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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Rene Rast, der in der DTM bislang nur von der Technik gebremst werden konnte, ist in seiner größten Krise: Wieso er an Abt-Audi verzweifelt und Corona sein Feind ist

Liebe Leserinnen und Leser,

sind eine Pole-Position, ein zweiter und ein dritter Platz wirklich ein Grund, um schlecht zu schlafen? In der Welt des ehrgeizigen Audi-Ausnahmepiloten Rene Rast definitiv! Denn der Mann, der in seinen bisherigen drei DTM-Saisons zweimal Meister und einmal haarscharf "nur" Vizemeister wurde, fand auch am Nürburgring kein Rezept gegen das bärenstarke Abt-Audi-Duo.

Nico Müllers Vorsprung ist sechs Rennen vor Schluss mit 47 Punkten so groß wie nach bisher keinem Wochenende in dieser Saison. Und auch dessen Teamkollege Robin Frijns liegt in der Meisterschaft bereits 29 Zähler vor Rast, der seit acht Rennen keinen Sieg feierte. So eine Durststrecke erlebte Rast bisher nur einmal in der DTM: Als Audi zu Saisonbeginn 2018 völlig verwachst hatte.

Warum der Nürburgring Rasts Chance gewesen wäre

Dabei wäre der Nürburgring, auf dem Rast im Vorjahr vorzeitig den Titel sicherstellte, eigentlich prädestiniert gewesen, um endlich in dieser Saison den Turbo zu zünden. Denn für die überlegene Abt-Audi-Truppe war die Eifel in der Vergangenheit eine Angststrecke, weshalb man beim ITR-Test im Juni sogar Testzeit opferte, um endlich die Liebe zum Nürburgring zu finden.

Mit Erfolg! Vier Rennen, vier Siege lautet die Abt-Audi-Bilanz in der Eifel. Dabei liefen die zwei Wochenenden für Müller keineswegs reibungslos: Ein defekter Sensor raubten ihm vor einer Woche fast 70 PS und damit den Sieg, während er diesen Samstag ausgerechnet von Rasts Teamkollege Jamie Green umgedreht wurde. Das sind die Chancen, die man normalerweise im Titelkampf kaltblütig ausnutzen muss, um eine Trendwende herbeizuführen.

Rast als Einzelkämpfer geschwächt

Doch beide Male blieb Müller cool und wurde Fünfter - und nicht Rast sicherte sich den Sieg, sondern Müllers Teamkollege. Genau das ist das große Problem Rasts: Während der Rosberg-Audi-Pilot als Einzelkämpfer agiert, spielen Frijns und Müller Doppelpass. Wenn der eine mal auslässt, schlägt der andere zu - Rast, dessen Teamkollege Green nichts mit der Spitze zu tun, schaut durch die Finger.

Wie alleine Rast da steht, zeigte sich sinnbildlich auch nach der Siegerehrung im Parc Ferme auf dem Nürburgring: Während Müller und Frijns mit einem Mechaniker feierten, wirkte der Titelverteidiger etwas abgekapselt und schaute zu. Seine Hoffnung, dass die Rivalität zwischen den beiden Teamkollegen auch die Freundschaft und das Abt-Team destabilisieren würden, scheint sich nicht zu erfüllen.

 

 

Denn Müller und Frijns fahren gemeinsam auf Urlaub, scherzen immer noch bei jeder Gelegenheit miteinander und ziehen an einem Strang. Sie wissen: Genau das ist ihre große Stärke im Kampf gegen Rast, der bekannt dafür ist, keine Gefangenen zu machen. Rast ist hingegen Audi-intern auch deshalb ein Einzelgänger, weil er als Spätberufener in die DTM kam und sich plötzlich alles um ihn drehte.

Wieso Rast mit dem RS 5 plötzlich hadert

Ein Müller, der jahrelang bereits Wasserträger für Mattias Ekström war, musste also plötzlich für "Nobody" Rast fahren. Diese Unterwerfung hat vielen bei Audi nicht geschmeckt, zumal Rast einer ist, der diese als Gegenleistung für seinen enormen Einsatz und seine Erfolge auch immer wieder einfordert, wie so mancher Funkspruch gezeigt hat.

Bis jetzt funktionierte das auch, doch dieses Jahr ist bei der klaren Audi-Nummer-1 der vergangenen Jahre plötzlich Sand im Getriebe. Woran es liegt, dass "Tracy", wie Rast sein Auto getauft hat, nicht mehr die Alte ist? Die Reglementänderungen stellen die Beziehung zwischen Lenker und Auto derzeit auf den Prüfstand.

Das Verbot der Bremsenkühlung, die neue Regel für DRS und Push-to-pass sowie eine Änderung bei den Felgen erfordern dieses Jahr eine andere Set-up-Philosophie. Und sorgen laut Rast für eine "nervöse Hinterachse", mit der Müller, aber offenbar auch Frijns einfach besser klarkommen.

Corona-Saison als großer Nachteil

Während die Abt-Audi-Piloten also aus der Box fahren und gleich im "Flow" sind, zeigt sich Rast ungewohnt verunsichert, experimentiert mit seinem Fahrstil, flucht am Funk - und verbringt die Nächte vor dem Laptop. Das zermürbt, wenn sich kein Durchbruch einstellt, wie der Rückstand von 19,5 Sekunden auf Müller am Sonntag beweist.

 

 

Dass diese Saison wegen Corona keine Pausen bietet, macht es für Rast noch schwieriger. Schließlich ist er kein klassisches Naturtalent, sondern ein Pilot, der sich über stundenlange Datenanalyse und akribische Vorbereitung ans Limit heranarbeitet. Dafür fehlt die Zeit. Und auch ein Rast muss mal rasten.

Das intensive Doppelprogramm zu Saisonbeginn, als er sich auch noch in der Formel E einarbeiten musste, war diesbezüglich mit Sicherheit auch keine Hilfe. Und jetzt stehen nach dem ersten Triple-Header der DTM-Geschichte kommendes Wochenende auch noch die 24 Stunden auf der Nürburgring-Nordschleife auf dem Programm - und damit das härteste Langstreckenrennen der Welt.

Wenn da kein Burn-out droht, wann dann? Daher wünsche ich Rast in den kommenden Tagen möglichst viel Schlaf - und ein paar Tage ohne Laptop. Vielleicht bringt Entspannung die Wende!

Sven Haidinger

Mit Bildmaterial von Audi.

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