Formel-1-Liveticker: Spitzt sich die Ferrari-Krise weiter zu?
Die Erklärung im Wortlaut
Having received a protest from Renault DP World F1 Team against BWT Racing Point F1 Team concerning an alleged breach of the following Articles of the FIA Formula One Sporting Regulations 2020
- Article 2.1
- Article 3.2
- Appendix 6, Paragraph 1
- Appendix 6, Paragraph 2(a)
- Appendix 6, Paragraph 2(c)
with regards to front and rear brake ducts used on cars 11 and 18, the Stewards summoned and heard from the team representatives of both teams and a representative of the FIA Technical Department. The Stewards determined that the protest met all requirements specified in Article 13 of the FIA International Sporting Code and is, therefore, admissible.
The FIA Technical Department representative was directed to seal and impound the relevant parts of cars 11 and 18 in preparation for conducting a detailed analysis of those pieces. The representative is further directed to provide a detailed report to the Stewards with the findings and to include an assessment that matches those findings against the alleged infringements outlined in the protest.
The representative is authorized in the name of the Stewards to call upon such outside technical assistance, including representatives of the following teams
- Renault DP World F1 Team
- BWT Racing Point F1 Team
- Mercedes-AMG Petronas F1 Team
in the conduct of their assessment.
Furthermore, the Stewards ordered the Mercedes-AMG Petronas F1 Team to provide the front and rear brake air ducts of the Mercedes-AMG F1 W10 EQ Power+ used by the Mercedes-AMG Petronas F1 Team in the 2019 season to the FIA Technical Department for examination. When the likely submission date of the assessment can be determined, the FIA Technical Department representative will communicate that to the Chairman of the Stewards so that the next meeting to assess the claims can be scheduled.
Mercedes soll Teile herausgeben
Spannend: Auch Mercedes wird jetzt in die Sache "hineingezogen". Die Silberpfeile sollen nun ebenfalls die Bremsschächte ihres 2019er-Autos herausgeben, damit die FIA einen direkten Vergleich anstellen kann.
Heute keine Entscheidung mehr
Da lag ich zur Abwechslung einmal richtig ;-) Heute wird es in der Tat keine Entscheidung mehr geben. Stattdessen wird die FIA (wie auch 2019 in Japan) eine Anhörung zu einem späteren Zeitpunkt ansetzen. Die betroffenen Teile wurden von der FIA beschlagnahmt. Konkret handelt es sich dabei und die vorderen und hinteren Bremsschächte.
Force India oder Racing Point - Hauptsache Protest!
Netter Randaspekt: Noch immer hat sich nicht jeder im Fahrerlager an den neuen Namen des Teams gewöhnt. Lewis Hamilton verrät: "Ich nenne sie weiterhin Force India. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich schon so lange dabei bin. [...] Das ist nicht respektlos gemeint, aber ich erinnere mich an sie als Force India." Warum dann nicht gleich Jordan, Midland oder Spyker? ;-)
Wann kommt das Urteil?
Noch einmal: Das können wir nicht sagen. Beim DAS-Protest in der vergangenen Woche war es innerhalb weniger Stunden da. Es kann aber auch anders laufen. Zum Vergleich: Als Racing Point im vergangenen Jahr in Japan gegen Renault protestierte, wurden die Franzosen erst zehn Tage später nach einer Anhörung nachträglich disqualifiziert. Und dieses Thema ist eigentlich noch viel komplexer! Ich persönlich würde heute also kein Urteil mehr erwarten. Aber ich habe am Samstag auch nicht damit gerechnet, dass es ein Qualifying gibt. Von daher ...
Ab nach Ungarn
Die Teams machen sich übrigens noch heute auf den Weg nach Ungarn - beziehungsweise sind sogar schon unterwegs. Wir hoffen mal, dass es in der kommenden Woche nicht wieder Diskussionen darüber gibt, wo der ein oder andere Fahrer die Zeit zwischen den Rennen verbracht hat ...
