WRT-Audi: So funktioniert das erste Privatteam der DTM-Neuzeit
WRT aus Belgien ist das erste Privatteam der neuen DTM-Ära: Wie man von Audi unterstützt wird, wo man den größten Nachteil ortet und was man sich zutraut
Das neue Audi-Privatteam WRT steht vor einer "Mega-Herausforderung", stellt Teamchef Vincent Vosse im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' klar. Die belgische Truppe ist nach der Bekanntgabe von BMW, dieses Jahr kein Kundenteam in die DTM-Saison zu schicken, krasser Außenseiter.
Während die Hersteller mit Budgets von rund 50 Millionen Euro operieren, liegt man bei WRT laut Teamchef Vosse eher im Bereich von fünf bis sechs Millionen Euro. Kein Wunder, dass der bisher einzige bestätigte Pilot Jonathan Aberdein Sponsoren mitbringt. Von Partner Audi, mit dem WRT 95 Prozent aller Firmenaktivitäten umsetzt, erhält man Know-how und das Material.
"Wir kriegen etwas Unterstützung auf Ingenieursebene - also einen Performance- und einen Motoreningenieur -, aber der Rest des Teams ist durch und durch WRT", erklärt Vosse. "Und wir verwenden ein aktuelles Auto, das von Audi hergestellt wurde - und Teile. Mit der Entwicklung haben wir aber nichts zu tun."
Teamchef Vosse: Mangelnde Erfahrung größter Nachteil
Der größte Nachteil gegenüber Audi-Werksteams wie Phoenix sei aber die Erfahrung. "Die Größe der Teams ist ohnehin durch das Reglement limitiert", stellt der 47-jährige Teamchef klar. "Es ist also nicht so, dass Teams wie Phoenix viel mehr Leute haben. Aber sie haben 20 Jahre mehr Erfahrung in der DTM. Sie sind ein großartiges Team, während wir neu sind."
85 Mitglieder: Das ist das von Ex-Rennfahrer Vosse geführte WRT-Team Foto: Audi
Beim ITR-Test auf dem Lausitzring wird man an allen vier Tagen nur ein Auto einsetzen, wobei es der Plan ist, dass sich Aberdein mit dem noch nicht bekannten zweiten Fahrer abwechselt. "Und das erste Mal mit beiden Autos ist dann schon das erste Rennen", erklärt der Ex-Rennfahrer.
WRT realistisch: 2019 keine Chance auf Siege
WRT-Teamchef Vincent Vosse mit Audi-Sportchef Dieter Gass Foto: Audi
Welche Ziele setzt sich dann der Neueinsteiger? Eine schwierige Frage, denn das hänge davon ab, wie gut der neue Audi RS5 ist. "Wenn der Aston Martin und der BMW unschlagbar sind, dann ist das Ziel, um die Top 10 zu kämpfen", sagt der belgische Teamchef. "Und wenn der Audi das Auto ist, das es zu schlagen gilt, dann könnten wir um die Top-5-Plätze kämpfen."
WRT will sich langfristig in der DTM etablieren
Das sei aber nicht das entscheidende: "Wichtig ist, dass das Audi-Management am Ende des Jahres, wenn wir Bilanz ziehen, sagt: 'Wir haben erwartet, dass ihr gut sein werdet, aber nicht so gut.' Das ist mein Ziel. Ob wir dann Dritter, Siebter oder Zehnter sein werden, kann ich nicht sagen."
Zudem ist er davon überzeugt, dass auch die anderen Firmenabteilungen von der enormen Professionalität in der DTM profitieren werden. Man sei jedenfalls gekommen, um zu bleiben: "Es ist natürlich nicht unser Ziel, nur ein, zwei Jahre DTM zu machen, sondern wir wollen uns langfristig an die Serie binden. Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt als jetzt für einen Einstieg, denn die DTM geht in eine neue Ära", spielt er auf das Turbo-Reglement an, an das sich auch Teams wie Phoenix erst gewöhnen müssen.
Mit Bildmaterial von Audi.
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