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23 Sekunden aufgeholt: Wie Lewis Hamilton in Spanien gewinnen konnte

Wie in Ungarn 2019 gewinnt Lewis Hamilton auch 2021 in Spanien mit einer überraschenden Zweistoppstrategie - Wie es dazu kam, erklärt er in der Analyse

Lewis Hamilton gewinnt den Grand Prix von Spanien mit einer strategischen Meisterleistung. Sein 98. Sieg schien zunächst bereits nach dem Start in Kurve 1 in weite Ferne gerückt, doch mit einem zweiten Boxenstopp konnte er Red Bull überraschen und Max Verstappen in Runde 60 (von 66) souverän überholen. Erinnerungen an den Ungarn-Grand-Prix 2019 wurden wach.

"Das war so knapp am Start", beginnt der strahlende Sieger sein Resümee. Hamilton ist nicht entgangen, dass auch Verstappen ein "großartiger" Start gelungen war. Als der Niederländer allerdings die Spitze übernehmen konnte, sei er sofort in einen "anderen Modus" gewechselt, erklärt der Brite.

Er schlüpfte in die Rolle des Jägers und schlich in Verstappens Schatten mit einem konstanten Rückstand von rund einer Sekunde um den Kurs. "Ich war sehr lange knapp dran. Dabei dachte ich aber nicht, dass die Reifen halten würden, aber wir haben es geschafft, sie irgendwie am Leben zu lassen."

Boxenstopp in Runde 42 entscheidet das Rennen

Als Verstappen in Runde 24 schließlich an die Box abbog, fuhr Hamilton unbeirrt weiter. "Es hat natürlich so ausgeschaut, als hätten wir das Rennen nach dem Start verloren. Max war so meilenweit vorn", schildert Toto Wolff seine Gedanken im 'ORF'-Interview.

Der Mercedes-Teamchef erklärt: "Dann haben wir gesehen, dass sein Reifen mehr abbaut als unserer und haben versucht, ein Offset zu kreieren - das heißt, ein bisschen länger draußen zu bleiben. Und das hat sich dann am Ende ausgezahlt. Als Zweiter auf der Strecke kannst du immer mehr riskieren."

Hamilton bog schließlich erst vier Runden nach Verstappen zu seinem regulären Stopp ab, obwohl er schon in Runde 18 erstmals funkte: "Die Reifen werden schlechter". Zwar gab er wenig später Entwarnung, Mercedes holte ihn in Runde 28 dennoch rein.

In 2,7 Sekunden wechselte seine Crew auf einen frischen Medium-Reifen. Und obwohl Verstappen 4,2 Sekunden Standzeit hatte - aufgrund eines Missverständnisses - kam Hamilton aufgrund seines hinausgezögerten ersten Stints zunächst sechs Sekunden hinter dem Red Bull auf die Strecke zurück.

Mit einer schnellsten Rennrunde nach der anderen schmolz der Abstand zwischen den beiden WM-Kontrahenten innerhalb von nur fünf Runden wieder auf unter eine Sekunde. Obwohl der Mercedes-Pilot schnell wieder ins DRS-Fenster fahren konnte, hing er im Heck von Verstappen fest.

Deshalb entschied sich Chefstratege James Vowles am Mercedes-Kommandostand für einen Kniff: Wie schon im Grand Prix von Ungarn 2019 riskierten die Weltmeister und holte Hamilton in Runde 42 überraschend zu seinem zweiten Boxenstopp herein.

Hamilton überlegte: Reinkommen oder Anweisung igonieren?

"Obwohl ein Stopp potenziell besser ausgesehen hat, wusste ich aus Erfahrung hier, dass es sehr schwierig werden würde mit nur einem Stopp", schildert Hamilton und gibt zu: "Ich stand dann im Konflikt, ob ich reinkomme oder die Anweisung ignoriere und draußen bleibe."

Doch lange überlegen musste er nicht. Renningenieur Peter Bonnington erinnerte ihn am Boxenfunk ebenso an das Ungarn-Rennen vor zwei Jahren und meinte auf Hamiltons Frage, wie viel Rückstand er nun habe: "Aktuell 23 Sekunden. Das haben wir schon einmal geschafft."

Am Ende ist klar, dass dies das goldrichtige Manöver und die rennentscheidende Szene war. Doch unterm Helm in Runde 42 war sich der siebenmalige Weltmeister keineswegs sicher: "Nicht sehr" zuversichtlich sei er in jenem Moment gewesen, gibt er später zu.

