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1991: Wie Ayrton Senna fast bei Benetton gelandet wäre

Ayrton Senna dachte im Mai 1990 ernsthaft darüber nach, McLaren zu verlassen, und wollte einem alten Bekannten in ein neues Team folgen

Der große Ayrton Senna, das weiß man, wollte seine Karriere eigentlich bei Ferrari beenden. Der gelbe Helm im roten Renner, das wäre der Traum vieler Fans gewesen. Eine andere Episode, zu der es nie kam, ist hingegen weit weniger gut dokumentiert. Nämlich dass Senna ernsthaft über einen Wechsel ins Benetton-Team nachgedacht hat, mit dem Michael Schumacher später so erfolgreich war.

Der Brasilianer, damals 27 Jahre jung und noch kein Weltmeister, hat 1987 einen Dreijahresvertrag bei McLaren unterschrieben, für 1988, 1989 und 1990. Über die letzte halbe Million seiner Gage wurden sich er und Teamchef Ron Dennis nicht einig - also überließen die beiden ihren letzten Verhandlungspunkt dem Schicksal. Dennis gewann den Münzwurf (!) und sparte sich eineinhalb Millionen US-Dollar auf drei Jahre.

Das war aber nicht der Grund, warum Senna 1990, im letzten Jahr seines Vertrags, ernsthaft darüber nachdachte, McLaren zu verlassen. Die goldenen McLaren-Jahre mit dem Höhepunkt von 15 Siegen in 16 Rennen 1988 waren nicht nur ein Verdienst des überlegenen Honda-Motors, sondern auch von Designer John Barnard, sozusagen dem Adrian Newey seiner Zeit. Und Barnard war inzwischen bei Benetton.

Der britische Konstrukteur war ursprünglich Dennis' Partner bei McLaren, trat aber früh seine Anteile ab, um private Schulden loszuwerden. Wenn man bedenkt, zu welchem Unternehmen sich die McLaren-Gruppe später entwickelt hat, war das finanziell gesehen im Nachhinein betrachtet ein schwerer Fehler.

Von McLaren über Ferrari zu Benetton

Barnard hatte sich mit Dennis überworfen und im August 1986 einen Vertrag als Technischer Direktor bei Ferrari unterschrieben. Für die Scuderia baute er (von England aus) den legendären (weil in den Augen vieler Fans wunderschönen) Ferrari 640 mit dem ersten semiautomatischen Getriebe im Motorsport. Doch auch bei Ferrari wurde er in politische Grabenkämpfe verwickelt, sodass er im November 1989 hinschmiss, Ferrari den neuen 641 überließ und zu Benetton wechselte.

Was vielen bis heute nicht klar war: Alain Prost kam 1990 von McLaren zu Ferrari - und hatte in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel für den Fall, dass Barnard Ferrari verlassen sollte. Prost machte davon aber nie Gebrauch. Und auch Senna, der Barnard ebenfalls bei McLaren schätzen gelernt hatte, war von den Fähigkeiten des Stardesigners überzeugt. "Il Mago" nannten sie ihn bei Ferrari; den Magier.

Senna war 1990 mit einem Sieg auf dem Stadtkurs in Phoenix in die Saison gestartet. Beim Heimspiel in Interlagos wurde er Dritter, hinter Erzrivale Prost im Barnard-Ferrari und Teamkollege Gerhard Berger. Und beim dritten Rennen in Imola schied er mit einem Radaufhängungsschaden aus. Vor Monte Carlo war seine Stimmung zwar nicht am Tiefpunkt, aber doch so eingetrübt, dass er über einen Teamwechsel für 1991 zumindest nachdachte.

Also rief Senna seinen alten Freund Barnard an und lud ihn am Monaco-Wochenende zum Mittagessen in sein Appartement am Hafen ein. Barnard erinnert sich in der ihm gewidmeten Biografie "The Perfect Car" von Nick Skeens (Sponsored Link: Hier unkompliziert bestellen!): "Er fing an, mich über Benetton auszufragen. 'Jetzt, wo du dort bist, haben die doch Potenzial. Glaubst du, dass ich dorthin wechseln sollte?'"

"Wir sind noch nicht bereit für dich"

Barnard fühlte sich geschmeichelt ob des Interesses des Weltmeisters von 1988, schließlich wurden bei Benetton erste Ergebnisse seiner Arbeit sichtbar. Gleichzeitig befand er sich in einem Streit mit Luciano Benetton und Flavio Briatore, der ihn im September 1989 mit Teamanteilen von Ferrari weggelockt hatte. Die Benetton-Familie wollte, so stellt es die Barnard-Biografie dar, im Konzert der Großen mitmischen, aber nicht selbst dafür ins finanzielle Risiko gehen.

John Barnard und Nelson Piquet

John Barnard galt als bester Formel-1-Designer, als er 1989 zu Benetton kam

Foto: Sutton

Also riet Barnard Senna davon ab, bei Benetton zu unterschreiben: "Nein, Ayrton. Nicht jetzt. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt. Wir sind noch nicht bereit für dich." Der Rest ist bekannt: Senna unterschrieb einen neuen Vertrag bei McLaren und wurde sowohl 1990 als auch 1991 Weltmeister. Erst Ende 1993 verließ er das Team in Richtung Williams.

Barnard ist heute "froh, dass ich ihm das so gesagt habe. Das war professionell gesehen das Richtige. Ich konnte seinen Frust vorhersehen, wenn er wirklich gekommen wäre. Das hätte einfach nicht gepasst." Schließlich warf auch er 1991 entnervt das Handtuch, weil die Benetton-Familie ihren Versprechungen nicht nachkam. Doch es war das von Barnard begonnene Fundament, das später Michael Schumacher zu zwei WM-Titeln führen sollte.

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Mit Bildmaterial von LAT.

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