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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Sophia Flörsch

Während ihre Abt-Audi-Teamkollegen einen Doppelsieg feiern, findet Sophia Flörsch in der DTM keinen Weg aus der Krise: Warum sie in einem Dilemma steckt

Liebe Leserinnen und Leser,

drei von acht DTM-Wochenenden sind bereits hinter uns, doch Sophia Flörsch kommt in der Traditionsserie nicht auf Touren. Während Abt-Audi-Teamkollege Kelvin van der Linde die Meisterschaft anführt und das Team am Samstag einen Doppelerfolg durch den Südafrikaner und Mike Rockenfeller feierte, möchte die 20-jährige Münchnerin das Zolder-Wochenende so schnell wie möglich abhaken.

"Es kann nur besser werden", zieht Flörsch, die zu allem Überdruss auch noch an einer schmerzhaften Blasenentzündung leidet, frustriert Bilanz.

Dabei hatte mit Ellen Lohr vor der Saison die bisher einzige DTM-Siegerin gesagt, dass die Chancen in der DTM für Frauen durch den Wechsel auf die GT3-Autos noch nie so gut standen.

Noch nie besser als Platz 15

Flörschs Bilanz liest sich bis jetzt aber äußerst dürftig: Bei der Premiere in Monza wurde sie zweimal 15. und damit Vorletzte, am Lausitzring verzeichnete sie einen Ausfall und einen 15. Platz vor drei anderen Fahrzeugen.

Und dieses Wochenende in Zolder kam sie am Samstag nach einem Abflug abgeschlagen als 15. und Letzte ins Ziel (nur Sheldon van der Linde landete wegen einer 30-Sekunden-Zeitstrafe hinter ihr), ehe sie am Sonntag ein "länger werdendes Bremspedal" meldete und aus Sicherheitsgründen aufgab.

Davor hatte sie pro Runde rund eine halbe Sekunde auf den Vorletzten - Audi-Markenkollege Dev Gore - verloren. Und das auf einer Strecke, die dem Audi, der seine Stärke auf der Bremse hat, eigentlich liegt.

Großer Rückstand auf Abt-Teamkollegen

Besonders bitter ist auch, dass T3-Lamborghini-Pilotin Esmee Hawkey, die vor ihrem DTM-Einstieg nur Insidern ein Begriff war, regelmäßig vor Flörsch landet und das Feld aufmischt, während sie hinterher fährt. Ist damit klar, dass Flörschs Karriere gescheitert ist und sie in der DTM, geschweige denn in der Formel 1, die sie immer wieder als Ziel angibt, nichts verloren hat?

 

Esmee Hawkey, Sophia Flörsch

Kollegin Esmee Hawkey landet im T3-Lamborghini regelmäßig vor Flörsch

Foto: ABT Sportsline

Die Situation ist komplexer, als sie auf den ersten Blick scheint. Es stimmt, dass der Rückstand auf ihre Abt-Audi-Kollegen Kelvin van der Linde und Rockenfeller zu groß ist: Flörsch verlor in den bisherigen Qualifyings 0,750 bis 1,538 Sekunden auf den besten Abt-Piloten, wenn wir mal das Chaos-Qualifying in Zolder am Sonntag ignorieren.

Doch DTM-Leader van der Linde ist der GT3-Spezialist schlechthin - und er kennt den R8 LMS wie kein anderer Pilot. Eine schwierigere Messlatte gibt es nicht. Das ist aber nicht das einzige Problem: Die AVL richtet sich bei der Balance-of-Performance-Einstufung der Fahrzeuge, die auf ein gleiches Niveau gebracht werden sollen, verständlicherweise nach dem besten Fahrzeug und dem besten Team.

Warum Kollegin Hawkey eine einfachere Ausgangslage hat

Ein Vorteil für Flörschs Kollegin Hawkey: Ihr Teamkollege Esteban Muth fährt zwar beherzt und ist ein talentierter Youngster, er hat aber anders als van der Linde kaum GT3-Erfahrung. Zudem darf bezweifelt werden, dass die unerfahrene T3-Truppe aus Dresden - das einzige Lamborghini-Team im Feld - bereits alles aus dem Boliden herausholt. Dadurch ist der Lamborghini aktuell in der DTM mit Sicherheit alles andere als benachteiligt eingestuft.

