeigte: Nach dem Startcrash am Samstag fuhr der GruppeM-Mercedes-Pilot am Sonntag laut eigenen Angaben ein "perfektes Rennen".

Juncadellas Drama "herzzerreißend"

Beim Start schoss er von Startplatz acht auf Platz sechs nach vorne, dann zauberte seine Crew, wodurch er am wenigsten Zeit beim Stopp verlor. Und schon war Juncadella als Dritter auf Podestkurs. Am Ende schloss er sogar zu den beiden Führend Lucas Auer und Liam Lawson auf.

"Ich wollte es auf einen Kampf ankommen lassen, sollte sich die Gelegenheit ergeben, aber der Podestplatz war mir sicher", so Juncadella, ehe das Drama passierte und er zwei Runden vor Schluss ausgangs der letzten Kurve mit einem vermeintlichen Reifenschaden ausrollte, der sich später als Aufhängungsbruch herausstellen sollte.

"Es war herzzerreißend, dass ich den Podestplatz in den letzten Minuten verloren habe, aber so ist der Motorsport manchmal", seufzt Juncadella, der in der Meisterschaft mit 43 Punkten Elfter ist.

Juncadellas Schicksal: Auf Durchbruch folgt Rückschlag

Was wie eine Floskel klingt, zieht sich durch Juncadellas Karriere. Der Katalane, der aus einer Motorsport-Dynastie stammt - Onkel Luis Perez-Sala fuhr in den 1990er-Jahren Formel 1 - war vier Jahre lang bei Mercedes in der DTM ein eher farbloser Nebendarsteller, ehe er 2017 als Ersatzmann auf dem Abstellgleis landete.

2018 kämpfte er sich - auch mit Hilfe einer Psychologin - ins Renncockpit zurück und mutierte plötzlich zum Siegfahrer. Doch ausgerechnet zu Saisonende stieg Mercedes aus der DTM aus. Juncadella schlug daraufhin ein Angebot von Nissan aus, als Werksfahrer in die japanische Super-GT-Serie zu wechseln, und setzte stattdessen auf das Aston-Martin-Projekt von R-Motorsport in der DTM, bei dem HWA als Einsatzteam diente.

Daniel Juncadella

Daniel Juncadella: Im Aston Martin 2019 oft schneller als Paul di Resta

Foto: Motorsport Images

Juncadella glänzte erneut und erwies sich in der zweiten Saisonhälfte trotz Teamkollegen wie Paul di Resta oder dem nunmehrigen BMW-Werksfahrer Jake Dennis als bester Pilot im leistungsschwachen Vantage, doch erneut wurde er um die Früchte seiner harten Arbeit gebracht: Denn Aston-Martin-Lizenznehmer R-Motorsport stieg nach nur einem Jahr ohne Vorwarnung aus der DTM aus.

"In der DTM eine Rechnung offen"

Zunächst boten die Schweizer Juncadella zwar die Perspektive an, GT3-Rennen für R-Motorsport zu bestreiten, doch dann sagte man - offiziell wegen der Coronavirus-Krise - die Saison 2020 komplett ab. Wie schon 2017 stand der Sohn eines Bergrennfahrers vor dem Nichts.

Juncadella nutzte erneut seine Kontakte bei HWA und rettete sich zurück ins Mercedes-Lager, wo er 2020 zumindest das 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife für das 10Q-Team bestreiten konnte. Und er bewies bei seinem einzigen Einsatz mit dem vierten Qualifying-Rang, dass er auch im GT3-Boliden schnell ist - und erhielt einen Mercedes-AMG-Werksvertrag.

Als er dann von GruppeM-Chef Kenny Chen für den DTM-Einsatz engagiert wurde, war das für Juncadella wie eine Wiedergeburt. "Ich habe mit der DTM noch eine Rechnung offen", so der Katalane. "Meine letzte ordentliche Saison mit Mercedes-AMG war vielleicht ein Wendepunkt in meiner Karriere. Und auch im Aston Martin habe ich mich sehr stark gefühlt. Jetzt beginnt eine neue Ära. Obwohl ich bereits 30 bin, fühle ich mich jung - und kann noch viel zeigen."

Zu viel Einsatz bei Juncadella

Doch sein GruppeM-Team, das eigentlich aus Hong-Kong stammt, war noch nicht von Anfang an perfekt auf die DTM vorbereitet. Die Stopps der Truppe, die gerade erst eine Werkstatt in Althengstett in Baden-Württemberg aus dem Boden gestampft hatte, gingen schief. Zudem engagierte man gerade zahlreiche neue Leute, darunter Teammanagerin Stephanie Flohr vom legendären Schnitzer-Team.

Juncadella fiel dabei in ein altes Muster zurück und versuchte, die Defizite mit einem Übermaß an Einsatz wettzumachen - und das Glück zu erzwingen. Zwischenfälle, Abflüge und Kollisionen waren die Folge.

Dramatischer Höhepunkt war das Samstagsrennen in Zolder, als er in der ersten Runde eine Massenkollision auslöste und dafür nicht nur um zehn Startplätze zurückversetzt wurde, sondern sich auch noch einen Bänderriss am rechten Daumen zuzog. Er hatte die Hände nicht vom Lenkrad genommen. Obwohl er am Sonntag auf die Zähne biss und das Rennen bestritt, musste er danach im Krankenhaus operiert werden.

"Überlege noch, wo ich mich als nächstes verletze"

Doch Juncadella bewies zwei Wochen später auch, dass er wie Vorbild Fernando Alonso, der ihn im Alter von 13 Jahren mit seinen Erfolgen dazu brachte, eine Motorsportkarriere zu beginnen, eine absolute Kämpfernatur ist. Und zur Hochform aufläuft, wenn er mit dem Rücken zur Wand steht: Beim Sonntagsrennen auf dem Nürburgring stellte er seinen Mercedes-AMG GT3 auf den zweiten Startplatz und holte als Zweiter auch seinen bisher einzigen Podestplatz der Saison.

Daniel Juncadella

Kämpfernatur: Zwei Wochen nach der Verletzung steht Juncadella am Podest

Foto: DTM

"Jedes Mal, wenn ich solche Operationen habe, dann läuft es ziemlich gut für mich", fällt dem Stehaufmännchen auf. "Vor drei Jahren habe ich mir das Schlüsselbein neun Tage vor dem Test in Hockenheim gebrochen", verweist er auf seinen damaligen Mountainbike-Unfall auf Ibiza vor dem DTM-Shootout, das ihm zum Comeback 2018 verhalf.

"Ich überlege also noch, wo ich mich als nächstes verletze", scherzt er.

Zumindest wird Juncadella auch diesen Rückschlag wegstecken, zumal er in Assen seinen Speed gezeigt hat. Jetzt gilt es, hin und wieder die Brechstange zuhause zu lassen und etwas gelassener an die Sache heranzugehen. Aber das ist einfach gesagt, wenn man so oft mit dem Rücken zur Wand stand und sich der große Erfolg nie einstellt.

Sven Haidinger

Mit Bildmaterial von DTM.

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