Kanada in der Analyse: So hat Verstappen Sainz besiegt
Das Rennen in der Analyse
Wir lassen es erst einmal gut sein an dieser Stelle. Aber keine Sorge: Schon in wenigen Stunden sind wir wieder mit einer neuen Tickerausgabe für euch am Start, um die restlichen Themen aus Kanada aufzuarbeiten.
Zum Abschluss folgt noch einmal der Hinweis auf unsere große Videoanalyse zum Kanada-GP. Rund eine Stunde lang haben Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll über die folgenden Themen gesprochen:
- Duell um den Sieg: Verstappen vs. Sainz
- Was Alonso so gebremst hat
- Mercedes: Es geht endlich vorwärts
- Das Ergebnis im Überblick
- Vettel: Wo war der Speed?
- Schumacher: Der nächste Rückschlag
- Der WM-Stand im Überblick
- Fragen der Kanalmitglieder aus dem Livechat
Viel Spaß damit und bis später!
Marko hat Mercedes auf dem Zettel
Übrigens: Helmut Marko scheint Mercedes noch nicht abgeschrieben zu haben. Bei 'Sky' erklärt er im Hinblick auf die WM: "Das Ganze kann sehr schnell gehen und man muss weiter arbeiten."
"Mercedes hat massiv aufgeholt und auch Ferrari war [in Kanada] stärker als wir erwartet haben. Also das Feld vorne schiebt sich auf diese drei Marken zusammen", so Marko.
Wäre aus neutraler Sicht natürlich wünschenswert!
Zuverlässigkeit als große Mercedes-Stärke
Mercedes ist weiterhin das einzige Team ohne Ausfall in diesem Jahr. "Es ist komisch, dass bei beiden Teams die Autos immer wieder stehenbleiben", sagt Toto Wolff im Hinblick auf Red Bull und Ferrari.
Die sind zwar schneller als Mercedes. Aber heute rollte mit Perez mal wieder ein Fahrer aus. "Aber man darf sich da nicht in Sicherheit wiegen. Das kann ganz schnell auch in eine andere Richtung schwingen", warnt Wolff.
"Wir sind happy über unsere Haltbarkeit", so der Österreicher, der sich aber "nicht zu früh freuen" wolle. Aktuell ist die Zuverlässigkeit aber auf jeden Fall die wohl größte Mercedes-Stärke in diesem Jahr.
Horner: Hätten Sainz auch so noch geschnappt
Wie wäre das Rennen ausgegangen, wenn Sainz am Ende keinen zweiten Stopp mehr eingelegt hätte? Laut Christian Horner hätte Verstappen das Rennen trotzdem gewonnen.
Alle Daten zeigten nämlich, "dass er ihn ungefähr zehn Runden vor Ende eingeholt und überholt hätte", so der Teamchef, der jedoch auch gesteht: "Man kann aber nie wissen."
Wir werden es letztendlich nie mehr erfahren ...
Binotto: Sainz wird immer schneller
Der Spanier wartet weiter auf seinen ersten Sieg in der Formel 1. Teamchef Binotto lobt trotzdem: "Carlos gewinnt Vertrauen ins Auto. Er sagt, er fährt immer schneller und schneller."
Heute sei Sainz so schnell oder sogar "etwas schneller als Max" gewesen, so Binotto, der dem Spanier ein "starkes Rennen" attestiert. "Er war sehr, sehr nah dran", sagt der Teamchef.
Lediglich das Qualifying sei an diesem Wochenende vielleicht "nicht perfekt" gewesen. Solche Kleinigkeiten machen dann am Ende an der Spitze aber eben den Unterschied.
Tsunoda entschuldigt sich beim Team
Der Japaner war heute der einzige Fahrer, der durch einen Unfall ausschied. "Ich war schon in der Garage und habe mich beim ganzen Team entschuldigt", berichtet er und gesteht: "Ich habe am Boxenausgang zu sehr gepusht."
Das endete für ihn in der Mauer. "Die Pace war heute gut", ärgert er sich und erklärt: "Daher bin ich von diesem Ende enttäuscht." Teamkollege Gasly kam zwar ins Ziel. Mit P14 war es aber auch für ihn ein Tag zum Vergessen.