Red Bull "in allen Bereichen langsamer als Mercedes"
Auch das sagt Monaghan. Er erklärt im Hinblick auf das gute Red-Bull-Tempo am Freitag: "Dein Tempo am Freitag bedeutet leider nicht, dass du am Sonntag automatisch schnell bist. Wir sind in allen Bereichen ein bisschen langsamer als Mercedes. Da haben wir einiges zu tun. Es sieht danach aus, dass ihr Motor sehr stark ist. Das Auto aber auch. Es wird schwierig, sie einzuholen. Es ist aber nicht unmöglich."
"Ungarn ist eine ganz andere Strecke, mit kurzen Geraden und vielen Kurven. Die Kurvengeschwindigkeiten sind niedriger als hier. Ungarn ist normalerweise weniger von wechselhaftem Wetter betroffen als die Alpen. Also ganz andere Bedingungen. Wer weiß, vielleicht geht's dort besser? Wir werden uns nicht hängen lassen, sondern das Auto so gut es geht weiterentwickeln", so Monaghan.
Verstappen: Warum war sein Frontflügel kaputt?
"Er hat eines dieser gelben Dinger erwischt. Da ist der untere Teil der Endplatte einfach weggeflogen", verrät Red-Bull-Chefingenieur Paul Monaghan. Nicht umsonst sind die gelben Baguette-Randsteine genau deswegen gefürchtet. "Das Teil hat sich dann auch noch im Barge-Board verhängt. Hat sicher nicht geholfen, wenn du alle möglichen Fransen an der Frontflügel-Endplatte rausstehen hast und ein Teil der Endplatte im Barge-Board hängt."
"Der Heckflügel war auch leicht beschädigt. Ich schätze, da wurden Teile durch die Vibrationen locker. Der Zustand, in dem das Auto gestartet ist, war jedenfalls ein anderer als der, wie es zurückgekommen ist. Diese Strecke ist hart. Wir sind aber nicht das einzige Team, das darunter gelitten hat", so Monaghan.
Hamilton fand's nicht so cool ...
Der Sieger verrät übrigens, dass er die Idee der ferngesteuerten Übergabe nicht so prickelnd fand. "Ich fand es seltsam", grübelt er und erklärt: "Ich hätte es lieber gehabt, wenn sie mir [den Pokal] einfach zugeworfen hätten oder so." Auch insgesamt sei es ohne Fans nicht das gleiche, er habe keine Atmosphäre gespürt. "Das zeigt einfach, welchen großen Unterschied die Fans machen", so Hamilton, der die Zuschauer "vermisst" habe.
Ferngesteuerte Pokalübergabe
Du hast dich gefragt, wie die Formel 1 das heute gemacht hat? Ich sage mal so: Auch da wird nur mit Wasser gekocht, wie dieser Tweet beweist ...
Warum gab es keine Strafe gegen Leclerc?
Das kann auch Rennleiter Michael Masi nicht sicher beantworten. Er erklärt: "Die Kommissare haben sich den Zwischenfall angeschaut und haben entschieden, dass der Zwischenfall keine Untersuchung erfordert. Ich hatte noch keine Gelegenheit, mit den Kommissaren zu sprechen. Daher kann ich das nicht beantworten. Es war ihre Entscheidung, die Sache nicht weiter zu untersuchen."
Eine Rolle könnte dabei gespielt haben, dass es zwischen zwei Teamkollegen gekracht hat. "Das wird in Betracht gezogen. Ich weiß aber nicht, ob es ein entscheidender Faktor ist", sagt Masi und ergänzt: "Wir haben auch schon Zwischenfälle zwischen Teamkollegen gesehen, wo eine Strafe ausgesprochen wurde. Es ist schon seit vielen Jahren so, dass das bis zu einem gewissen Grad in die Entscheidung einbezogen wird."
Ebenfalls keine Strafe gab es für Stroll bei der Situation mit Ricciardo. Masi: "Keiner der beiden Fahrer war überwiegend schuld an dem Zwischenfall. In den Regeln steht, dass ein Fahrer ganz oder überwiegend schuld sein muss, damit eine Sanktion verhängt werden kann. Die Kommissare finden, dass das hier nicht der Fall war. Auf der Basis lag kein Regelverstoß vor, und somit waren keine weiteren Maßnahmen notwendig."
