Winward erstes US-Siegerteam in der DTM: Fährt bald der Sohn des Besitzers?
Das AMG-Team Winward schrieb mit dem ersten Sieg einer US-Truppe DTM-Geschichte: Wer dahinter steckt und wieso bald der Sohn des Besitzers fahren könnte
Das Winward-Team schrieb am Lausitzring Geschichte: Der Rennstall, der aus dem HTP-Team hervorgegangen ist und mit US-Lizenz fährt, gewann am Samstag durch Philip Ellis als erstes amerikanisches Team ein DTM-Rennen. Zudem ist man das erste Mercedes-AMG-Team, das seit dem Comeback nach zwei Jahren Pause in der DTM siegt.
"Ich habe die DTM mit ihren tollen Autos viele Jahre lang verfolgt", sagt der 63-jährige Teambesitzer und Rennfahrer Bryce Ward, ein aus Südafrika stammender Texaner. "Durch den GT3-Wechsel ergab sich plötzlich die Möglichkeit, daran teilzunehmen. Jetzt bin ich wirklich stolz."
Der Triumph gelang ausgerechnet durch Ellis' perfekte fliegende Starts durch die Steilkurve Turn 1. "Für Philip war es kein Neuland, weil er ja für uns schon in Daytona gewonnen hat. Aber wir haben uns auf dieses neue Layout gefreut. Das war einfach unser Wochenende."
"Rennautos aus Stück Müll": Die Anfänge von Winward
Winward-Teambesitzer Bryce Ward freut sich über den DTM-Premierensieg
Foto: Maria Bauer
Doch wie kam es dazu, dass der rennverrückte Chef der Firma Techemet, einem der führenden Recycler von Katalysatoren, ein eigenes Rennteam gründete? Die Basis wurde vor vier Jahren gelegt, als der heute 63-Jährige gemeinsam mit seinem 31-jährigen Sohn Russell Ward selbst hinters Steuer eines Rennautos wollte. Alles passierte zunächst rein aus Spaß.
"Ich habe viel zu spät angefangen - und Russell wahrscheinlich auch. Am Anfang haben wir nur an Trackdays teilgenommen. Dann haben wir in einer US-Serie namens 24 Hours of Le Mans unzählige Stunden damit verbracht, Rennautos aus einem Stück Müll zusammenzubasteln und sie auf die Strecke zu bringen", erzählt er.
Die Angelegenheit wurde etwas ernster, als man auf Porsche-Cup-Autos wechselte - und dafür bei Teams andockte. "Dann wurde uns bewusst, dass wir das langfristig machen wollen", sagt Ward. "Und so haben Russell und ich vor vier Jahren mit Winward unser eigenes Rennteam gegründet."
So kam es zur Zusammenarbeit mit HTP
Als das Vater-Sohn-Gespann den nächsten Schritt machte und den komplexeren Mercedes-AMG GT3 einzusetzen, erkannte man, dass wichtige Erfahrungswerte fehlten. "Wir haben uns um Hilfe bemüht", erzählt Ward. Und so kam man mit dem deutschen Mercedes-Team HTP in Kontakt, das aus dem Ex-DTM-Team Persson und später Heico Motorsport hervorgegangen war und in der Blancpain-GT-Serie erfolgreich war.
"Damien Faulkner hat uns zusammengebracht", verweist Ward auf den irischen GT3-Fahrer. "Er fuhr in Europa für HTP und war ursprünglich Russells Teampartner - und der Geburtshelfer des Teams. Er meinte, dass es sich um ein wirklich tolles Rennteam handelt. Daraus wurde eine Kooperation zwischen HTP und Winward. Und auch Bernd Schneider hat uns geholfen."
Zunächst unterstützte HTP das Winward-Team mit Know-how, doch dann bekam Ward Wind davon, dass der niederländische Teambesitzer Wim de Pundert sein Team verkaufen wollte. Und ging volles Risiko: "Wir sind ins kalte Wasser gesprungen und haben die Gelegenheit genutzt."
Teambesitzer Ward träumt von Le Mans und der Nordschleife
Nach ist ein Teil des Teams in Houston ansässig, während der andere Teil seine Basis in Altendiez in Deutschland hat. Beide Mannschaften bestehen neben Freelancern aus acht bis zehn fixen Mitarbeiter - und vor allem die erfahrenen Leute aus Europa helfen immer wieder in den USA aus. Noch im Vorjahr fuhr man unter dem Namen HTP-Winward, dieses Jahr heißt das Team nur noch Winward.
"Wir wollten ursprünglich den Namen HTP wegen dem Wiedererkennungswert behalten, weil wir die Geschichte des Teams lieben", erklärt Ward. "Aber jetzt wird daraus Winward Racing, denn das europäische und das US-Team sind eine Einheit." Der Geschäftsmann, der nach wie vor GT4-Rennen fährt, hat langfristige Pläne mit dem Team: "Wir freuen uns, jetzt die nächsten zehn Jahre anzugehen. Wir wollen so erfolgreich wie HTP in der Vergangenheit sein."
Und er hat keine Scheu, in großen Dimensionen zu denken. "Das Team ist immer noch sehr jung. Wir haben große Ziele, wollen einige der größten Rennen der Welt gewinnen, zum Beispiel Le Mans. Das ist sicher das prestigereichste Rennen der Welt. Auch auf der Nordschleife wollen wir einmal antreten. Das ist auch ein unglaubliches Rennen."
DTM-Gaststarts für Sohn des Teambesitzers?
Neben der DTM hat man aktuell die Titelverteidigung in Daytona im Visier: "Nächstes Jahr werden wir uns auf das komplette IMSA-Programm konzentrieren. Und wir wollen diesen Daytona-Sieg wiederholen. Das ist eine riesige Herausforderung, aber ich glaube, wir können es schaffen."
Triebfeder für den Mann hinter Winward ist auch sein Sohn Russell Ward, der gerade den Sprung von der GT4- zur GT3-Klasse macht und beim Daytona-Sieg in der GT-Klasse mit Ellis, Indy Dontje und Maro Engel im Auto saß. "Er hat große Fortschritte gemacht und wird in den nächsten ein, zwei Jahren an seinem Zenit sein", sagt Bryce Ward. "Er kommt in den USA viel zum Fahren und bestreitet nächste Jahr die komplette GT3-Saison in der SRO."
Ob auch DTM-Gaststarts ein Thema sein könnten? "Absolut", zögert er nicht lange. "Ich habe noch nicht mit ihm darüber gesprochen, aber es ist möglich, dass er in diese Serie einsteigt. Hier fahren einige der besten GT3-Fahrer der Welt, es gibt Ex-Formel-1-Fahrer, aktuelle Formel-1-Fahrer. Wenn die Zeit reif ist, dann würde es eine Gelegenheit geben."
Zunächst liege der Fokus beim 31-jährigen aber darauf, sich in Serien wie der IMSA und der GT-World-Challenge Europe zu etablieren. "Wenn wir dort einige unserer Ziele erreicht haben, dann könnte die DTM auch für Russell ein Thema sein."
Mit Bildmaterial von Speedpictures.
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