"Weil wir von weiter hinten starteten, dachten wir, dass wir eine andere Strategie probieren. Daher haben wir etwas früher gestoppt. Aber es hat keinen wirklichen Unterschied gemacht", zuckt er die Schultern.
"Wir hatten einfach nicht die Pace, um in den Top 10 zu kämpfen", gesteht er. Nach Baku eine große Enttäuschung für AlphaTauri.
Binotto: Leclerc-Motorwechsel stand lange fest
Bis einschließlich Freitag hieß es von Ferrari und Leclerc immer, dass noch keine Entscheidung im Hinblick auf einen Motorwechsel getroffen sei. Das war aber ganz offensichtlich geflunkert.
Denn in seiner heutigen Medienrunde hat Teamchef Binotto verraten: "Wir haben das sehr schnell nach Baku entschieden. Es war also etwas, das er schon seit vielen Tagen wusste."
Leclerc habe von Anfang an gewusst, dass er heute von hinten starten würde. Das hörte sich bis Freitag noch ganz anders an ...
Livestream
Nicht vergessen: In wenigen Minuten melden sich Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll live auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de mit ihrer großen Analyse zum Kanada-GP. Folgende Themen stehen auf dem Plan:
- Duell um den Sieg: Verstappen vs. Sainz
- Was Alonso so gebremst hat
- Mercedes: Es geht endlich vorwärts
- Das Ergebnis im Überblick
- Vettel: Wo war der Speed?
- Schumacher: Der nächste Rückschlag
- Der WM-Stand im Überblick
- Fragen der Kanalmitglieder aus dem Livechat
Ocon hat Alonso geholfen
Der Franzose ging am Ende extra etwas vom Gas, um seinem Teamkollegen zu ermöglichen, im DRS-Fenster zu bleiben. Esteban hatte keine Probleme und war am Ende etwas schneller", erklärt Teamchef Szafnauer bei 'Sky'.
"Er hat sich zurückfallen lassen, damit es einen DRS-Zug gab. Ohne den DRS-Zug wäre Fernando mit den Aussetzern Gefahr gelaufen, von hinten überholt zu werden. Esteban hat geholfen", bedankt sich Szafnauer.
"Wir hätten die Reihenfolge [der Fahrer] nicht umdrehen können, denn dann wären wir erst recht angreifbar geworden. Es war die richtige Entscheidung. Esteban hat sich zurückgehalten, um den DRS-Zug zu ermöglichen", so Szafnauer.
"Er hätte sich absetzen können, aber das wäre schlecht gewesen für das Team", erklärt er. Und nach vorne wäre wohl sowieso nicht mehr drin gewesen.
Wolff: "Erwartungshaltung richtig managen"
Das heutige Ergebnis war für Mercedes "ein kleiner Lichtblick", gesteht Toto Wolff im 'ORF'. Er stellt aber auch klar: "Du musst die Erwartungshaltung einfach richtig managen." Einerseits dürfe man die WM natürlich noch nicht abschreiben.
"Andererseits kannst du auch nicht zum Rennen kommen und jetzt erwarten, alles in Grund und Boden zu fahren. Das ist ein bisschen Wechselspiel, das man richtig hinkriegen muss. Gelingt mir nicht immer", gesteht er.
Der Teamchef erklärt: "Wir haben eine Richtung, [...] die es besser aussehen lässt, und dann muss man einfach jetzt wirklich weiter arbeiten und nicht auf irgendwelche Wunder hoffen, dass wir dann in Silverstone plötzlich an der Spitze mitfahren."
"Nehmen würde ich es. Aber es ist nicht zu erwarten", stellt er klar.
Das Wichtigste zum Sonntag ...
... haben wir auch heute wieder in einer Fotostrecke zusammengefasst. Der schnellste Weg, um sich auf den aktuellen Stand zu bringen!
Fotostrecke: Formel 1 2022 in Montreal: Das Wichtigste zum SonntagFoto: Motorsport Images
Die wichtigsten Fakten zum Formel-1-Sonntag in Montreal: Wer schnell war, wer nicht und wer überrascht hat - alle Infos dazu in dieser Fotostrecke!Was war das genaue Problem bei Alonso?
