Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Maximilian Götz
Warum der Titelverteidiger gegen seinen Teamkollegen Lucas Auer kein Land sieht, im AMG-Ranking abrutscht - und damit seinem Ex-Meisterteam recht gibt
Liebe Leserinnen und Leser,
"Sie fahren hinter Maximilian Götz, dem DTM-Champion 2021 ... wenn Sie ihn einmal überholen wollen, dann jetzt!", steht auf dem neuen, fast zehn Meter langen Motorhome, in dem der Titelverteidiger an den Rennwochenenden übernachtet. Die letzte Nacht war für ihn bestimmt keine gute, denn dafür wird er an seinem Arbeitsplatz - der Rennstrecke - zu oft überholt.
Der AMG-Werksfahrer, der nach dem größten Triumph seiner Karriere sein HRT-Team verlassen musste und zu Winward wechselte, reiste mit nur einem Pünktchen vom zweiten DTM-Wochenende der Saison auf dem Lausitzring ab.
Auch wenn er am Samstag nach Platz zehn und vielen Zweikämpfen meinte: "Dieser eine Punkt ist hochverdient." Und dass er am Sonntag zurückschlagen werde.
Götz gerät bei AMG ins Hintertreffen
Doch dann kam es ausgerechnet auf dem Kurs, auf dem er im Vorjahr seinen ersten DTM-Sieg feierte, noch dicker: Platz 19 im Qualifying - sogar Teamkollege und GT3-Greenhorn David Schumacher lag mit Platz zehn deutlich vor ihm -, und dann nur 15. im Rennen.
Klar, die rote Flagge im Qualifying durch den abgebrannten Ferrari war Pech. Und sie traf den Uffenheimer vielleicht härter, weil der beim Reifendruck an die Grenze gegangen war - und danach nichts mehr ging. Und auch das Überholen ist mit den GT3-Autos kein Kinderspiel.
Nach mäßigen Qualifyings steckt Götz dieses Jahr zu oft hinter Rivalen fest Foto: Speedpictures.de
Die Zahlen belegen: Gegen Teamkollege Auer chancenlos
Teamkollege Lucas Auer, der ihn 2021 beim Norisring-Finale zum Meister machte, ist Dritter in der Gesamtwertung. Er hätte ohne sein Pech bei den Stopps vermutlich schon mehr als einen Sieg auf dem Konto und kam in den bisherigen vier Qualifyings bis auf einmal immer in die Top 5 - Götz hingegen nie über Platz neun hinaus.
Auer kommt damit auf eine durchschnittliche Qualifying-Platzierung von 4,5, Götz nur auf 12,75 - das Duell steht 4:0 für den Österreicher. Götz' bisherige Qualifying-Bilanz im AMG-Ranking bei acht Autos? Fünfter, Dritter, Fünfter, Siebter. "Wir müssen uns im Qualifying verbessern", weiß er selbst.
Ist damit das eingetreten, was seine Kritiker erwartet haben? Götz sei trotz seines Meistertitels "nicht schnell genug", hört man immer wieder. Bis jetzt lautet die Antwort in dieser Saison leider ja. Denn gerade im Qualifying zeigt sich der wahre Speed der Piloten.
Aus nach dem Meistertitel: Hatte HRT recht?
Zudem gibt der bisherige Saisonverlauf auch seinem Meisterteam HRT recht, sich von Götz zu trennen, was im Winter noch für großen Aufruhr gesorgt hatte. Vor allem HRT-Geschäftsführer Ulrich Fritz dementierte damals entschieden, dass die Entscheidung fiel, weil einzelne Teammitglieder sich gegen einen Verbleib von Götz ausgesprochen hätten, und verwies auf "strategische Gründe".
Damit meint man wohl, dass das Team des im Immobilien-Geschäft tätigen Hubert Haupt mit dem Gebäudedigitalisierungs-Unternehmen Paul einen Sponsor an Land zog, wodurch für Mercedes-AMG-Partner BWT, der Götz auch persönlich sponsert, kein Platz mehr war. Denn das andere Fahrzeugdesign war für Teamsponsor Bilstein vorgesehen.
Der Fluch der Titelrivalen aus dem Vorjahr
Der Wind ist also rau, der dem 36-Jährigen dieses Jahr in der DTM und auch im Mercedes-AMG-Lager entgegenbläst. Ein schwacher Trost: Auch bei seinen großen Rivalen vom kontroversen DTM-Titelfinale aus dem Vorjahr läuft es alles andere als rund. Abt-Audi-Pilot Kelvin van der Linde ist derzeit ein Schatten seiner selbst und muss zusehen, wie ihm Rene Rast intern den Rang abläuft.
Und auch Ex-AF-Corse-Pilot Liam Lawson, der in seiner zweiten Formel-2-Saison um den Titel kämpfen muss, war zuletzt farblos und enttäuschte mit Plätzen um Rang zehn. Man könnte fast glauben, dass ein Fluch auf den drei Protagonisten der vergangenen Saison lastet.
Götz' Glück: Schon kommendes Wochenende steht der 24-Stunden-Klassiker auf der Nürburgring-Nordschleife an, bei dem er mit Fabian Schiller und Adam Christodoulou für GetSpeed antritt. Da bleibt ohnehin nicht viel Zeit zum Schlafen. Stattdessen kann er sich bei seiner Jagd nach dem ersten Sieg beim Klassiker bestens von der DTM ablenken, denn auf der Nordschleife gilt volle Konzentration.
Beim nächsten DTM-Rennen in Imola in einem Monat droht dann aber der Reality-Check: Denn schon die Formel 1 hat bewiesen, wie schwierig das Überholen auf dem flüssigen, aber engen Kurs in der Emilia Romagna ist. Wenn dann das Qualifying nicht passt, wird's wieder schwieriger mit Punkten.
Sven Haidinger
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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