Vorgeschichte
Zwischen Racing Point und Renault gibt es schon länger Stress. Im vergangenen Jahr sorgte Racing Point dafür, dass die Franzosen beim Großen Preis von Japan nachträglich disqualifiziert wurden. Ist das heute die Retourkutsche? Auch dazu noch einige Lesetipps:
Großer Preis von Japan: Renault nachträglich disqualifiziert! (23. Oktober 2019)
Legal und nicht legal: Die Hintergründe der Renault-Disqualifikation (24. Oktober)
"Wilder Westen": Renault befürchtet Chaos nach Racing-Point-Protest (29. Oktober)
Weitere Hintergründe
Hier im Ticker würde es zu weit führen, die komplette Vorgeschichte aufzuarbeiten. Deswegen empfehle ich dir diese Artikel:
Mercedes-Kopie: Racing-Point-Gegner könnten offiziell Protest einlegen (29. Februar)
Racing Points "rosaroter Mercedes": Cyril Abiteboul hat unbequeme Fragen (8. April)
Racing Point: Droht ein Protest durch McLaren und Renault? (3. Juli)
Kein Kommentar von Renault
Die Franzosen bestätigen den Protest, erklären aber, dass man die Angelegenheit nicht weiter kommentieren werde, bis die Kommissare eine Entscheidung getroffen haben. Wann das sein wird? Das können wir wie immer nicht sagen. Wir müssen abwarten ...
Worum geht's?
"Listed Parts" sind die Teile am Auto, die ein Formel-1-Team selbst bauen muss. Man darf diese Teile nicht von anderen Teams beziehen. Renault unterstellt Racing Point, bei ihrem diesjährigen Auto dagegen verstoßen zu haben.
Weitere Hintergründe zu diesem Thema findest du hier!
Hintergrund
Renault wirft Racing Point einen Verstoß gegen die Artikel 2.1, 3.2, und die Paragraphen 1, 2(a) und 2(c) in Appendix 6 des sportlichen Reglements vor. Hier die entsprechenden Stellen aus Anhang 6 im Wortlaut:
APPENDIX 6
1. A competitor shall, in respect of the Listed Parts to be used in its cars in Formula One, only use Listed Parts which are designed by it.
2. The obligation to design and use Listed Parts shall not prevent a competitor from Outsourcing the design and/or manufacture of any Listed Parts to a third party (including an Associate of such competitor) provided that:
a) It retains the exclusive right to use the Listed Parts in Formula One so long as it competes in Formula One.
[...]
c) In the case of the Outsourcing of design, such third party shall not be a competitor or a party that directly or indirectly designs Listed Parts for any competitor.
Renault protestiert gegen Racing Point!
Hui, damit haben wir heute nicht mehr gerechnet. Renault protestiert gegen Racing Point. Es geht natürlich darum, dass der RP20 angeblich eine Mercedes-Kopie ist. Mehr dazu gleich hier im Ticker!
Williams: Russell entschuldigt sich beim Team
Die Ausgangsposition war mit P11 exzellent, Williams träumte sogar von Punkten. Doch gleich in der ersten Runde landete Russell im Kiesbett, am Ende wurde er nur 16. "Zunächst einmal muss ich mich beim Team entschuldigen. Ich habe es zu Beginn des Rennens komplett vermasselt. Ich hatte einen guten Start und hielt meine Position. Ich wollte in Kurve 6 außen bleiben und verlor das Auto komplett. Es war kein Grip dort", berichtet er. Ärgerlich für Russell, der in seiner Formel-1-Karriere damit weiter ohne WM-Zähler bleibt.
Wer hat Angst vor Racing Point?
