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40 Punkte: Warum Vettel mit dem Rücken zur Wand steht

Wir rechnen vor, wie Lewis Hamilton 2018 Formel-1-Weltmeister werden kann, und analysieren Stärken und Schwächen von Mercedes und Ferrari im WM-Kampf

Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1, 1st position, sand Sebastian Vettel, Ferrari, 3rd position, on the podium

Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1, 1st position, sand Sebastian Vettel, Ferrari, 3rd position, on the podium

Zak Mauger / Motorsport Images

Lewis Hamilton findet nicht, dass seine 40 Punkte Vorsprung auf Sebastian Vettel in der Formel-1-WM 2018 durch Glück entstanden sind: "Als Vettel am Freitag in Singapur in die Mauer gefahren ist, sein Auto kaputt gemacht und dadurch Trainingszeit verloren hat, war das nicht unser Glück. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich mich nicht in solche Situationen bringe."

Tatsächlich scheint bei Mercedes momentan all das zu klappen, was bei Ferrari schiefgeht. Vettel hat mit seinen vermeidbaren Fehlern in Baku, Hockenheim und Monza mindestens die 40 Punkte liegen gelassen, die ihm in der Fahrerwertung fehlen. Und in den letzten fünf Rennen, in denen der Ferrari nach Meinung der meisten Experten das schnellere Auto war, hat er keinen Boden gutgemacht, sondern 48 Punkte auf Hamilton verloren.

"Ich habe nie geglaubt, dass wir das klar schnellste Auto haben, wie die Leute immer sagen", winkt Vettel nach dem enttäuschenden dritten Platz in Singapur ab. "Wir haben die Saison gut begonnen. Dann hat uns im Qualifying etwa eine halbe Sekunde gefehlt. Es war entscheidend, diese halbe Sekunde im Saisonverlauf zu finden, was uns gelungen ist. Das waren jetzt ein paar harte Wochen, aber der Speed ist da. Ich denke, wir sind im Qualifying wie auch im Rennen ebenbürtig."

Aber die Ferrari-Fans fragen sich: Wenn Vettel nicht einmal in Singapur Boden gutmachen konnte, wo Mercedes seit 2015 solche Schwierigkeiten hatte, wie soll das dann erst in Sotschi, Austin oder Mexiko-Stadt klappen? Und wenn Hamilton auch dort vor Vettel ins Ziel kommt, ist zumindest eine Vorentscheidung gefallen. Schon jetzt müsste Vettel rein rechnerisch alle Rennen gewinnen, wenn Hamilton immer Zweiter wird, um Weltmeister zu werden.

"Lewis hat vor Singapur wahrscheinlich nicht damit gerechnet, zehn Punkte gutzumachen, und wir haben nicht damit gerechnet, zehn Punkte zu verlieren", gibt Vettel zu. "Aber so, wie es gelaufen ist, müssen wir das akzeptieren. Wir waren im Rennen ein bisschen langsamer, und das gilt es zu untersuchen. Wir haben nicht alles aus unserem Paket herausgeholt."

Es war eine selbsterfüllende Prophezeiung, als Vettel am Donnerstag gesagt hat, er könne sich momentan nur selbst schlagen. Hamilton hat im Qualifying mit seiner überragenden Pole-Runde den vorentscheidenden Zug gemacht, und Ferrari ist im Rennen unter Druck zerbrochen. Die Entscheidung, Vettel als Ersten reinzuholen und dann auch noch auf Ultrasoft zu wechseln, war falsch.

 

Daraus zu schließen, dass Ferraris Phase mit dem schnelleren Auto jetzt vorbei sei, ist laut Vettel voreilig: "Es ist schwierig, mein Rennen zu analysieren, weil es für mich ein ganz anderes Rennen war als für die anderen. Ich hatte die ältesten und am wenigsten haltbaren Reifen. Insofern ist mein Tempo nicht mit dem der anderen vergleichbar."

Sotschi, Austin und Mexiko-Stadt sind die nächsten drei Rennen. Hätte sich Hamilton den Kalender für die nächsten drei Grands Prix selbst gestalten dürfen, er hätte wahrscheinlich genau diese Strecken ausgewählt.

In Sotschi hat seit der Premiere im Jahr 2014 nur Mercedes gewonnen. In Austin ist das Paket Hamilton-Mercedes seit Einführung der Hybrid-Formel, ebenfalls 2014, ungeschlagen. Und in Mexiko-Stadt wurde die Mercedes-Party nur einmal gestört, 2017, durch Max Verstappen. Bilanz seit 2014 auf den nächsten drei Strecken: Mercedes zehn Siege, Ferrari null.

