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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Timo Glock

DTM-Star Timo Glock fuhr beim DTM-Auftakt in Monza dem Feld hinterher, während Teamkollege Sheldon van der Linde glänzte: Die Gründe für den Fehlstart

Liebe Leserinnen und Leser,

"Hoffentlich ich", antwortete Timo Glock vor dem DTM-Saisonauftakt in Monza lachend auf die Frage, wer denn die Überraschung der Saison werde. Manche dachten dabei an einen Scherz des DTM-Aushängeschilds. Oder dass der ehemalige Formel-1-Pilot ein Tiefstapler sei. Doch das Wochenende bewies, dass die Einschätzung richtig war. Es war für den 39-jährigen ein beinharter Reality-Check.

Die Kurzzusammenfassung: Startplatz 17 bei 19 Fahrzeugen im ersten Qualifying, Abflug im Duell mit Rosberg-Rookie Dave Gore, den er später abschießt. Vorletzter Platz, Fünf-Sekunden-Strafe, Auto beim Stopp abgewürgt. 17. und damit Letzter im ersten Rennen, fünf Sekunden hinter Sophia Flörsch.

Glock im Nirgendwo, Teamkollege van der Linde glänzt

Startplatz 13 im zweiten Rennen, unverschuldete Kollision in der ersten Kurve, Felge beschädigt, Boxenstopp - und dann fährt Glock erneut dem Feld erneut hinterher, ehe er sein beschädigtes Auto nach 19 Runden abstellt.

Und das, während sein 21-jähriger Rowe-BMW-Teamkollege Sheldon van der Linde im Rennen groß auftrumpft, gegen Liam Lawson und Nico Müller das "beste Manöver" seiner bisherigen Karriere zeigt und - nachdem er sich lange auf Platz zwei hält - starker Vierter wird.

Aber wie ist das möglich? Warum mischt der südafrikanische Youngster die GT3-Weltspitze auf und Glock, der in der Formel 1 immerhin dreimal auf das Podest kam und fünf DTM-Siege holte, jagt dem Feld hinterher?

Warum Glock ein wahrer Anfänger ist

Das hat damit zu tun, dass Glock Neuland betritt: Der Odenwälder hatte gerade mal vier GT3-Einsätze hinter sich, als er sich Anfang des Jahres dazu entschloss, der DTM trotz des Abschieds von den Class-1-Prototypen treu zu bleiben.

2017 und 2018 kam er beim Langstrecken-Klassiker von Bathurst im BMW M6 GT3, der in der DTM eingesetzt wird, zum Einsatz. Davor hatte er im Jahr 2015 gemeinsam mit Alex Zanardi und Bruno Spengler im BMW Z4 GT3 das Le-Castellet-Rennen der Blancpain-Langstreckenserie und die 24 Stunden von Spa-Francorchamps bestritten. Und mit den Michelin-Reifen hat er gar keine Erfahrung.

 

Timo Glock

Glock mit Alex Zanardi und Bruno Spengler (v.r.n.l.) bei der GT3-Premiere 2015

Foto: BMW

Sein Teamkollege van der Linde legte hingegen allein im schwierig zu fahrenden M6 GT3 tausende Runden zurück - und weiß genau, wie man mit dem Fahrhilfen ABS und Traktionskontrolle und ohne den aerodynamischen Grip, den Glock & Co. aus der Class-1-Ära kennen, schnell ist.

DTM-Verbleib: Glocks Sinneswandel

Glock wusste, worauf er sich einlässt, denn bei seinem Start bei den 24 Stunden von Daytona Ende Januar im BMW M8 GTE stand er einem DTM-Verbleib noch skeptisch gegenüber: Lieber wollte er sich mit Einsätzen in der GT-World-Challenge Europe an der Seite von erfahrenen Teampartnern an das GT3-Thema herantasten, anstatt sich auf einer medial so präsenten Plattform wie der DTM in Sprintrennen dem Wettbewerb gegen die Elite auszusetzen.