Das kann uns Alpine leider (noch) nicht beantworten. "Ich weiß nicht. Er hat sich mitten im Rennen über starke Batterie-Aussetzer beschwert. Es könnte ein Leck im Luftsystem vorliegen, aber das müssen wir uns noch genau anschauen", so Teamchef Otmar Szafnauer bei 'Sky'.
Mit dem Ergebnis ist er übrigens trotzdem zufrieden und erklärt: "Wir hatten uns größere Hoffnungen gemacht. Unterm Strich aber ist [das Ergebnis] sehr gut. Wir kämpfen ja nicht gegen die Topteams. Und wir haben gute Punkte gegen die Teams geholt, die unsere direkten Gegner sind. Also wirklich sehr gut."
Sonderlob für Stroll
Der Kanadier fuhr bei seinem Heimrennen von Startplatz 17 aus noch in die Punkte. P10 klingt nicht nach viel, doch Teamchef Mike Krack erklärt: "Dieser Punkt erzählt nicht die ganze Geschichte."
"Lance ist geduldig gefahren, hat einen extrem langen ersten Stint auf dem harten Reifen gemanagt, um einen Zug von Autos hinter sich zu halten", lobt er und erklärt, Stroll habe den letzten Punkt "verdient".
"Wir hatten eine tolle Strategie für dieses Rennen und ich bin super zufrieden", sagt Stroll selbst, für den P10 (zusammen mit Imola und Miami) gleichzeitig seine persönliche Saisonbestleistung war.
Zhou: Bestes Ergebnis in der Formel 1
Der Chinese fuhr nach Bahrain erst zum zweiten Mal überhaupt in die Punkte und berichtet: "Es war ein ziemlich gutes Wochenende für mich und das Team. Ich bin wirklich glücklich mit P8, denn es ist mein bestes Ergebnis in der Formel 1 bislang."
"Heute haben wir auf der Strecke und bei der Strategie alles richtig gemacht", freut er sich und erklärt, man habe alles aus dem Auto herausgeholt. Für Teamkollege Bottas lief es mit P7 sogar noch etwas besser.
"Alles lief perfekt für mich. Das Timing des Safety-Cars war ideal", grinst er und ergänzt: "Ich freue mich auch für Zhou. Er hatte eine starke Pace und kann aus diesem Wochenende eine Menge Selbstvertrauen ziehen."
Seidl entschuldigt sich bei Fahrern
Die klaren Worte von Norris haben wir ja vorhin schon gehört. Teamchef Andreas Seidl hat Verständnis dafür und erklärt: "Wir haben Lando und Daniel heute nicht das Paket gegeben, das sie verdient haben."
"Wir müssen uns daher bei ihnen entschuldigen", so Seidl, der von einem "sehr enttäuschenden Sonntagnachmittag" spricht. "Es war insgesamt ein hartes Wochenende", resümiert der Teamchef.
Das Auto sei zu langsam gewesen, man habe Probleme mit der Zuverlässigkeit gehabt und dann auch noch einen Boxenstopp verhauen. "Daher haben wir heute keine Punkte verdient", so Seidl selbstkritisch.
Mercedes: Sonderlob für Russell
Zum ersten Mal seit dem Saisonauftakt in Bahrain kam der Brite wieder hinter seinem Teamkollegen ins Ziel. Zuvor war er siebenmal in Serie vor Hamilton gelandet. Von Andrew Shovlin bekommt Russell heute trotzdem ein Sonderlob.
"George hat uns mit seiner Fähigkeit überrascht, im ersten Stint Autos zu überholen", verrät er und erklärt: "Wir hatten uns im Qualifying für einen großen Flügel an seinem Auto entschieden, um zu sehen, was wir bei den nassen Bedingungen gestern erreichen konnten."
"Aber wir hatten erwartet, dass dies im Rennen einen Nachteil darstellen würde. Er konnte dies jedoch dazu nutzen, um in den Kurven zu attackieren, und kämpfte sich bis auf Platz vier durch das Feld nach vorne", lobt Shovlin.
Einen Überblick über alle Qualifying-, Sprint- und Rennduelle findet ihr übrigens hier!