Aber Vettel glaubt daran, den Spieß schon in zwei Wochen umdrehen zu können: "Russland", sagt er, "wurde in den vergangenen Jahren immer besser für uns. Die Strecke sollte uns ganz gut liegen. Und ich glaube nicht, dass wir eine der Strecken, die noch kommen, fürchten müssen. Unser Auto funktioniert überall. Das ist dieses Jahr eine unserer Stärken. Insofern habe ich keine Angst vor dem, was noch kommt."

Auch nicht vor Hamilton? Der viermalige Weltmeister scheint seit der Sommerpause - wie schon 2017 - zu Höchstform aufzulaufen. "Er verwandelt sich zu diesem Zeitpunkt im Jahr in eine Maschine", lacht Mercedes-Technikchef James Allison. "Sein Fokus und seine Freude heben sein Level noch einmal an. Es ist eine Freude, ihm dabei zuzusehen."

Hamilton scheint immer dann am stärksten zu sein, wenn er am meisten herausgefordert wird. Das Ziel, vor Vettel den fünften Titel zu gewinnen und mit Fangio gleichzuziehen, scheint ihn mehr anzutreiben, zu pushen, zu beflügeln. Und auch wenn immer ein bisschen Hollywood mitschwingt, wenn er sich für Twitter oder Instagram filmen lässt: Die ganz großen Momente, die ganz großen Emotionen sind es, die aus Hamilton das Beste herausholen.

Neben dem Vertrauen in ein Team, mit dem er drei seiner vier WM-Titel gewonnen hat. Der Motorschaden von Malaysia 2016, wahrscheinlich der Grund für seine Niederlage gegen Nico Rosberg in jenem Jahr, sitzt immer noch. Aber Mercedes zeichnet aus, aus solchen Fehlern zu lernen und aus Niederlagen nur stärker zu werden.

 

"Ich glaube an dieses Team", sagt Hamilton. "Mir ist schon klar, dass immer was schiefgehen kann, aber die Zuverlässigkeit war dieses Jahr wenn auch nicht perfekt, dann doch sehr gut. Das ist besser geworden. Zu sehen, wie das Team auf Probleme reagiert, ist unglaublich ermutigend. Letztendlich verstehen wir das Auto mit jedem Problem noch besser."

Düstere Aussichten für Vettel, denn ohne zumindest einen Ausfall wird diese WM für ihn schwer zu gewinnen sein. Geht man davon aus, dass Hamilton noch mindestens eins der letzten sechs Rennen gewinnen kann (eine konservative Schätzung), würden ihm in den übrigen fünf schon zwei zweite und drei dritte Plätze reichen, um den Titel zu fixieren.

Rechenspiele, auf die man im Mercedes-Camp nichts gibt. "Formel 1 ist nicht reine Mathematik. Das ist Racing, alles kann passieren. Wir haben in Österreich gesehen, wie schnell es gehen kann", relativiert Teamchef Toto Wolff. "Wir dürfen den Fuß nicht vom Gas nehmen. Ich muss auf Holz klopfen, dass uns nichts passiert. Aber wenn wir weiterhin so abliefern, dann wird die Weltmeisterschaft zu unseren Gunsten entschieden."

Auch Hamilton lässt den Taschenrechner noch in der Schublade: "Es bringt doch nichts, auf die nächsten Rennen zu schauen und zu überlegen, welches Ergebnis wir hier brauchen und welches da. Meiner Meinung nach muss ich versuchen, jedes Rennen zu gewinnen. Ganz einfach! Darauf konzentriere ich mich."

"Es wird Wochenenden geben, da werden wir den Komfort haben, dass wir stärker sind, und es wird Wochenenden geben, da werden wir wissen, dass wir hinten liegen. Aber wir müssen auch dann daran glauben, dass wir gewinnen können. Ich schaue nicht auf die Punkte. 40 Punkte Vorsprung zu haben, ist eine schöne Sache. Aber es ist nicht vorbei, solange es nicht vorbei ist", sagt er.

"Ich glaube an mein Team und ich bin fest davon überzeugt, dass wir den festeren Zusammenhalt haben. Ich habe die schlauesten Leute um mich, und die liefern auf höchstem Niveau ab. Ich auch. Das machen wir jedes Wochenende. Dann können die anderen tun und lassen, was sie wollen. Wir werden weiter demütig unsere Arbeit machen. Und wenn sie darauf dann eine Antwort haben, dann soll es so sein. Den Kampf nehmen wir an."

Zum Zünglein an der Waage könnte im WM-Kampf Red Bull werden. Vettel käme ein Gegner, der sich regelmäßig zwischen ihn und Hamilton drängen kann, gelegen. In Singapur war es freilich genau andersrum: Verstappen hat Vettel drei Punkte weggeschnappt. "Red Bull", sagt Wolff, "war hier ein echter Faktor." Pro Hamilton.

Vor Ort in Singapur haben Jonathan Noble und Adam Cooper recherchiert

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