Alle! Zumindest laut Christian Horner. Der sagt: "Ich denke, alle sollten Angst vor Racing Point haben. Perez war an einem Punkt des Rennens schneller als Mercedes." Der Mexikaner wurde heute zum offiziellen Fahrer des Tages gewählt und sei phasenweise "drei oder vier Zehntel" schneller als Bottas gewesen. "Das war sehr beeindruckend. Und ich denke, dass Alex unglaublich gut gefahren ist, um ihn hinter sich zu halten", so Horner. In der WM liegt Red Bull übrigens jetzt auf Rang drei und fünf Punkte vor Racing Point, die in beiden Rennen nicht das Maximum herausholen konnten.
An der Pace des RP20 zweifelt aber kaum einer.
Wolff: Ferrari noch nicht abschreiben
Überrascht uns diese Aussage wirklich? Eher nicht. Der Mercedes-Teamchef erklärt im Hinblick auf die Scuderia: "Die sind natürlich schwer geprügelt jetzt. Nach einem von der Performance her schwierigen Wochenende, wo sie allerdings mit dem Charles noch einen zweiten Platz gemacht haben. Aber heute war's ein Fahrerfehler, und der hat halt zu dem Doppelausfall geführt."
"Ich würde da noch nicht vorzeitig Ferrari abschreiben", stellt er klar und erklärt: "Wir wünschen uns ein starkes Ferrari. Das ist eine unglaubliche Marke mit hart arbeitenden Menschen. Wir brauchen Ferrari vorne in dem Kampf, mit allen anderen großartigen Teams. Sowas wie heute oder das letzte Wochenende ist nicht gut für uns und ist auch nicht gut für die Formel 1."
Wo war eigentlich Wolffs "Spezialmaske" ...?
Für mich persönlich war das ja DER Hingucker der Vorwoche. An diesem Wochenende war Wolff aber mit ganz klassischer Maske unterwegs. Er verrät: "Mein Faceshield hat nicht so großen Anklang gefunden bei den Verantwortlichen innerhalb der FIA. Es hat nicht den Bestimmungen entsprochen. Deswegen bin ich zurückgekehrt zu den Masken, die alle tragen. Ich trage jetzt konsequent Maske."
"Ich glaube, man muss die Sache schon ernst nehmen. Das habe ich auch nie anders gesehen. Ich dachte, das Shield ist eine gute Variante. Man sieht damit wesentlich besser. Schaut ein bisschen Robocop-mäßig aus. [...] Aber gut, die Regeln sind so, wie sie sind. Ich bin happy, dass wir überhaupt Rennen fahren können. Wenn man dann diese Pampers auf der Nase tragen muss, dann mach ich das auch", grinst Wolff.
Foto: Mercedes
Mercedes rechnet in Budapest mit Red Bull
Wo wir gerade beim Thema sind ... Auf die Frage, wo Mercedes stärker als Red Bull gewesen sei, antwortet Toto Wolff: "Ich denke, wir haben gegen Red Bull in den langsamen Kurven verloren - besonders Kurve 3 und 4 scheinen unsere Schwachstellen zu sein. Überall sonst, auf den Gerade und in den schnellen Kurven, sind wir schneller. [...] Budapest ist ein komplett anderes Pflaster. [Man braucht] viel Abtrieb, [es gibt] viele dieser langsamen und mittelschnellen Kurven." Eine Chance also womöglich für die Bullen.
Albon mit P4 "zufrieden"
Eben haben wir schon über Albon und seinen großen Rückstand auf Verstappen gesprochen. Er selbst erklärt: "Es war okay. Es war ein gutes Rennen. Mir hat etwas die Pace gefehlt, schon das ganze Wochenende über, wenn ich ehrlich bin. Das müssen wir uns anschauen, wo die Zeit fehlt. Wir denken, dass wir es wissen. Mit P4 bin ich zufrieden. Nach der vergangenen Woche ist es gut, Punkte geholt zu haben."
Im Hinblick auf das nächste Rennen in Budapest erklärt er: "Es dürfte schwierig werden, schneller zu sein als Mercedes, weil sie sehr schnell sind in den schnellen Kurven. Die gibt es auch in Ungarn. Das müssen wir im Hinterkopf behalten. Wir wissen aber auch, wo unser Auto zu schwach ist." Für ihn persönlich dürfte es auch darum gehen, näher an Verstappen heranzukommen.