Red Bull immer noch mit Übergewicht
Das hat Helmut Marko im 'ORF' verraten. "Wir sind immer noch übergewichtig und das ist das Negative. Das Positive ist, wenn uns das gelingt, dann ist [das] wieder schon ein beträchtlicher Zeitvorsprung, den wir da gewinnen können", so der Österreicher.
Im Hinblick auf das Gewicht von Konkurrent Ferrari erklärt er: "Ich weiß es nicht von dem Rennen. Aber sie waren bei einem der letzten Rennen einen halben Kilo drüber. Also deutlich weniger wie wir und auch deutlich besser als Mercedes."
Dass es trotz der zusätzlichen Pfunde nun schon zu sechs Siegen in Folge reichte, ist natürlich keine gute Nachricht für Ferrari und Co.
Alonso ...
... führt seine Strafe indirekt übrigens auf die Motorenprobleme zurück. Er gesteht, er habe am Ende des Rennens "Kamikaze" fahren müssen, um im DRS-Fenster von Ocon vor ihm zu bleiben.
"Denn das DRS war meine einzige Sicherheit auf den Geraden danach", erklärt er. Offenbar hat er es dabei dann etwas übertrieben ...
Freispruch für Vettel
Auch die zweite Entscheidung ist da. Vettel wird für den Vorfall hinter dem Safety-Car freigesprochen. Zwar sei er zwischenzeitlich mehr als zehn Wagenlängen hinter das Auto vor ihm zurückgefallen.
Aber am Ende der Safety-Car-Phase habe er wieder aufgeschlossen und das sei entscheidend. Hier die Begründung der Rennkommissare im Wortlaut:
"After initially closing up to the car in front under the Safety Car procedure, for a period of time car 5 did not maintain the 10-car length rule. However, towards the end of the Safety Car period re-closed the gap and then maintained the required position until the race resumption."
"The Stewards also note that there were other drivers who also failed to keep to the 10-car lengths at different times during the procedure but that all were compliant at the end of the Safety Car period. Therefore the Stewards conclude that a penalty for car 5 is not appropriate in these circumstances."
Strafe für Alonso
Das war zu befürchten: Der Spanier hat eine nachträglich Strafe für zu viele Spurwechsel im Duell mit Bottas in der vorletzten Runde bekommen. Fünf Sekunden bedeuten, dass er von P7 auf P9 zurückfällt. Hier die Begründung der Rennkommissare im Wortlaut:
"Between turns 10 and 12, on the penultimate lap of the race, car 14 made repeated changes of direction to defend against car 77 who had to lift at one point and briefly lost momentum."
"Whilst noting the driver’s point that at no stage was any point of car 77 alongside car 14, the Stewards consider this to be a clear breach of the above regulation. The Stewards therefore impose a 5 seconds time penalty in line with that imposed for a similar incident in Australia 2022."
Norris: Alles ist schiefgelaufen ...
Wir bleiben kurz bei McLaren. "Ich denke, heute ist einfach alles schiefgelaufen", winkt der Brite ab und stellt klar: "Das Auto ist einfach nicht gut genug." Tatsächlich sei das Ergebnis heute womöglich sogar hilfreich.
Denn das Resultat zeige schonungslos, "dass wir weit weg sind", so Norris. Man müsse jetzt "sehr hart" an "vielen verschiedenen Dingen" arbeiten. Aktuell sei man vom "Glück" abhängig, um gute Ergebnisse zu holen.
Ein Rennen wie heute, bei dem man kein Glück gehabt habe, zeige dann nämlich, "wo wir wirklich stehen", so Norris. Klare Worte.
Ricciardo: Unauffällig und chancenlos
McLaren zählt mit der heutigen Nullnummer auch zu den Verlierern in Kanada. Ricciardo berichtet, dass er in "einigen DRS-Zügen" festgesteckt habe. "Ich würde nicht sagen, dass wir heute irgendwelche Stärken hatten", so der Australier.
Am Ende sei er eben mitgefahren, habe aber keine Akzente setzen können. Im Hinblick auf das nächste Rennen in Silverstone traut er sich keine Prognose zu, denn die Saison 2022 ist für McLaren bislang ein Auf und Ab.
Ricciardo erinnert daran, dass man in Baku noch mit beiden Autos punktete. Heute dann die doppelte Nullnummer. "Ich habe keine Ahnung", zuckt er die Schultern.