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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Robert Kubica muss froh sein, dass nur 60 Kilometer von der polnischen Grenze keine Zuschauer erlaubt waren: Warum sein DTM-Abenteuer zum peinlichen Irrweg wird

Robert Kubica, Orlen Team ART

Liebe Leserinnen und Leser,

ein Pole sorgte dieses DTM-Wochenende mit zwei Podestplätzen auf dem Lausitzring für Begeisterung in seiner Heimat! Doch es war nicht Robert Kubica, über den die heimischen Medien jubelten, sondern der völlig unbekannte Jan Kisiel in der Rahmenserie DTM-Trophy. Der eigentliche Star erlebte stattdessen das dritte rabenschwarze Wochenende in Folge. Vielleicht war es also besser für Kubica, dass bei den DTM-Rennen, die nur 60 Kilometer vor der polnischen Grenze stattfanden, keine Zuschauer erlaubt waren.

Wer jetzt sagt, die Schwierigkeiten wären zu erwarten gewesen, da bislang kaum ein Ex-Formel-1-Pilot in der DTM auf Anhieb zurechtkam, hat grundsätzlich recht: Wir erinnern uns an Ralf Schumacher, David Coulthard, Heinz-Harald Frentzen. In der DTM sind die Zeitabstände durch das Gleichteile-Konzept gering - es kommt also auf Detailarbeit an.

15. Scherer +15,396 Sek., 16. Kubica +28,090 Sek.

Und selbst alte Hasen verzweifeln immer wieder daran, die Hankook-Einheitsreifen ins richtige Arbeitsfenster zu bringen, zumal man die Abstimmung zwischen Qualifying und Rennen nicht ändern darf. Wenn es dann schon mal nicht läuft, dann überfahren Ex-Formel-1-Piloten das DTM-Auto gerne. Dabei haben die Autos deutlich weniger Grip. Und die Pneus mögen es so überhaupt nicht, wenn man gleichzeitig bremst und einlenkt - und ihnen zu viel zumutet. So einfach, so kompliziert!

Aber was Kubica dieses Jahr abzieht, ist leider peinlich. Das zeigt das Lausitzring-Wochenende nur allzu deutlich: In beiden Rennen wurde der 35-jährige ART-BMW-Kundenpilot abgeschlagen Letzter. Am wechselhaften Samstag 17,883 Sekunden hinter dem Vorletzten WRT-Audi-Pilot Harrison Newey, am Sonntag 12,694 hinter dessen Teamkollegen Fabio Scherer.

Eine Steigerung? Mitnichten. Denn der Vorletzte hatte im Sonntagskrimi, in dem die ersten neun Piloten innerhalb von nur 4,2 Sekunden lagen, auch nur 15,4 Sekunden Rückstand auf Sieger Lucas Auer. Und Auer saß wie Kubica in einem BMW M4 - und musste sich nach einem Jahr in der Super Formula ebenfalls umstellen. Dabei sah es zunächst gar nicht so schlecht aus für den DTM-Rookie: Erstmals hatte er im Qualifying am Sonntag weniger als eine Sekunde Rückstand auf die Pole-Position und stellte seinen Boliden auf den elften Startplatz.

Als wäre Kubica in einer anderen Klasse

Nachdem Sheldon van der Linde beim Start sein Auto abwürgte, war er sogar kurz Zehnter - und bei seinen treuen Fans, die trotz Zuschauerverbots stets dafür sorgen, dass bei jedem Rennen ein riesiges "Forza Kubica"-Transparent auf der Tribüne prangt, kam kurz Hoffnung auf.

Doch dann wurde er stehengelassen wie ein blutiger Anfänger: In der vierten Runde zogen gleich vier Rivalen am chancenlosen Polen vorbei. Dass er sich später im Duell mit Scherer auch noch den Unterboden beschädigte, dürfte die Lage nicht verbessert haben.

Auch ein Blick auf die Liste der schnellsten Rennrunden zeigt, wie dramatisch die Lage ist: Kubicas persönliche Bestzeit von 1:39.978 war um 1,540 Sekunden langsamer als Jamie Greens Bestmarke - wenn man bedenkt, dass das ganze Feld in diesem Ranking innerhalb von 0,864 Zehntel lag, bewegt sich Kubica in einer anderen Welt. Und selbst am teils verregneten Samstag, an dem der Fahrer eine größere Rolle spielt, war es nicht besser, sondern sogar eher schlechter.

Keine Fortschritte trotz Back-to-Back-Wochenende

Kubica führt all das auf die Performance seines Autos zurück. Liegt es also auch daran, dass die ART-Truppe drei Jahre nach dem Ende als Mercedes-Team mit neuem Personal - bis auf einen Mitarbeiter hat man sich komplett neu aufgestellt - noch in der Lernphase ist? Mit Sicherheit, zudem fehlt dem ART-Einzelkämpfer eine direkte Referenz im Team. Komplett auf sich alleine gestellt ist man aber keineswegs, schließlich erhält die französische Truppe für die Set-up-Suche alle Daten von den anderen BMW-Werksfahrern.

Und außerdem: Nachdem man vor einer Woche auf dem Sprintkurs unterwegs war, fuhr man dieses Wochenende auf der Lausitzring-Grand-Prix-Strecke, bei der sich drei Kurven unterscheiden. Beste Rahmenbedingungen also, um ein Erfahrungsdefizit wettzumachen und ein ordentliches Set-up zu finden.

Dass man das selbst nach sechs Einsatztagen nicht geschafft hat, obwohl der Kurs dem BMW mit seinem glatten Asphalt und den vielen Kurven liegt, wie der erste Sieg seit einem Jahr und 13 Tagen zeigte, sollte Kubica sehr zu denken geben.

Wieso sich Kubica in eine Sackgasse manövrierte

Schön langsam muss dem in Monaco lebenden Polen bewusst werden, dass er sich mit seinem DTM-Engagement in eine Sackgasse manövriert hat. Selbst wenn ihm das Wunder gelingen sollte, mit den Class-1-Boliden doch noch irgendwie in Schuss zu kommen, so wandern diese Ende des Jahres ins Museum - und er wird die Früchte nie ernten können.

War es klug, mit den Millionen von Sponsor PKN Orlen zu BMW zu gehen, um dort ein Kundenteam zu finanzieren, obwohl Audi gerade mit zwölf Siegen in Folge einen neuen DTM-Rekord aufgestellt hat? Für die DTM und für BMW vielleicht schon, denn man benötigte einen klingenden Namen - und das Unterfangen Kundenteam schien bei den Münchnern bereits zum zweiten Mal zu scheitern. Da kam der Formel-1-Pilot mit der Finanzspritze gerade recht.

Sich selbst hat Kubica damit aber keinen Gefallen getan. Nun wird weiter spekuliert, ob es an seiner nach dem Unfall beeinträchtigten rechten Hand liegt, dass er wie bei Williams in der Formel 1 kein Land sieht.

Es würde mich nicht wundern, wenn er sich im Bett wälzt, an den fürchterlichen Rallyeunfall zurückdenkt, an die Strapazen bei der Rehabilitation, die Schmerzen - und an die sieben Jahre voller Entbehrungen, um sich in die Formel 1 zum inzwischen verkauften Williams-Team und dann in die DTM zu kämpfen.

Und sich dann fragt: War es das alles wirklich wert?

Sven Haidinger

Mit Bildmaterial von Marcin Rybak, Orlen Team ART.

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