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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Diese neun Tage haben Nico Müller, dem der DTM-Titel entgleitet, völlig entnervt: Wieso Rast der FC Bayern ist und Müller die Schuld auch bei sich suchen muss

Liebe Leserinnen und Leser,

diese letzten neun Tage würde Nico Müller am liebsten aus seinem Leben streichen: Der Abt-Audi-Pilot kam mit einem Vorsprung von 47 Punkten auf seinen internen Erzrivalen Rene Rast zum Double-Header nach Zolder - und reist mit einem Rückstand von 19 Punkten zum Saisonfinale in Hockenheim ab.

Während Rast an vier Zolder-Renntagen 109 von 112 möglichen Punkten holte, waren es bei Müller, der die Meisterschaft davor klar im Griff zu haben schien, nach den Plätzen zwei, drei, sechs und neun nur schwache 43 Zähler. Zudem wirkte der Schweizer teilweise völlig entnervt.

Müller reibt sich in Kleinkriegen auf

Am Samstag beschwerte er sich über WRT-Audi-Rookie Harrison Newey, der ihm im Startgewühl rücksichtslos ins Auto donnerte und auch nach Müllers Stopp mit vollem Einsatz verteidigte. Es war ein Deja-vu der verzichtbaren Sorte, denn der Sohn des Stardesigners hatte sich schon eine Woche davor lange vor dem im Feld steckenden Müller gehalten, ehe dieser zum Boxenstopp flüchtete.

Dann war da noch Rasts Teamkollege Jamie Green, der ja dafür bekannt ist, mit teils übertriebener Härte vorzugehen. Er ließ Müller am Sonntag trotz des Abkürzens der Schikane nicht vorbei - und schreckte danach auch vor Berührungen nicht zurück, ehe die Rennleitung eingriff und Green anwies, den Abt-Audi-Piloten vorbeizulassen.

 

 

Das brachte Müller im Cockpit zur Explosion: "He is a fucking idiot, this guy!", brüllte er in den Funk. Das darf nicht verwundern, denn es war nicht das erste Mal, dass Green Müller wertvolle Punkte kostete. Bereits auf dem Nürburgring drehte der Routinier den zu diesem Zeitpunkt noch in der Meisterschaft führenden Abt-Audi-Piloten beim Re-Start um. Eine unglückliche Situation, für die sich Green entschuldigte - aber sie bleibt im Gedächtnis.

Rast ist der FC Bayern der DTM

Das zeigt auch, dass es nicht unbedingt ein Vorteil sein muss, dass Abt-Audi bislang zwei heiße Eisen im Titelkampf hat. Denn während es für Green um nichts mehr geht, waren Fehler bei Müller und seinem Teamkollegen Robin Frijns absolut verboten.

Und auch mit Rennleiter Sven Stoppe hatte sich Müller vergangenes Wochenende angelegt, weil dieser das Safety-Car rausschickte, anstatt auf eine Slow-Zone zu setzen - und somit seine Renntaktik durchkreuzte.

Dennoch muss Müller aufpassen, dass er sich mit all diesen Kleinkriegen nicht selbst die Energie raubt. Denn Rast, der nach dem Nürburgring-Wochenende eigentlich am Boden lag, wird von Tag zu Tag stärker. Er ist wie der FC Bayern München, dessen Logo im Vorjahr wegen des Audi-Sponsorendeals eher zufällig auf seinem Boliden prangte: Wenn es völlig aussichtslos scheint, passiert irgendwas - und er gewinnt am Ende doch!

Das ist zwar auch teilweise Glück - oder in diesem Fall Müllers Pech - , hat aber auch mit Rasts unglaublicher Winner-Mentalität zu tun, niemals aufzugeben.

Was sich Müller selbst vorzuwerfen hat

Zumal sich Müller auch selbst an der Nase nehmen muss: In Zolder, wo man wegen der engen Strecke kaum Überholen kann und das das Qualifying so wichtig ist wie nirgendwo sonst, kam der Abt-Audi-Pilot nur auf die Startplätze sieben, sieben, acht und fünf. Rast holte stattdessen zwei Poles und fuhr immer in die Top 3, was ihm übrigens auch noch neun Punkte einbrachte.

Das hatte wegen der niedrigen Temperaturen auch mit dem Aufwärmen der Reifen vor den entscheidenden Qualifying-Runden zu tun. Während Rast beim Samstags-Qualifying in seiner Warm-Up-Lap vor den entscheidenden zwei schnellen Runden 1:25.688 fuhr, war Müller 15 Sekunden langsamer - und wurde am Ende mit 0,568 Sekunden Rückstand auf Rast Achter.

 

 

Als man das am Sonntag korrigierte, war Müller immerhin Fünfter - und der Rückstand auf Rast auf weniger als eine Zehntelsekunde geschrumpft.

Nur nicht aufgeben, Nico Müller!

Doch worauf kann Müller nun vor dem DTM-Saisonfinale hoffen? Er muss zunächst beten, dass die zwei Rennen in Hockenheim angesichts der steigenden Coronavirus-Zahlen und der immer restriktiveren Maßnahmen überhaupt stattfinden. Und er muss hoffen, dass Zolder eine Eintagsfliege war, denn bislang war Rast abgesehen vom außergewöhnlichen Kurs in Belgien stets unterlegen, auch wenn die niedrigen Temperaturen für ihn sprechen.

Noch sind 56 Punkte zu holen - und dass Müller in Hockenheim stark sein kann, hat er bereits bewiesen: Er holte dort 2016 seine erste DTM-Pole und sicherte sich auch im Vorjahr den Triumph beim Saisonfinale, nachdem ihm Rast den Titel weggeschnappt hatte.

Wird jetzt Frijns zum Edelhelfer?

Außerdem hat die Vergangenheit gezeigt, dass Rast trotz unglaublicher Siegesserien und dem Momentum auf seiner Seite am Ende nicht immer der große Gewinner sein muss: 2018 entschieden vier Punkte für Mercedes-Pilot Gary Paffett, obwohl Rast die letzten sechs Saisonrennen für sich entschieden hatte - es ist also nicht unmöglich. Denn ein Ausfall, den Müller bislang stets vermeiden konnte, kann jederzeit passieren.

Zudem hat Müller, der diese Saison noch einmal gereift ist, trotz des Krachs mit Green in Zolder die Sympathien vieler im Audi-Lager auf seiner Seite, während Rast eher ein Einzelgänger ist. "Nico ist ein supernetter Kerl", sagte Mike Rockenfeller kürzlich. "Er ist schon lange hier und er verdient den Erfolg. Ich würde es ihm wünschen."

Und vielleicht wird jetzt Kumpel und Teamkollege Frijns zum Edelhelfer, der im Titelkampf nur noch rechnerische Chancen hat.

Sven Haidinger

Mit Bildmaterial von Audi.

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