 

Allerdings wusste Hamilton zu jenem Zeitpunkt bereits: In Barcelona liegt ein recht rauer Asphalt, der sich durch hohe Aggressivität auszeichnet und die Reifen keineswegs schont. "Es ist daher nicht einfach, diese Reifen auf eine so lange Distanz am Leben zu halten. Auch wenn die Strecke deutlich kühler war als im Vorjahr oder auch gestern."

"Daher", ergänzt er, "war es mir recht schnell klar, speziell als ich mich immer rund eine Sekunde hinter Max eingereiht hatte, dass es eine Zweistoppstrategie werden wird. Dann hat mir das Team genau das mitgeteilt und ich meinte nur: 'Nichts Neues [für mich].'"

Seine Aufholjagd auf gebrauchten Medium-Reifen im dritten Stint konnte sich sehen lassen: Bei noch 23 zu fahrenden Runden betrug sein Rückstand auf Verstappen und die Führung exakt 23 Sekunden. Im Schnitt fuhr er zwischen 1,3 und 1,8 Sekunden pro Runde schneller als der Red Bull.

Hamilton wusste: Verstappens Pace ist viel schlechter

"Als ich 20 Sekunden dahinter wieder rauskam, schien [die Spitze] so weit weg. Das war so ein großer Rückstand, den ich aufholen musste. Aber wenn man die Zeitunterschiede sieht - ich bin mittlere 20er-Zeiten gefahren, er mittlere bis hohe 22er-Zeiten", merkt Hamilton an.

Er wusste, er würde genügend Runden zur Verfügung haben, um noch einmal auf Verstappen aufschließen zu können. "Aber ich wusste nicht, ob ich noch ausreichend Pace haben würde am Ende auf dem Reifen. Seine Pace würde aber umso viel schlechter sein."

Hamilton hatte einen Reifenvorteil von 18 Runden frischeren Pneus, den er ausnutzte. Zehn Runden nach dem zweiten Stopp ging er ohne Probleme an Teamkollegen Valtteri Bottas vorbei. In Runde 59 hatte er es dann wieder ins DRS-Fenster des Niederländers geschafft.

 

Selbst Red Bull schien von der Aufholjagd überrascht, denn schon kurz nach Hamiltons zweitem Stopp wurde Verstappen gesagt: "Wenn er so weiterfährt, hat er uns in der letzten Runde." Zu einem Showdown in der letzten Runde sollte es dann aber gar nicht erst kommen.

Denn zum einen drückte Hamilton die Pace mit einer violetten Bestzeit nach der anderen, zum anderen brachen Verstappens uralte Medium-Pneus (insgesamt fuhr er 36 Runden damit) immer weiter ein. So konnte der WM-Führende sich in Riesenschritten und Windeseile annähern.

"Ich werde wohl keine Reifen am Ende mehr übrig haben", warnte er "Bono" am Boxenfunk noch. Doch der Renningenieure antwortete gelassen: "Wir glauben, Verstappen wird noch weniger haben." Da musste auch Hamilton zustimmen: "Das wird er definitiv."

"Das war die perfekte Strategie, ein guter Gamble"

Konkret holte Hamilton nach seinem zweiten Boxenstopp im Durchschnitt knapp 1,4 Sekunden pro Runde heraus. Er brauchte 17 Runden um die Lücke zuzufahren. Daher war es auch keine Überraschung, dass sich Verstappen sechs Runde vor Rennende gegen eine Attacke des Briten nicht mehr wehren konnte.

In Kurve 1 setzte er mit DRS-Unterstützung das entscheidende Überholmanöver zum Sieg. "Das war die perfekte Strategie. Es war ein guter Gamble", freut er sich nach dem Rennen über seinen 98. Karriereerfolg. Das sei aber "Teamwork" gewesen, betont Hamilton.

"Wir waren sehr lange am Abend immer noch hier, und haben die Strategie besprochen, auch gestern Abend und heute Morgen. Und wir haben an alles gedacht. Natürlich hat das bedeutet, dass ich es auf der Strecken richten musste."

 

"Wir haben das in Budapest schon einmal gemacht vor zwei oder drei Jahren", erinnert sich Wolff. "Das ist genau so aufgegangen. Also es macht Spaß, der Jäger zu sein", grinst der Mercedes-Teamchef und meint, dass sei eine der "besseren" Strategien der vergangenen Jahre gewesen.

"23 Sekunden hinter dem Max zu sein, das sieht natürlich nach unheimlich viel aus", weiß er. "Aber es geht so schnell, wenn der Reifen abbaut." Wolff ist im 'Sky'-Interview aber auch wichtig zu betonen: "Es hat am Ende einfach ausgesehen. War es aber nicht, weil die Entscheidung war eine harte."

Die Strategie sei schließlich nur aufgegangen, weil Hamilton "fehlerfrei" geblieben ist.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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