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Interview

ELMS-Frauenteam mit Sophia Flörsch: Das steckt dahinter!

Ellen Lohr interviewt Philippe Sinault, den Chef des Signature-Teams in der European Le-Mans-Serie (ELMS), das 2020 erstmals ein Auto mit drei Frauen einsetzt

Philippe Sinault ist der Gründer und Besitzer von Signature Racing, mit zwei Titeln eines der erfolgreichsten Teams der Langstrecken-WM (WEC). In der Saison 2020 tritt er unter der Bewerbung von Richard Mille Racing mit einem reinen Frauenteam in der European Le-Mans-Serie (ELMS) und bei den 24 Stunden von Le Mans an. Als Fahrerinnen wurden Tatiana Calderon, Sophia Flörsch und Katherine Legge ausgesucht. Ellen Lohr hat ihn für 'motorsport.com' beim Auftakt zur European Le-Mans-Serie in Le Castellet interviewt.

Ellen Lohr: "Herr Sinault, wer hatte die Idee dazu, ein Frauenteam in der LMP2 einzusetzen?"

Philipp Sinault: "Die wahre Geschichte dahinter ist, dass ich ein Mitglied der Langstrecken-Kommission bin, deren Vorsitzender Richard Mille ist. Bei solchen Meetings haben wir am Ende auch immer noch Zeit für besondere Themen, und einmal war Michele Mouton als Vorsitzende der FIA-Frauen-im-Motorsport-Kommission (WIM) bei uns und hat über Projekte und Aktivitäten der WIM gesprochen."

"Bei einem der nächsten Zusammentreffen hat dann Richard Mille, der ein guter Freund ist und dem ich seit vielen Jahren quasi überall hin folge, gefragt, was ich von der Idee halte, ein Frauenteam in der European Le-Mans-Serie und bei den 24 Stunden von Le Mans einzusetzen. Und zwar in einem siegfähigen LMP2-Prototypen."

"Ich hatte ja bereits 2010 mit Vanina Ickx eine Fahrerin in Le Mans eingesetzt und auch Tatiana hatte bei uns bereits Formel-3-Tests absolviert. Ich war für das Thema also schon immer offen, aber ich hatte und habe auch eine klare Meinung dazu."

 

Sinault: Frauenteam ist kein Marketing-Gag!

"Ich sagte: 'Wenn das Ziel ist, gut zu performen und aus den Frauen potenzielle Gewinnerinnen zu machen, dann bin ich dabei.' Ich bin ja selbst ein Racer und ich will Erfolg. 'Wenn wir aber hier von einem Marketingevent reden, dann bin ich raus.'"

Lohr: "Wie wurde denn das Team am Ende zusammengestellt?"

Sinault: "Wir verfolgen eh alle Nachwuchsklassen von Formel Renault bis Formel 2 und haben auch den Input der Frauen-im-Motorsport-Kommission. Am Anfang standen acht Kandidatinnen auf dem Papier, von denen wir am Ende, auch nach Tests im LMP3, Tatiana, Katherine und Sophia ausgesucht haben."

Lohr: "Was macht sie zu dem Mann, der dieses Projekt unterstützt?"

Sinault: "Um ehrlich zu sein: Ich möchte nur Rennen gewinnen, das ist meine Motivation. Es ist mir egal, ob mir das mit Männern oder Frauen, Schwarzen, Weißen oder wem auch immer gelingt - ich werde immer das Beste für dieses Ziel geben. Deshalb arbeiten auch alle Fahrer mit demselben Team aus Ingenieuren und Mechanikern, und unsere Autos sind alle auf dem gleichen Entwicklungsstand."

Lohr: "Gibt es für den LMP2 besondere Anforderungen an die Physis der FahrerInnen?"

Sinault: "Verglichen mit einer entsprechenden Formelklasse sind die g-Kräfte ein wenig geringer und damit die physischen Anforderungen im Allgemeinen. Wichtiger ist tatsächlich der Kopf, denn die Rennen sind lang."

Ellen Lohr

Ellen Lohr, selbst Rennfahrerin, hat das Interview mit Philippe Sinault geführt

Foto: Ellen Lohr

Warum die Langstrecke etwas Besonderes ist

"Man teilt sich das Auto mit zwei weiteren Fahrern, was zu Kompromissen bei der Abstimmung führt, man muss auf Spritverbrauch achten und auf seine Reifen. Manchmal muss man während eines Rennen auch akzeptieren, dass man zu dem Zeitpunkt zwei Sekunden zu langsam ist. Dafür braucht man eine starke innere Einstellung."

Lohr: "Wenn Sie die drei Fahrerinnen jeweils in einem Wort beschreiben müssten, welches wäre das?"

Sinault: "Katherine ist für mich 'Der Kapitän'. Sie bringt eine große Gelassenheit mit ins Team, gepaart mit viel Erfahrung. Sophia ist 'Das Talent'. Sie pusht die ganze Zeit, will jeden schlagen. Tatiana ist 'Die Hartnäckige'. Sie ist immer dran. Sie ist so happy, die gleichen Voraussetzungen wie die Konkurrenz zu haben. Die will sie nutzen."

Lohr: "Müssen die Frauen mental stärker sein als die Männer in vergleichbarer Position?"

Sinault: "Frauen mussten schon immer mehr pushen, um dasselbe wie Männer zu erreichen. Aber das verändert sich in den letzten Jahrzehnten. Wir haben Präsidentinnen, Astronautinnen, und so weiter - aber natürlich auch immer noch viele Machos."

"Ich versuche keiner zu sein (lacht; Anm. d. Red.)! Ich habe eine Tochter, die im Pferdesport aktiv ist - die zweite Sportart, in der Frauen direkt mit Männern konkurrieren. Deshalb bin ich wahrscheinlich aufmerksamer bei dem Thema als einige andere."

Tatiana Calderon, Katherine Legge, Sophia Flörsch

Frauenpower: Tatiana Calderon, Katherine Legge und Sophia Flörsch

Foto: Signature

Legge-Unfall kein Rückschlag für das Projekt

Lohr: "Katherine hatte einen schweren Unfall beim Test zum ELMS-Auftakt in Le Castellet und fällt verletzungsbedingt mit gebrochenem Unterschenkel und Handgelenk erst einmal aus. Ist das ein Rückschlag für das ganze Projekt?"

Sinault: "Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt, deshalb zunächst einmal nein. Am Wochenende hat ja dann Tatiana zusammen mit Andre Negrao mit einem fünften Platz den Auftakt erfolgreich bestritten, da Sophia zeitgleich ein Rennen in der Formel 3 in Ungarn hatte."

"Katherine hatte den Unfall im schnellsten Streckenabschnitt, wo man mit über 300 km/h durch die Signes-Kurve fährt. Dementsprechend groß war der Schaden am Fahrzeug. Sie selbst ist inzwischen wieder guter Dinge und hofft auf eine schnelle Genesung."

"Durch die COVID-Beschränkungen hatten wir vor Le Castellet keine Möglichkeiten, als Team zusammenzuarbeiten. Deshalb hat dieser Unfall dazu geführt, dass wir unter Druck alles geben mussten, um das Auto wieder auf die Strecke zu bringen."

"Was ich als Positives vom Wochenende mitnehme ist, dass man sagen kann, durch den Unfall wurde unser Team geboren. Ich bin stolz auf jeden Einzelnen."

Mit Bildmaterial von ELMS.

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