Es spricht für seinen Mut, dass er sich trotzdem dafür entschieden hat. Zumal er nicht nur ins kalte GT3-Wasser springt, sondern als Draufgabe auch noch den weltweit ersten BMW M6 GT3 steuert, der mit dem Space-Drive-System von Schaeffler-Paravan - also einer elektronischen Lenkung - versehen ist. Diese fühlt sich nicht nur anders an, sondern das Mehrgewicht von 30 Kilogramm im vorderen Bereich des Autos wirkt sich auch noch auf die Gewichtsverteilung aus.

Vorbereitung lief alles andere als optimal

Zu allem Überdruss war auch die Vorbereitung auf seine erste GT3-Saison dürftig. An den zwei Hockenheim-Testtagen war der M6 GT3 noch nicht mit dem Space-Drive-System ausgestattet - und Glock musste sich den einzigen Rowe-BMW mit seinem Teamkollegen van der Linde teilen.

Und am Lausitzring verpasste das Team nicht nur den dritten und letzten Testtag, weil man vorzeitig zum 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife abreisen musste, sondern Glock kam wegen eines technischen Problems am ersten Tag auch kaum zum Fahren.

 

Zusätzliche Testtage waren wegen Lieferengpässen aufgrund des Brexits, dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und Glocks Einsätzen bei Sky als Formel-1-Experte nicht drin. "Am Ende hatte ich eineinhalb bis zwei Tage als Vorbereitung", zuckt er mit den Schultern.

 

Sektorenzeiten im Monza-Qualifying als Lichtblick

Doch gibt es für Glock auch Lichtblicke? Oder wird er die ganze Saison hinterherfahren? Zumindest im Qualifying zeigte der Routinier trotz mäßiger Startpositionen starke Ansätze: Denn wenn man seine besten Sektorenzeiten zusammenrechnet, dann wäre Glock am Sonntag nicht 1:47.163 gefahren und hätte 0,559 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit gehabt, sondern 1:46.846.

Das ist nur 0,012 Sekunden langsamer als Teamkollege van der Linde, der Dritter wurde. Glock wäre damit wegen der engen Zeitabstände immerhin auf dem fünften Startplatz gestanden. Warum es nicht gelungen ist? "Der Reifen hatte schon aufgegeben", seufzt Glock.

Zudem ist Teamkollege zwar einerseits eine gnadenlose Messlatte, er bietet Glock aber auch die Möglichkeit, die Daten mit dem Südafrikaner zu vergleichen. Und sich beim Fahrstil die GT3-Tricks abzuschauen. Eine Möglichkeit, die BMW-Markenkollege Marco Wittmann nicht hat, da er bei Walkenhorst Einzelkämpfer ist.

Mach's nochmal, Timo!

Schon bei seinem Wechsel von der Formel 1 in die DTM vor acht Jahren hat Glock bewiesen, dass er sich mit unzähligen Stunden vor dem Laptop in die Materie so sehr verbeißen kann, dass er am Ende die Kurve kriegt. Ein ähnlicher Kraftakt wird auch diesmal notwendig sein. Das wurde Glock wohl spätestens bewusst, als er am Sonntagabend bei strömendem Regen von Monza in seine Heimat am Schweizer Bodensee fuhr.

Dass man danach nicht die beste Nacht hat, ist verständlich. Doch bis zum nächsten DTM-Rennen vergehen nun einige Wochen. Und bereits morgen hat Glock erneut die Möglichkeit, sich den M6 GT3 zum Freund zu machen.

Denn am Dienstag und am Mittwoch steigen die Testfahrten für den diesjährigen 24-Stunden-Klassiker von Spa-Francorchamps, an dem er dieses Jahr für das Walkenhorst-Team antritt. Und mit dem 2015 für ihn die GT3-Reise begann. Vielleicht ein gutes Omen.

Sven Haidinger

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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