Da der Audi und der Lamborghini die gleiche Basis haben, lassen sich die Einstufungen von SRO, wie sie zum Beispiel im ADAC GT Masters genutzt wird, und der AVL, die für die DTM-BoP verantwortlich ist, gut vergleichen. Bei beiden Einstufungen wurde der R8 LMS mit einem um einen Millimeter größeren Restriktor versehen, womit man das Zylinderkopf-Update beim Huracan, das rund 20 PS mehr Leistung bringt, ausgleichen will. 

In Sachen Leistung sind die beiden Einstufungen also sehr ähnlich. Doch während der Lamborghini in der DTM seit dem Lausitzring-Rennen, wo die Restriktoren angeglichen wurde, um zehn bis 30 Kilogramm leichter eingestuft wurde als der Audi, ist er in der SRO-Einstufung im Verhältnis schwerer. Meist wiegt er nur fünf Kilogramm weniger als der Audi - auf manchen Kursen hat er sogar mehr Gewicht als der Bolide aus Ingolstadt.

Flörschs "Jonny" durch Space-Drive-System im Nachteil

Das erklärt aber noch immer nicht, warum Flörsch auch auf einer Strecke, die dem Audi eigentlich liegt, dem Feld hinterherfährt, während ihre Teamkollegen über einen Doppelerfolg jubeln. Doch auch dafür gibt es Gründe: Denn im Gegensatz zu den Boliden von van der Linde und Rockenfeller ist ihr "Jonny", wie sie den R8 LMS getauft hat, mit dem Space-Drive-System von Schaeffler-Paravan ausgestattet.

 

Kelvin van der Linde

Trauriges Siegerfoto: Flörsch mit ihren Abt-Teamkollegen nach dem Zolder-Doppelsieg

Foto: ABT Sportsline

Dabei handelt es sich um ein innovatives, elektronisches Lenksystem, das vor allem in Hinblick auf autonomes Fahren richtungsweisend sein könnte. Das Auto kommt also komplett ohne Lenksäule aus. Doch die Entwicklung steht erst am Anfang und gerade auf dem Kurs in Zolder, der zahlreiche Schikanen aufweist, litt Flörsch unter der Hightech-Lenkung.

"Hier ist das mit den Schikanen teilweise echt schwer, weil du einfach ein Delay hast", erklärt Flörsch. "Wenn du diese schnelle Lenkbewegung von rechts nach links machst, hast du einen ziemlich großen Snap. Und dann schätzt du durch die Verzögerung das Ausbrechen falsch ein." Da es in Zolder drei Schikanen gibt, kostet das Rundenzeit.

Und jetzt auch noch Markus Winkelhock ...

Dass es nicht einfach ist, mit dem System klarzukommen, beweist auch Rowe-BMW-Pilot Timo Glock, der sich als fünfmaliger DTM-Sieger ebenfalls abmüht und sein bisher bestes Saisonwochenende auf dem Lausitzring erlebte, wo das System wegen eines Defektes ausgebaut werden musste. Einfach ohne das System zu fahren, ist aber auch nicht möglich, da Schaeffler den Einsatz von Flörsch finanziert.

 

Jetzt hat Flörsch erstmal dreieinhalb Wochen DTM-Pause, da sie das kommende Wochenende auf dem Nürburgring wegen ihres LMP2-Einsatzes beim 24-Stunden-Klassiker in Le Mans verpasst. Ein Grund, um vorerst besser zu schlafen? Nur bedingt. Denn in der Eifel sitzt nun mit Audi-Werksfahrer Markus Winkelhock nicht nur ein ausgewiesener GT3- und Nürburgring-Spezialist in ihrem Auto.

Der 41-jährige Schwabe gilt auch als Space-Drive-Pionier - und ist an der Entwicklung des Systems seit der Premiere im Jahr 2019 beteiligt. Wenn er damit glänzt, wird der Druck für Flörsch noch größer. Und der dürfte durch die mauen Ergebnisse, ihren ehrgeizigen Vater und die regelmäßigen Aussagen, sie habe die Formel 1 als Ziel, ohnehin brutal hoch sein.

Sven Haidinger

Mit Bildmaterial von DTM.

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